Schon ihr Debüt war großartig: Joan As Police Woman behauptet ihren Soulpop abseits des Mainstreams. „The Deep Field“ heißt ihr zweites, wunderbares Album.
Dass ausgerechnet sie das singt. Dass ausgerechnet Joan Wasser im Auftaktsong von The Deep Field fleht, geliebt zu werden.
Die Leiterin des Bandprojekts Joan As Police Woman also, diese stil- wie klangsichere Multiinstrumentalistin von fast 40 Jahren, die zeit ihres Lebens anderen zeigte, was sie wirklich wollen, indem sie tat, was sie selbst gern will. Die ihren Kopf so fest auf den Schultern trägt, dass daraus leichtförmige, tiefgründige, selbstsichere, empathische Musik hervorströmt – ausgerechnet sie bittet um Zuneigung?
Das ist beruhigend. Sonst hielte man Joan Wasser und ihr Gespür für Arrangements und ihre Natürlichkeit womöglich für zu perfekt. Schon ihr erstes Album Real Life war großartig. Das flatternde Eternal Flame, das fliehende Christobel, das dahinwehende The Ride – jedes Lied für sich eine Selbstbehauptung im Mainstream. Es blieben jedoch nur Fragmente ihres ganz eigenen Singer/Songwriter-Souls, wie man Wassers Stil nach ihrem Durchbruch vor fünf Jahren nannte.
The Deep Field hat diese Detailverliebtheit, das Einprägsame jedes isolierten Stückes, nicht. Dafür ist es ein echtes Album. Ohne Geniestreiche. Es zählt die Summe der einzelnen Teile.
Joan Wasser vermag es, jeden Song als Konzentrat des Ganzen wirken zu lassen. Während auf Real Life jeder Titel in sich ruhte, versucht sie nun, sich selbst zu überholen und anschließend auszubremsen.
Der forsch drängende Einstieg von Nervous halluziniert zwischen Engelsstimme und Grrrl-Genöle, Soundstruktur und Gitarrengeschrammel; das anschließende The Magic vermengt Orgelsamples mit radiotauglichem R’n’B zu einer gezielten Popverstörung; The Action Man, das vielleicht Beste in knapp einer Stunde Spielzeit, duldet in seiner Getragenheit sogar ein paar Saxofoneinsätze, um nach einem überladenen Crescendo sanft im Bongoklang zu verschwinden, dicht gefolgt vom flächigen Flash, das sich nach psychotischem Beginn in Wohlgefallen aufzulösen scheint, nur um noch viel, viel psychotischer zu enden. Joan Wassers harmonische Wendungsfreude verträgt selbst die eine oder andere Gefälligkeit wie Human Condition – es wird ja gleich wieder vom vertrackten Chemmie nivelliert.
Mit dieser intensiven Spielfreude mäandert The Deep Field dahin. „Meine offenste Platte“, sagt die New Yorkerin selbst über ihre offiziell dritte. Die davor waren Kompilationen, jetzt kommt das Werk. Es ist nicht ihr bestes Album, es ist im Grunde ihr erstes. Und nur eins kann besser sein: Joan As Police Woman im Konzert. Schon wehen die Legenden aus den Clubs herüber.
„The Deep Field“ von Joan As Police Woman ist erschienen bei PIAS.
Joan As Police Woman im Konzert: 22.2. Köln, 26.2. Hamburg, 27.2. Berlin, 28.2. Frankfurt