Demonstrationen gegen Stuttgart 21, Proteste gegen Atomkraft – die letzten Monate waren vom Engagement des „Wutbürgers“ geprägt. Die neue Protestbereitschaft interessierte auch die Oberstufenschülerin Ann-Kristin Grobe und sie hatte einen Wunsch: eine Diskussion zu diesem Thema mit Thomas E. Schmidt an ihrem Gymnasium Essen-Überruhr. Vor rund 200 Schülerinnen und Schülern diskutierte der Kulturkorrespondent der ZEIT mit Lokalpolitikern über Die neue Protestbereitschaft unserer Gesellschaft, ihre Wahrnehmung und Auswirkungen. Gibt es eine neue Kultur des Widerstandes?
In einer kurzen Einführung schilderte Thomas E. Schmidt seine Gedanken über die neue Protestbewegung: Früher seien es immer wieder die gleichen Demonstranten gewesen, die sich an den Protesten beteiligt und oft auch Gewaltbereitschaft gezeigt hätten. Heute in Stuttgart laufe es anders. Dort handle es sich um lokale, friedliche Proteste von gut informierten Demonstranten, denen es nicht um sozialen Protest gehe, sondern um Mitspracherecht und Bürgerbeteilung.
Das Demonstrationsrecht sei wichtig, so der Tenor auf dem Podium. Bei anderen Themen divergierten die Meinungen stark. Die Teilnehmer diskutierten lebhaft über Sinn und Zweck sowie Hintergrund der Protestbewegungen und die Handlungsmöglichkeiten der Parteien.
Das Interesse bei den Schülern war groß, die Zeit für Fragen dagegen knapp: Warum nimmt man Gruppen, die für etwas demonstrieren, meist negativ wahr? Hat man als Bürger nur vor Wahlen Mitspracherecht? Und wie weit dürfe man beim Protestieren gehen?
Das Resümee des ZEIT-Kulturkorrespondenten: Es sei beunruhigend, wie viele Entscheidungen von Politikern aus Angst getroffen werden. Genau darin liege seiner Meinung nach der Grund, warum die Bevölkerung sich nicht politisch engagiere und sich stattdessen eigene Protestformen suche. Sind die Parteien damit überhaupt noch attraktiv? Weitere Kommentare finden Sie hier.