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Attacke: Außenpolitik!

 

Man traute seinen Ohren kaum. Mit Blick auf die Unruhen im Mittleren Osten schimpfte die gescheiterte republikanische Präsidentschaftskandidatin Michelle Bachmann auf dem konservativen Wertegipfel, dem Value Voters Summit zu Washington: „Barack Obama ist der gefährlichste Präsident, den wir je hatten.“

Der Kongressabgeordnete Eric Cantor forderte ein Ende von Obamas Entschuldigungstouren und ein klares Bekenntnis zu Jerusalem als „ewiger ungeteilter Hauptstadt Israels“. Und selbst der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat Paul Ryan nahm sich den Außenpolitiker Obama vor und bezichtigte ihn, inmitten der Unruhen im Mittleren Osten nicht zu führen und Amerikas Interessen zu verraten.

Dabei hatten die Republikaner das Thema Außenpolitik bislang tunlichst gemieden. Präsidentschaftskandidat Mitt Romney und sein Vize Paul Ryan sind auf diesem Gebiet wenig beschlagen. Romneys Welttour im Sommer glich eher einem Fettnäpfchenlauf. Und überdies schien Präsident Barack Obama, der schließlich Osama bin Ladens zur Strecke brachte, in Sachen Außenpolitik und Nationaler Sicherheit wenig angreifbar.

Emotionen für die Basis

Das könnte sich jetzt ändern. Plötzlich glauben die Republikaner ein Einfallstor gefunden zu haben. Die Ermordung des US-Botschafters in Libyen, die Belagerung und Erstürmung amerikanischer Botschaften wecken amerikanische Ängste vor der islamischen Gefahr. Zumal die Lage zwischen Ramallah, Kairo und Sanaa tatsächlich außer Kontrolle geraten könnte.

Zwar sagt auch Mitt Romney, der Anti-Mohammed-Film, den ein zwielichtiger Amerikaner aus Kalifornien ins Internet stellte, verletze religiöse Gefühle. Und natürlich sagt auch er, wie alle, zu Recht: Gleichwohl rechtfertige das nicht, Gewalt anzuwenden.

Aber im Kampf um das Weiße Haus hat auch Mitt Romney treffsicher erkannt: MIt diesem Thema lassen sich Emotionen schüren und lässt sich vor allem die eigene Basis mobilisieren. Einen Moment schien es, als pfiffe die Partei ihren Präsidentschaftskandidaten zurück. Doch seine Strategen witterten eine Gelegenheit, Boden gegen Obama wettzumachen.

Obama zu weich?

Der Islamismus als Feind, Bilder von aufgebrachten, wütenden Menschen vor Amerikas Botschaften – das mag in so manchem die Frage wecken: Ist Barack Obama vielleicht doch zu nachsichtig gegenüber den islamischen Staaten? Zu weich, um Amerikas Interessen und Sicherheit kompromisslos zu verteidigen?

In den Wahlumfragen liegt Barack Obama derzeit vorne, vor allem in so wichtigen wie heiß umkämpften Staaten wie Florida, Ohio und Virginia. Der Vertrauensvorsprung in Romneys Wirtschaftskompetenz schmilzt. Deshalb stürzen sich Romney & Co verzweifelt auf jede sich bietende Angriffsmöglichkeit. Im Augenblick wittern sie Dank der Ausschreitungen im Mittleren Osten ihre Chance in der Außenpolitik. Und sei es nur für einen kurzen Moment.