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Die Songs der Anderen

 

Jasmine van den Bogaerde ist 15 Jahre alt und ein YouTube-Star. Als Birdy wurde sie mit Coverversionen bekannt, jetzt hat sie ein Album draus gemacht.

© Warner Music Group

Coverversionen haben nicht gerade den besten Ruf. Als Mittel, Aufmerksamkeit zu schaffen, durchaus gängig, im Ausnahmefall immerhin geduldet, schmälert es die Reputation doch sehr, wenn sie zum Strukturmerkmal werden. Coverband? Kirmesband!

Es sei denn, jemand interpretiert das Ausgangsmaterial so eigenständig wie Jasmine van den Bogaerde. Unter dem Künstlernamen Birdy eignet sich die Britin auf dem gleichnamigen Debütalbum zehn chartsferne Songs von The XX über Bon Iver bis hin zu den Fleet Foxes an. Sie macht mit ihnen etwas, das derlei Kopismus nachhaltig adelt: Sie lässt das Original vergessen, ohne es zu verhunzen.

Ob Rockballade, Indiepop, Countryfolk oder Elektronisches – was immer die gefühlvolle Pianistin anpackt, es erhält durch das betörend Spröde, das tiefgründig Ausbalancierte ihrer Stimme eine unvergleichliche Kraft. Das einzige selbst komponierte Stück Without A Word lässt hoffen, ihr Auftakt könnte ein Indiz entstehender Individualität sein.

Dass Birdy bisweilen dick aufträgt, dass sie in der Tradition von Kate Bush oder Tori Amos steht, kann man ruhig aufs Alter schieben: Mit 15 hat man schließlich noch Ideale. Wer jugendlicher Unbekümmertheit etwas abgewinnen kann, sollte ihr das umgekehrt nicht zur Last legen. Birdy ist Birdy, weil sie das Andere eigenartig macht. Viel mehr kann man von Coverversionen kaum erwarten.

„Birdy“ von Birdy ist erschienen bei Warner Music.

Aus der ZEIT Nr. 15 /2012