Drei Rockstars tun sich zusammen und bilden eine Superband. Was Them Crooked Vultures allerdings jetzt veröffentlicht haben, ist leider nicht mehr als die Summe der einzelnen Teile.
Zu den seltsamsten Blüten des Rock gehört die Supergroup. Seltsam, weil solche Zusammenrottungen von Musikern, die bereits in anderen Zusammenhängen sehr erfolgreich waren, in künstlerischer Hinsicht selten super sind: Sie klingen oft so überspannt, wie sich vermutlich ein von Philip Roth, John Updike und Thomas Pynchon gemeinsam verfasster Roman lesen würde.
Man kann Kreativität eben nicht einfach addieren wie eine Rechnung. Dass Them Crooked Vultures es trotzdem versuchen, ist angeblich einer Party zu verdanken, auf der die hochdekorierten Rockveteranen Josh Homme (Kyuss, Queens Of The Stone Age), Dave Grohl (Nirvana, Foo Fighters) und John Paul Jones (Led Zeppelin) gemeinsam kifften.
Erster Höreindruck des schlicht Them Crooked Vultures betitelten Debüts – wuchtig. Das meiste klingt wie Rohmaterial für ein weiteres Album von den Queens Of The Stone Age. Mit seinem gewohnt gelangweilten Gesang und den dickflüssigen Gitarrenläufen hat Josh Homme dem Projekt deutlich seinen kreativen Stempel aufgedrückt.
Zweiter Höreindruck: Das muss nichts Schlechtes bedeuten. Wirklich spannend wird die recht konventionelle Musik sogar, wenn man die Gitarrenriffs im Vordergrund für einen Moment Gitarrenriffs sein lässt – und einen Blick auf das schlagende Herz des Ganzen erhascht, die Rhythmusgruppe aus Dave Grohl und John Paul Jones. Als Sänger und Gitarrist der Foo Fighters längst Garant für Durchschnittliches, gehört Grohl als Schlagzeuger noch immer zu den härtesten, schnellsten und kompaktesten Handwerkern seiner Zunft. Dem setzt Jones seine akademisch geschulte Arbeit am Bass entgegen, seine subtil virtuosen Arabesken, mit denen er selbst den bleischwersten Blues in den Zustand der Schwerelosigkeit versetzen kann.
Hier stimmt, wie man so sagt, die Chemie: Punkrock reagiert explosiv mit Progrock zu aggressiver Dynamik, bei der es immer um den Sound, nie um den Song geht. So sehr diese Musikermusik technisch zu beeindrucken vermag, so wenig kann sie wirklich berühren. Es fehlt der magische Mehrwert, den jede echte Supergruppe abwerfen muss, wenn sie mehr sein will als eine bloße Partylaune. Zu hören ist ein Trio, das leider nur exakt der Summe seiner Teile entspricht, und das ist am Ende zu wenig – auch wenn es sehr große Teile sind.
„Them Crooked Vultures“ ist erschienen bei RCA/Sony.
Dieser Text ist abgedruckt im Musikspezial der ZEIT Nr. 49/2009.