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Fantastisch, genial, famos, jawoll!

 

Keine Band kann es besser als Franz Ferdinand: So atemberaubend wie ihre Konzerte ist auch das neue Album, mit dem die Glasgower den Kreis zu sich selbst schließen.

© Andy Knowles
© Andy Knowles

Das Kreuz der Veränderung lastet zuweilen schwer auf dem Erfolg des Schönen, Guten, Besseren. Wer ein so furioses Debütalbum wie Franz Ferdinand vor fast zehn langen Jahren hingelegt hat, der ist fortan gestraft vom Druck der Masse, sich treu zu bleiben und gleichsam ständig neu zu erfinden. Dieser Schizophrenie sind beileibe schon schlechtere Musiker erlegen als Alex Kapranos, Nicholas McCarthy, Paul Thomson und Robert Hardy.

Und doch haben auch sie sich bemüht, haben den Postpunk ihres Erstlingswerkes auf dem anschließenden You Could Have It So Much Better erst sanft nachgehärtet, sodann im ruhigeren Tonight: Franz Ferdinand rückwärts in die Digitalität gesampelt, haben dabei das Neue weder auf den Trümmern des Alten errichtet, noch das Bestehende bloß reproduziert und sind dennoch zu jeder Zeit die ungekrönten Könige des Britrock geblieben. Die besten ihrer Art sogar, vielleicht eine der fantastischsten Bands überhaupt, deren Konzerte nur deshalb nicht niedergekreischt werden, weil sie dem Publikum mit ihrer perfekten Show schlichtweg den Atem rauben (nicht aber die Kraft zum unablässigen Pogo).

Man könnte das Werk der vier Glasgower also in drei kurze Begriffe fassen: richtige Gedanken, richtige Worte, richtige Taten. Und es ist gewiss kein Zufall, dass sich ihr aktuelles Album exakt so übersetzt: Right Thoughts, Right Words, Right Action.

Die meisten der zehn Stücke darauf sind nicht nur weitere Geniestreiche dessen, was mit attributiven Vor- und Nachsilben von Brit über Punk bis Pop nur unzureichend beschrieben wäre. Sie führen Franz Ferdinand auch selbstbewusst zurück zum Anfang, zu sich selbst. Um sich treu zu bleiben, sollte man sich verändern, sicherlich. Aber wessen Œuvre in derart starken Wurzeln fußt, darf sie ruhig jederzeit ausgraben und neu verpflanzen.

Es beginnt schon mit dem famosen Titelsong. Er verdeutlicht alle kreative Kraft des Augenblicks textlich wie musikalisch mit einer schwingenden Dynamik, die zeigt, was Franz Ferdinand so vom independenten Mainstream zwischen den Libertines und Arctic Monkeys unterscheidet: die kompromisslos anspruchsvolle Versöhnung des untanzbaren Rock mit dem unerträglichen Dance, von Disco und Druck, Uptempo und Intellekt, von – kein Witz – Chanson und Heavy Metal.

Mit Alex Kapranos‘ nasal proklamierender Gesangsstimme an der Bühnenkante setzt sich diese eigene Kunstform Song für Song fort – vom sachte treibenden Love Illumination übers schlichtweg geniale Stand On The Horizon mit seinen flirrenden Bläsereinsätzen unterm glitzernden Matinée-Chorus bis hin zum Strokes-artig beschleunigten Powerpop Bullet.

All dies macht Right Thoughts, Right Words, Right Action zur ausgefeiltesten Klammer zwischen Disco, Wave und Postpunk seit Human League, The Smiths oder, genau, Franz Ferdinand. Die haben sozusagen den eigens geschaufelten Graben zwischen sich und ihrer selbst geschlossen und rocken den Pop wie am ersten Tag. Was belegt: Derzeit kann keine Band dieses Genre besser als diese.

„Right Thoughs, Right Words, Right Action“ von Franz Ferdinand ist erschienen bei Domino