Das Sonntagsfrühstück! Knusprige Aufbackbrötchen, Marmelade drauf, frischer Kaffee. Kein Knoppers, das um halb zehn hektisch verschlungen wird. Keine traurige Restplörre aus der Thermoskanne. Nein, am Sonntag schmilzt die Butter auf dem Croissant. Die Musik, die dazu läuft, muss zuckersüß sein. Gemütlich und keinesfalls einschläfernd soll sie in den Tag geleiten.
Benny singt … zu Hause. Ein zotteliger Bärenmensch mit Vollbart und Schlaf in den Augen sitzt im Pyjama am Klavier. Seine Wohnung steht voller Instrumente – natürlich hat es sich dazwischen eine Frau bequem gemacht, um ihm zuzuhören. Konzentriert schaut sie in ihre Kaffeetasse. Der Künstler spielt melancholische Lieder mit Sonnenschein am Horizont. Die beiden müssen die Wohnung nicht verlassen. Es wird Abend, das Paar putzt Zähne und geht wieder ins Bett. Ein ereignisloser Tag geht zu Ende, die Jeans hängt unbenutzt im Schrank. Was für ein Leben.
Nach so einem faulen Tag klingt die Musik von Benny Sings, dem Zauselbarden am Klavier. Er macht Rhythm’n’Blues und Soulmusik mit beschwingtem Klavier, Schlagzeug und Gitarre. Wie ein Wohnzimmersteviewonder klingt er dabei. Manchmal gesellen sich Bläser hinzu. Benny bedient sich liebevoller Arrangements und hat eine unverwechselbare Stimme, seine Musik ist warm und luftig. Sie klingt weder aktuell noch verbraucht, aufgeregt schon gar nicht. Aufgenommen wurde Benny… At Home in Bennys Amsterdamer Butze in der Schlendrianlaan 43, so hört es sich jedenfalls an. Musik für Schokoladenwerbung hat er auch schon gemacht – Benny Sings’ akustische Zuckerbäckerei wird professionell geführt.
Eines morgens wacht der Sänger wieder alleine auf. Die Frau ist mit einem Steuerberater durchgebrannt. Benny stimmt das keineswegs mürrisch. Seine Haare hat er beim Videodreh zu Let Me In geopfert und einem Perückenmacher verkauft. Vom Erlös hat er neue Hausschuhe gekauft.
„Benny… At Home“ von Benny Sings ist erschienen bei Sonar Kollektiv/Rough Trade.
…
Weitere Beiträge aus der Kategorie SOUL
Sister Sledge: „We Are Family“ (Atlantic/Warner 1979)
Mark Ronson: „Version“ (Columbia/Sony BMG 2007)
Georgia Anne Muldrow: „Olesi: Fragments Of An Earth“ (Stones Throw/PIAS 2006)
Stevie Wonder: „Music Of My Mind“ (Motown 1972)
Fink (UK): „Biscuits For Breakfast“ (Ninja Tune 2006)
Alle Musikangebote von ZEIT online finden Sie unter www.zeit.de/musik