Beim Sónar in Barcelona tritt Lana Del Rey im abendlichen Vorprogramm auf. Weißes Kleid, weiße Schuhe, weißes Hollywood. Irgendwie nicht ganz überzeugend.
Es ist 23 Uhr und das Messegelände von Gran Via füllt sich sehr langsam. Noch läuft das Vorprogramm, Autoscooter fahren, Pizza bestellen, antizyklisch auf Toilette gehen. In der großen Halle, dem SonarClub, ballert schon zu so früher Stunde der Brasilianer Amon Tobin aus Technokanonen. Zu hart? Dann das plüschige Kontrastprogramm bei Lana Del Rey.
Das SonarPub ist etwa zur Hälfte voll, als sie um 23.45 Uhr auf die Bühne stöckelt. Weißes Kleid, weiße High Heels, kunstvoll angesteckte Haarteile. Im Rücken ein Streichquartett, einen Konzertflügel, ein Bassist und natürlich ihre berühmten Videoclip-Collagen. Lana del Reys Ästhetik hat ungefähr die Sinnlichkeit einer Ballantines-Werbung. Das reicht, um eine Menge Mädchen und Jungen zu begeistern. Sie singen jede Textzeile mit. „I Love you„, kreischen sie, die Herren wohlgemerkt, als Lana sich in den Bühnengraben heben lässt, um Teil dieser unglaublichen Energie zu werden. Als könne sie nicht begreifen, dass sie sie selbst erzeugt.
Natürlich möchte man ihr diesen Glamourtrash glauben, dieses Stilgefühl muss echt sein, und natürlich hat sie besten Sex auf der Welt. Aber irgendwie ist die Inszenierung vom kaputten Hollywoodgirl doch zu perfekt, um wahr zu sein. Lana Del Rey ist immer kleiner als ihre Bilder. Das Publikum gerät in Rage, wenn sie im weißen Badeanzug in Großaufnahme im Leinwandvideo erscheint.
Nicht wenige allerdings wenden sich ab und quatschen: „Boring!“ Sie haben nicht ganz unrecht.