Max Schröder ist eine coole Sau. Als Schlagzeuger von Tomte und Ehemann von Heike Makatsch bekannt, hat er jetzt mit kumpelhafter Raspelstimme ein Soloalbum eingesungen.
Dass Max Schröder ein ganz guter Typ sein muss, das war ja schon länger klar. Zeitweise hat er in jeder zweiten deutschen Band mitgetan, die was taugte, hat mal Schlagzeug gespielt, mal Gitarre, mal was anderes. Dann hat er auch noch zusammen mit einer gewissen Heike Makatsch zwei Kinder gezeugt, ohne auch nur ansatzweise der Versuchung zu erliegen, das Privatleben karrierefördernd dem Boulevard preiszugeben. Und nun, als wäre das alles nicht schon klasse genug, zeigt er sich auf seinem neuen Soloalbum Max Schröder & das Love auch noch als begnadeter Songschreiber und ziemlich großartiger Sänger.
Schon seine Diskografie liest sich wie eine sehr geschmackvolle Auswahl aus dem erinnerungswürdigen deutschen Popschaffen der vergangenen beiden Jahrzehnte. Nach einer Sturm-&-Drang-Zeit in der zu Unrecht vergessenen Punkband Queerfish wurde Schröder zu Der Hund Marie, um der Plaudertasche Olli Schulz die nötige musikalische Rückendeckung zu verschaffen.
Dann musste der auf vielen verschiedenen Instrumenten Begabte bei Tomte immer gerade denjenigen ersetzen, der ausgestiegen war. Er schauspielerte im Film Keine Lieder über Liebe einen Trommler, also weitgehend sich selbst, und lernte dabei Heike Makatsch kennen. Er gründete mit Francesco Wilking und Moritz Krämer das All-Star-Projekt Die höchste Eisenbahn, spielt für die Hardcore-Legende Walter Schreifels oder Bernadette La Hengst und sitzt neuerdings auch für die Soul-Hoffnung Leslie Clio am Schlagzeug.
Bei all diesen Aktivitäten, die hier sicherlich nicht vollständig aufgeführt sind, blieb der mittlerweile 39-jährige Schröder immer im Hintergrund. Er war der bärtige Kerl, der bestenfalls durch Sachkompetenz auffiel. Folgerichtig hat er Max Schröder & das Love nahezu allein eingespielt – wie schon sein vor sieben Jahren erschienenes Solo-Debüt Hooligans & Tiny Hands unter dem Pseudonym Der Hund Marie.
Nun rumpelt der Rhythmus gemütlich, die Gitarren schubbern schön altmodisch und das Klavier torkelt tatsächlich so betrunken, wie Schröder das im Auftaktsong Schiffbruch verspricht.
Nicht nur dieses Lied singt er mit einer Raspelstimme, die einerseits eine bärtige Kumpeligkeit ausstrahlt, andererseits aber auch unsicher wirkt, wenn sie immer wieder beinahe bricht. Obwohl er sagt, „ich bin kein moderner Mann“, findet Schröder doch zielsicher genau jenen Tonfall, hinter dem sich eben jener Mann zu verbergen scheint, den der moderne Feminismus einklagt. Jenes Wundertier, dem die Quadratur des Kreises gelingt, der sich um die Kinder kümmert, kochen kann, trotzdem kein Weichei ist, erfolgreich im Beruf, außerdem noch prima aussieht und bei Bedarf auch genau die richtige Portion knorriger Männlichkeit servieren kann.
Diese Quadratur des Kreises gelingt Schröder nicht nur im Klangbild, sondern auch in seinen Texten, in denen er mal eben das verunsicherte Männlichkeitsbild seiner Generation amüsant in Szene setzt, im nächsten dann seiner Liebsten ein Denkmal für die Ewigkeit baut. Mal errichtet er einen ironischen Sicherheitsabstand zur Milchschaumkultur, dann verzweifelt er glaubhaft an den Anforderungen des modernen Lebens.
Kurz gesagt: Max Schröder ist eine coole Sau. Fragt sich nur, wie lange noch. Denn Max Schröder & das Love ist so großartig, dass er nun womöglich bald ins Rampenlicht treten muss. Also genau dorthin, von wo sich Schröder bislang tunlichst fern gehalten hat. Aus gutem Grund: Im Hintergrund ist es doch ein wenig einfacher, ein klasse Typ zu bleiben.
„Max Schröder & das Love“ ist erschienen bei Meekalonious Pip/Rough Trade.