Lesezeichen
 

Was mein Leben reicher macht

Ich (64 Jahre) bin gerade Nanny in New York City. An einem Montagmorgen gehe ich bei traumhaftem Wetter zur Arbeit. Ein Mann auf einem türkisblauen Motorroller hält, während ich die West End Ave überquere. Ich lache ihn an und denke: Das wär’s jetzt, eine Spritztour in die Hamptons bei diesem Wetter! Ich gehe weiter, plötzlich steht er wieder vor mir: »Ich bin noch einmal zurückgefahren, um Ihnen zu sagen, dass ich jetzt gern einen Ausflug mit Ihnen machen würde, wenn ich nicht arbeiten müsste.«

Gisela Schubert, New York

 

Ramenterkasten: Mein Wort-Schatz

In meiner Jugendzeit war Ramenterkasten eine geläufige Bezeichnung für umtriebige Jungen und Mädchen; nichts war vor ihnen sicher, alles wurde untersucht oder kaputt gemacht. Erwachsene rauften sich oft die Haare über die kleinen Rangen. Heute sagt man eher: »Die Kleinen nerven.«

Karl-Josef Mewaldt, Buxheim, Bayern

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich abends von einem Geschäftstermin nach Hause komme und erst mal meine tief schlafenden Kinder aus dem Ehebett in ihre Zimmer verteilen muss, bevor ich meine Liebste finde.

Michael Meyer, Weißenburg, Bayern

 

Selbst gemacht

s94-obstkorb

Im Winter werden die Vitamine ja schon mal knapp. So kam mir – Häkeln ist zufällig mein Hobby – die Idee, meine Freundin und ihre Familie mit ein paar unverderblichen Reserven auszustatten…

Ophelia Posmann, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Dass meine Frau nach einem Herzstillstand aus dem künstlichen Koma erwachte und nickte auf meine Frage, ob sie weiß, wer ich bin.

Axel Schröter, Unterschleißheim, Bayern

 

Schellenputzen: Mein Wort-Schatz

Schellenputzen – ein Wort aus fernen Kindertagen. Im Norden wird man es nicht verstehen. Selbst Wikipedia hilft da nicht weiter. »Schellen« sind Klingeln oder Glocken. Aber auch wenn der Begriff »Schellenputzen« wahrscheinlich auf das Putzen der Kuhschellen nach dem Almabtrieb zurückgeht, geht es hier nicht etwa um schwäbische Reinlichkeitsrituale. Schellenputzen ist ein Streich. Der Mutigste klingelt, alle nehmen die Beine in die Hand oder verstecken sich. Es gibt dabei noch zwei Varianten der Steigerung. (Ich schildere sie im Vertrauen darauf, dass die Leser das Know-how nicht missbrauchen.) Für die erste Variante wird die Klingel mit zwei Streichhölzern fixiert und so zum Dauerläuten gebracht. Sie hilft besonders bei Zeitgenossen, die schon ahnen, dass sie Opfer vom »Schellenputzen« geworden sind und daher nicht an die Tür gehen wollen. Bei der zweiten verwendet man ein Stück Pappe, um mehrere Klingeln auf einmal zu erreichen – und kann so ein ganzes Hochhaus auf Trab bringen.

Hans-Peter Oswald, Köln

 

Mobil

s94-strassenbild

Auf dem Weg zu einem Geburtstagsfrühstück hatte ich zufällig meine Kamera dabei, als ich dieses schöne Bild sah, das – wie ich finde – allerhand über die Mobilität der Generationen aussagt.

Sabine Baumann, Mannheim

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Nachbarin (76 Jahre), die immer äußerst schick angezogen ist und mir – an diesem sehr grauen Herbsttag – mit elegantem Regenmantel und passendem Hut begegnet. Ich mache ihr ein Kompliment, worauf sie erwidert: »Was soll man machen? Die Konkurrenz ist groß!«

Ria Bredehöft, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Das thüringische Städtchen Schmölln mit seinen bunten Hydranten, überwältigend freundlichen Einwohnern und Feuerwehrleuten, die uns eine Bratwurst spendierten, nachdem wir als Zaungäste mitten in ihre große Jahreseinsatzübung gepurzelt waren.

Katrin Wiegand mit Janó und Katalin, Dresden