Dieses wunderbar altmodische Wort begegnete mir in einer Schrift über das kürzlich eingeweihte Bürgerhaus zum Löwen in Markt Erlbach: Hochherzig. Eine hochherzige Stiftung ist mehr als eine großzügige. Das Herz ist beteiligt, ein Herz, das über den Dingen steht. Im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm habe ich folgende Definition gefunden: »1. Hohen, stolzen Herzens, nach hoher Ehre trachtend, 2. Hohen, edlen Herzens.«
Auto kaputt, Fahrrad gestohlen, und dann hab ich mir auch noch die rechte Hand gebrochen – vier Monate vor Abgabe der Dissertation! Ich lege mich in der Küche auf den Boden und will nie wieder aufstehen. Da sagt mein zehn Monate alter Sohn zum ersten Mal »Papa«, und ich bin nur noch glücklich.
Dieser Mann schlief bereits an der Kreuzung von Daniel-Street und Ha’Yarkon-Street, als ich 2009 das erste Mal nach Tel Aviv kam. 2011 fotografierte ich ihn, und im November 2012 lag er immer noch an derselben Stelle. Vielleicht ist er der personifizierte Tel Aviver, der sich in seinem Leben durch die Krisen in der Region nicht beeindrucken lässt. Nach den jüngsten Raketenangriffen von Hamas aber war es mit der Ruhe vorbei; in der Stadt war das deutlich zu spüren. Auch das Massenblatt Jedi’ot Acharonot schrieb: »Kvar lo ha’buah« – »Tel Aviv ist keine Seifenblase mehr.« Ob der Mann wohl aufgewacht sein wird, wenn ich ihn das nächste Mal sehe?
Mit Freundinnen die Chagall-Ausstellung in Münster zu besuchen und beim Betrachten der Bilder immer wieder einen sympathischen, mir unbekannten Mann neben mir zu sehen – und die gegenseitige Sympathie zu spüren.
Es ist scharf
sagt die Tochter
Es ist pampig
sagt der Sohn
Es ist lecker
sagt der Opa
Es ist nichts als fad
sagt der Bruder
Es ist würzig
sagt die Schwester
Man ist was man isst
sagt der Vater
Es ist hervorragend
sagt der Besuch
Es ist gelungen
sagt die Oma
Es ist Erasco Hühnersuppe aus der Dose
sagt die Mutter
Man ist was man isst
sagt der Vater
Während meiner Prüfungsvorbereitungen für die letzte Modulprüfung ist dieses Bild entstanden. Meine Freundin lehrt seit einem Monat an einer literaturwissenschaftlichen Fakultät in Indien, und momentan habe ich wegen des Aufruhrs in Delhi tierische Angst um sie.
Ich verbringe zurzeit ein Jahr als Austauschschüler in den USA, und besonders zur Weihnachtszeit war das nicht leicht. Doch dann kam das Weihnachtspaket meiner Eltern mit allen möglichen Leckereien, Comics und einem Pullover, selbst gestrickt von meiner Mutter. Als ich den auspackte, war ich einfach nur glücklich.
»Was ist das denn?« Das Ding lag auf dem Küchentisch meiner Schwester, lang ist’s her, und stellte sich heraus als ein von einem befreundeten Hufschmied gefertigter Flaschenöffner. Er begeisterte mich sofort mit seiner bis auf den kecken Kringel schnörkellosen Schönheit und seiner perfekten Funktionalität. Weihnachten drauf hat sie ihn mir geschenkt, und seitdem öffnet er mir Flaschen, hebelt Kakao- und Teedosen auf und hält mir, quer drübergelegt, Bücher offen, ohne allzu viel vom Text zu verdecken. Dazwischen hängt er in der Küche zwischen all den durchgestylten Edelstahlutensilien, urwüchsig, schwer und ein bisschen trotzig.
Wenn jemand keinen »Biss« hatte, keine »Energie«, keinen »Schwung« oder kein »Temperament«, sagte meine vom Niederrhein gebürtige Großmutter nur: »Der hat kein Kawuppdich.« Das hörte sich schön an, und außerdem war alles an Aussage drin: Man sah den Gemeinten, völlig schlaff, saft- und kraftlos, förmlich im Sessel versinken.