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Australiens Streiter für den Indierock

 

Zwei Jungs, zwei Mädels, eine Rockkoalition: Die Musik der Jezabels lebt von inneren Spannungen. Jetzt ist ihr Debütalbum namens „Prisoner“ erschienen.

© PIAS Recordings

Kreativsein heißt Streiten – zumindest bei den Jezabels. Dass es mal kracht, während ihre treibende Rockmusik entsteht, sind sie gewohnt; es stört sie nicht weiter. Ihre konstruktiven Diskussionen fruchten in Kompromissen aus den Vorstellungen der zwei weiblichen und zwei männlichen Mitglieder. Das ist es, was sie suchen: Ein Resultat als Schnittmenge unterschiedlicher Einflüsse.

Die Sängerin Hayley Mary ist vom Pop der Siebziger und Achtziger geprägt, die Keyboarderin Heather Shannon wuchs mit Klassik auf, der Schlagzeuger Nik Kaloper saß zuvor an den Trommeln einer Metal-Band und der Gitarrist Samuel Lockwood fand seine Vorbilder im amerikanischen Country.

The Jezabels – Try Colour

Der Respekt gegenüber abweichenden Vorstellungen gibt dem Rock der Jezabels seine spannende Dynamik. Jedem ist es erlaubt, seinen Individualismus so auszuleben, dass ein Miteinander und kein Einheitsbrei entsteht. Diese gleichberechtigte Musikerkoalition ist vielleicht deshalb nur möglich, weil die vier Australier seit Beginn ihrer parallel zur Uni gestarteten Karriere unabhängig geblieben sind. Ihnen quatscht keiner hinein. „Die Labels fragten zwar an, konnten uns aber nicht mehr viel bieten“, sagt Heather. „Eine Fanbase hatten wir uns längst aufgebaut. Wieso dann noch binden und die kreative Kontrolle verlieren?“

Der Sound der Jezabels hat sich seit der ersten von drei EPs (The Man Is Dead Februar 2009, She’s So Hard November 2009, Dark Storm Oktober 2010) nicht erst entwickelt, sondern war in seinen Grundfesten schon immer vorhanden. Hayleys mädchenhafte Stimme ist wandelbarer geworden, die Drums eskortieren sie nun mit lauten, konturstarken Rhythmus-Schlägen. Dieses spielerische Zwiegespräch hat sich als Hauptmerkmal der Jezabels gefestigt und rückt erhebende Songs wie Long Highway, Nobody Nowhere, Catch Me aber auch die beiden Singles Endless Summer und Try Colour nahe an den Hardrock. Die Harmonie von Gitarrenwänden und flotten bis süßlichen Keyboard-Melodien wirkt progressiv und führt während eines Liedes zu gleich mehreren Höhepunkten.

The Jezabels – Violent Dream

Trotz der Ohrwurmqualitäten der 13 Stücke beweisen die Jezabels immer wieder, wie wenig sie sich um Konventionen scheren – am meisten im Titelsong Prisoner, der das Debütalbum dramatisch eröffnet: Nachdem sich Orgelharmonien episch ausbreiten, legt Hayley langsam los, mehr gesprochenen als gesungen. Dazu poltert ein Rhythmus, wild und entfesselt, bis Keyboards und Gitarren zum Gesang ein Inferno einläuten. So fängt man kein Album an, es sei denn, man kann es. Passend ist auch das Thema der Liedtexte, das sich durch das gesamte Album zieht: das Gefangensein. Die Jezabels, die in Deutschland nun bei Pias unterschrieben haben, bleiben zuhause weiterhin Indie. Und für diese Freiheit wollen sie streiten.

„Prisoner“ von The Jezabels ist erschienen bei Pias/Rough Trade.