Metal-Fans, lasst die Finger von Ugly Kid Joe! Nach 17 Jahren kehrt die alte Funpunkfusionhardrockband mit einem neuen Album zurück und diskreditiert sich zum No-Hit-Wonder.
Echte Metal-Fans sind bisweilen genügsame Leute. Ein paar Bratriffs aus turmhohen Boxen, das Dosenbier zur Linken, die Rechte zur devil’s hand, dazu eifrig Matte schütteln, vornehmlich mit festem Bodenstand – fertig ist das Hard-’n‘-Heavy-Erlebnis.Echte Metal-Fans, könnte der Umkehrschluss lauten, sind also leicht zu überfordern. Weil das natürlich ein Klischee ist, weil womöglich gerade Metal-Fans ein durchaus feines Gespür für die Nuancen einer Musik haben, die für Außenstehende am Ende ja doch nur die permanente Wiederholung drei unterschiedlich verzerrter Akkorde ist, weil selbst die aber zuweilen das Publikum in Wacken zu Jubelstürmen hinreißen, sei hier also besonders den qualitativ verunsicherten Metal-Fans eine Warnung ausgesprochen: Finger! Weg! Von! Ugly! Kid! Joe!
Es ist gut gemeint. Ehrlich.
Denn Ugly Kid Joe, ein vergängliches Phänomen der frühen neunziger Jahre, in denen Surfrock und Funpunk für paar Jahre lang hitparadentauglich vermarktet wurden, sind zurück. Und das ist keine gute Nachricht. War ihr furioser Hüpfkracher Everything About You seinerzeit noch die Quintessenz unterhaltsamer Funkfusionträume großer Jungs, eine Art Ejaculatio praecox verspielter Renitenz im Rockbiz (sehr kurz unterhaltsam, wenig nachhaltig), so kommt das personell umgestaltete Quintett nun als Altherrenband daher, die sich nicht mal mehr die Mühe macht, ihren Vergreisungsprozess mit Harley oder Nietenlederjacke zu konterkarieren.
Nein, der Sänger With Crane trägt sein Basecap wie vor 20 Jahren umgedreht auf dem vollen Haupthaar und arbeitet zwanghaft an der Auflistung sämtlicher Versatzstücke uninspirierten Hard Rocks. Unter dem verstörend berechenbaren Titel Stairway to Hell rührt das Gründungsmitglied Klaus Eichstadt Gitarrenriffs darunter, die Ugly Kid Joe anno 1992 wohl selbst zu bieder gewesen wären, um sie auch nur zu ironisieren. Der Rest dekliniert die einst richtungsweisenden Elemente des Crossover so lieblos durch, dass selbst der genügsamste Metaller Alice Cooper für die Innovation der Zukunft hält.
Das alles wäre schon schlimm genug, gäbe es nicht am Ende des Albums noch eine dreiteilige Zugabe, die zu Beginn den alten Cover-Hit Cats in the Cradle mit Countryattitüde in einer furchtbar altbackenen Akustikversion covercovert, die ästhetisch ungefähr so fluffig reinläuft wie ein wirksames Abführmittel. So diskreditiert sich das ehemalige One-Hit-Wonder ganz lässig zum No-Hit-Wonder, das sich nach zwei leidlich erfolgreichen Nachfolgern des Gold-Debüts nicht zu schäbig war, ein Best-of-Album zu veröffentlichen.
Dass Metal-Fans selbst an solch redundantem Antiquariatsrock immer noch Spaß haben, belegt zwar eine beigelegte Live-DVD jüngeren Datums. Doch auf der Bühne, keine Frage, lässt sich in der richtigen Stimmung eben zu nichts besser schütteln als solide dargebotenem Heavy Metal ohne Sperenzchen. Das zugehörige Album hätten sich Ugly Kid Joe herzlich sparen können.
„Stairway to Hell“ von Ugly Kid Joe ist erschienen bei UKJ Records/Metalville.