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Der Mohn ist aufgegangen

(nach Matthias Claudius’ Abendlied »Der Mond ist aufgegangen«)

Der Mohn ist aufgegangen,
Die großen Blüten prangen
Am Stängel rot und klar.
Das Morgenrot sich zeiget,
Und aus der Wiese steiget
Ein leichter Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille.
Des neuen Tages Fülle
Stört meine Ruh noch nicht.
Die ersten Vögel singen,
Und ihre Lieder klingen
Im dämmrig zarten Morgenlicht.

Seht ihr den Mohn dort stehen?
Er ist jetzt gut zu sehen
Und leuchtet strahlend schön:
So sind wohl manche Sachen,
Die uns viel Freude machen,
Wenn wir sie mit dem Herzen sehn.

Marijke Bonim-Hauger, Leinfelden-Echterdingen

 

Was mein Leben reicher macht

Gemeinsam mit meinem Mann Markus in das winzige Gesichtchen unserer frisch geschlüpften Tochter Mila zu schauen, ihre vielfältigen ausdrucksstarken Grimassen zu verfolgen und immer wieder zu fühlen und zu sagen: »Was für ein Wunder!«

Susanne Lypold, Bischberg, Oberfranken

 

Pfeifendeckel: Mein Wort-Schatz

»War’s schön in Rom?«, fragte ich meine Mitschülerin Elfe im Italienischkurs. »Ja, Pfeifendeckel! Es hat drei Tage lang geregnet, und der Papst war in Turin«, schimpfte sie. Ich musste lachen, weil ich den Ausdruck »Ja, Pfeifendeckel« seit meiner Kindheit nicht mehr gehört hatte. Meine Mutter hat ihn immer benutzt, wenn das Gegenteil von dem eintraf, was sie erwartet hatte. Man beachte das »Ja« am Anfang! Was Griechenland betrifft, könnte man bei jeder neuen Verhandlungsrunde antworten: »Ja, Pfeifendeckel!«

Ursula Bechtle, Besigheim-Ottmarsheim, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Früh um acht auf dem Erdbeerfeld sein. Nur hören, wie die Vögel zwitschern und die Erdbeeren in den Eimer fallen. Die Sonne auf der Haut und den leichten Wind spüren. Erdbeeren essen. Mit dem Fahrrad heimfahren, vorbei am See mit den Schwänen, am Wald und an den Getreidefeldern mit leuchtend roten Mohnblumen.

Marianne Werner, Alitzheim, Unterfranken

 

Zeitsprung: Naturfreund

Wie man auf dem Foto von 1945 sieht, hat mein Vater, Reinhardt Freudenberg, die Liebe zur Natur sehr früh entdeckt. Und obwohl er sein Arbeitsleben im Finanzamt mit Steuerprogression, Bemessungsgrundlagen und Abschreibungstabellen verbrachte, ist er bis heute ein Naturfreund geblieben: Er gärtnert mit Leidenschaft, päppelt schwache Igel ebenso auf wie flügellahme Amseln und kranke Hasen. Ich bin mir sicher, das alles hat zu seinem Frohsinn beigetragen – ebenso wie die Fähigkeit, auch mal verschmitzt über sich selbst zu lachen. Ich wünsche ihm, dass das noch lange so bleibt.

Constanze Jötten, Travenbrück, Schleswig-Holstein

 

Jrompers-Messje: Mein Wort-Schatz

In der Eifel spricht man vom Jrompers-Messje, wenn man das Kartoffelmesserchen meint, und verwendet es außer zum Schälen der Erdäpfel noch für 100 andere Sachen. Es musste aber immer ein NICHT-rostfreies Windmühlenmesser sein!

Rita Jansen, Kerpen

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Sohn (drei Jahre) fragt: »Mama, was passiert, wenn man stirbt?« Ich antworte: »Dann kommt man in den Himmel, zum lieben Gott.« Er: »Und dann?« Während ich noch überlege, fällt ihm erleichtert ein: »Dann ist man eine Wolke, und irgendwann regnet man auf die Erde herab.«

Anne Müller, Sandersdorf, Sachsen-Anhalt