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Betörende Durhaftigkeit

 

Die hessische Gruppe Pillow Fight Club hat ein Manifest musikalischer Schönheit vorgelegt: Ihr Album „About Face And Other Constants“ ist schlüssig, aber nicht zu gefällig.

© Hazelwood
© Hazelwood

Nun vergessen wir mal das ganze Promogefasel. All die verstiegenen Werbeworthülsen von „radikalem Existenzialismus“, „faustischen Doppel-X-Reflektionen“ oder „omnipräsentem Reduktionismus der Zeitgeistapostel“. All die schwülstigen Worten, die diese kleine, feine Band aus dem Hessischen umschreiben sollen: Pfauengehabe.

Schließlich sind Pillow Fight Club ganz konventionell aufgestellt. Junge 1: Schlagzeug/halblanger Seitenscheitel, Junge 2: Gitarre/halblanger Seitenscheitel, Mädchen 1: Bass/ganzlanger Seitenscheitel, Mädchen 2: Gesang/ganzlanger Seitenscheitel – geht’s noch klischeehafter?

Pillow Fight Club erfinden nichts neu auf ihrem zweiten Album About Face And Other Constants. Sie ordnen die Musikalität indierockiger Klänge nicht um, liefern uns keine lyrischen Zugangscodes zum besseren Verständnis der Avantgarde, selbst den Elektroclash hinter den angenehm orchestrierten Rockzitaten hat es schon mehrmals gegeben.

Nein, nein – Pillow Fight Club machen einfach sehr guten Pop mit ein paar schwierigen, popfeindlichen Einschlüssen. Synthiefrickeleien etwa wie aus dem Computerspiel oder Texte, die keinen größeren Sinn ergeben, weil Sinn irgendwie nach dem Mainstream klingt, der geschmacksbewussten Menschen so suspekt ist.

Everybody knows/that you dance like a fuck/as you fuck like a duck„, das ist nicht mehr und nicht weniger als das, was der Titel des Liedes zum Ausdruck bringt: „Not interesting„. Aber was soll’s? Es ist eben auch hübsch anzuhören, ohne semantischen Mehrwert und hat in seiner doppelstimmigen Zartheit gar eine Botschaft im Gepäck: ein Manifest musikalischer Schönheit ein paar Millimeter abseits gängiger Schönheitsideale.

Denn da passt alles zusammen, ohne gefällig zu sein. Beige GT stecken drin, Yo La Tengo vielleicht oder Chicks On Speed. Wer nachsichtig vergleicht, mag sogar ein bisschen Sonic Youth finden. Ihnen allen treiben Pillow Fight Club die Disharmonien aus und vereinen sie in betörender Durhaftigkeit. Sicher, ab und an steuert Manuel Lukas einen zurückhaltenden Offbeat dagegen, hier und da verzerrt Thorsten Kolotzek seine glockengleichen Riffs zaghaft, gelegentlich rutscht Valentina Trovatos eingängiges Falsett in tonlosen Sprechgesang, und der Bass führt das Ganze den 120 Beats per Minute entgegen. Insgesamt aber gibt es wenig Störendes, keine krummen Gedanken, kaum Extravaganz.

Wenn sich ein Tempostück wie Try To Lose Again in seinen Zwischentönen verliert, findet der Hörer mit dem balladesken Hideout im Anschluss sicher wieder heim. Es geht um Wohlklang – und das ist doch mal was im globalen Pop, der so sehr auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen ist, dass er sie eigentlich nur noch im Optischen findet.

Davon haben Pillow Fight Club nicht viel zu bieten, und das haben sie auch gar nicht nötig.

„About Face And Other Constants“ von Pillow Fight Club ist erschienen bei Hazelwood/Indigo.