Lesezeichen
 

Wo ist Obamas Leidenschaft geblieben?

Im US-Bundesstaat Virginia zeigen sich die USA im Kleinen: demografischer Wandel, wirtschaftliche Entwicklung, Wahlverhalten – Virginia ist ein Mikrokosmos, der widerspiegelt, was die USA spaltet, was sie zusammenhält. Unser Reporter Carsten Luther war in Richmond, Virginia, unterwegs.

Als Mitt Romney dem Präsidenten zu seinem Hochzeitstag gratuliert, hat er bei den Studenten der University of Richmond in Virginia den ersten Lacher auf seiner Seite. „Ich bin sicher, das hier war der romantischste Ort, den Sie sich vorstellen konnten – hier mit mir …“, sagt der Herausforderer zu Barack Obama.

Romney schafft es damit, auch die Studenten zu erheitern, die sich zu Obama bekennen. Sie sind gemeinsam mit Romney-Sympathisanten im Wohnheim Keller Hall zusammengekommen, um die erste TV-Debatte der beiden Kontrahenten zu sehen. Viele Stühle sind allerdings leer geblieben, richtig bequem ist es nicht, die Studenten balancieren die Pizza auf dem Schoß. Ihre Aufmerksamkeit gehört ganz der Leinwand. Zwischenrufe gibt es während der 90 Minuten langen Debatte fast nicht, auffällig still und konzentriert folgen alle dem Duell.

Weiter„Wo ist Obamas Leidenschaft geblieben?“

 

Obama gewinnt die Wahl, weil er in Virginia gewinnt

Im US-Bundesstaat Virginia zeigen sich die USA im Kleinen: demografischer Wandel, wirtschaftliche Entwicklung, Wahlverhalten – Virginia ist ein Mikrokosmos, der widerspiegelt, was die USA spaltet, was sie zusammenhält. Unser Reporter Carsten Luther war in Richmond, Virginia, unterwegs.

Als Barack Obama 2008 die Präsidentschaftswahl in den USA gewann, hatte er das auch Virginia zu verdanken. Zum ersten Mal seit 1964 holte damit ein demokratischer Kandidat die Mehrheit dort. Vier Jahre später wird der Bundesstaat erneut zu denen gehören, die das Rennen um das Weiße Haus entscheiden, sagt der Politikwissenschaftler Kyle Kondik vom Center for Politics an der University of Virginia in Charlottesville.

ZEIT ONLINE: Die Bedeutung, die Virginia in dieser Wahl hat, ist eine relativ neue Entwicklung für den Staat. Jahrzehntelang haben die Menschen mehrheitlich republikanisch gewählt. 2008 hat Barack Obama hier gewonnen, inzwischen haben beide Parteien in Virginia eine solide Basis. Was ist passiert?

Kyle Kondik: Wenn man noch weiter zurückgeht, war Virginia wie alle Südstaaten nach dem Bürgerkrieg bei den Präsidentschaftswahlen immer demokratisch dominiert. Erst seit den fünfziger Jahren hat sich das verändert. Zwar waren die Demokraten auch noch nicht die liberale Partei, die sie heute sind. Doch die Republikaner lösten sie ab als bestimmende politische Kraft in einem konservativen Umfeld.

ZEIT ONLINE: Wie konnte Obama dann gewinnen?

Weiter„Obama gewinnt die Wahl, weil er in Virginia gewinnt“

 

Mikrokosmos Virginia

Schon am ersten Abend in Richmond im US-Bundesstaat Virginia ist klar: Wenn es um die Wahl des Präsidenten am 6. November geht, ist das hier ein Schlachtfeld. In der Hotelbar flimmern Quiz- und Talentshows über den Bildschirm, die ständig von Werbung unterbrochen werden – fast alle Spots drehen sich um Amtsinhaber Barack Obama oder seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney. Ein kurzer Test ergibt später: So sieht es auf allen Kanälen aus, die Menschen in Virginia entkommen den Botschaften der Wahlkämpfer nicht. Channel-8-Reporter Nate Eaton sagt mir am nächsten Tag, dass viele eigentlich nur noch darauf warten, dass es endlich vorbei ist. Entschieden hätten sie sich längst.

Weiter„Mikrokosmos Virginia“