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Aus Vaters Schatten

 

Leonard Cohens Sohn Adam muss sich nicht verstecken: Er singt und spielt seine ruhigen Gitarrensongs „Like A Man“, der Respekt verdient hat.

© Shayne Laverdiere

Für eine Beziehung ist es entweder Segen oder Fluch: den Partner so gut zu kennen, wie niemand sonst auf der Welt. Der Kanadier Adam Cohen hat darüber ein wunderschönes Lied geschrieben. Zur Akustikgitarre erzählt er in What Other Guy, dass er sie mit geschlossenen Augen zeichnen kann. Jeden ihrer Lieblingsfilme kennt. Weiß, wen sie als Erstes geküsst hat. Das ist anrührend, weil es ehrlich klingt. Und spätestens, wenn er im Refrain Oh, Anne singt, erinnert das Stück im Dreiertakt auch an So Long, Marianne.

Wie Jakob Dylan, Rufus Wainwright und andere Musikersöhnen steht Cohen immer neben einem Elefanten: Es ist verlockend, ihn an seinem Vater Leonard zu messen. An der Folklegende, seit mehr als vierzig Jahren wie heilig verehrt. Halten Adams Texte dem Vergleich stand? Hört man der Stimme die Verwandtschaft an? Sicherlich ist ihm ein Stein vom Herzen gefallen, als Cohen senior das Album lobte.

Doch all das spielt keine Rolle, denn Like A Man klingt eigenständig, ohne seine Einflüsse zu leugnen. Mit warmem Bariton singt der 39-Jährige von der Liebe, ihren Licht- und Schattenseiten. Alles sehr ruhig, melancholisch und wohldosiert: Neben den Gitarren manchmal ein Streichquartett, eine Hammondorgel, Klavier, Harmonium, Kontrabass. Ein Schlagzeug fehlt, ohne dass man es vermisst. Und wie schon beim Vater singt die großartige Jennifer Warnes im Hintergrund.

Adam ist fünf, als sich Leonard Cohen von Suzanne Elrod trennt. Er wächst bei seiner Mutter in Frankreich und Griechenland auf, wendet sich früh der Musik zu. Mit siebzehn arbeitet er als Roadie, gründet später in Kalifornien die Rockband Low Millions. Sein Debüt von 1998 lässt Kritiker aufhorchen, wird aber kein Erfolg. Genauso wenig wie das französischsprachige Melancolista. Die Geburt seines Sohnes im Februar 2007 motiviert ihn zu einem dritten Versuch.

Bislang nur in Nordamerika bekannt, hat Cohen es durchaus verdient, mit dem beeindruckenden Like A Man auch jenseits des Atlantiks Gehör zu finden. Produziert von Madonnas Mastermind Patrick Leonard (nomen est omen), klingt das Album wohltuend unzeitgemäß. Warm, analog, organisch. Für die Aufnahmen hatte Cohen nur drei Versuche, musste gleichzeitig singen und Gitarre spielen. Keine Click Tracks, kein exzessives Overdubbing. Und auch kein Eremitenbart. Hip wirken möchte der Singer-Songwriter aus Montreal nicht.

Zugegeben: Manche Stücke sind schwer voneinander zu unterscheiden. Vereinzelt erinnert Cohen mehr an Joshua Kadison als an den Papa. Und richtige Gänsehautmomente sind selten. Aber wie er seine Stimme und die zumeist gezupfte Konzertgitarre zu maximaler Wirkung entfaltet, ist wirklich bewundernswert. „Let’s pretend that we’re happy“ fleht er zum Tamburin und ertränkt den Liebeskummer im Whiskey. „Love is overrated„, proklamiert er mit einem Augenzwinkern, verbeugt sich kurz vor McCartneys Eleanor Rigby. Und wer heute ironiefrei „I love you“ singen kann, ohne dass es kitschig wirkt, hat allein dafür schon Respekt verdient.

„Like A Man“ von Adam Cohen ist erschienen bei Cooking Vinyl.