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Zeitsprung: Seegras

Auf der Postkarte aus dem Jahr 1954 sieht man Seegras-Sammler am Strand von Eckernförde. Die von der Ostsee angespülten Wasserpflanzen schätzte man damals nicht nur als Füllstoff für Matratzen, sondern auch als Dünger zur Bodenverbesserung. Heute gilt der sogenannte Strandanwurf als Bioabfall und wird regelmäßig maschinell entsorgt. Im Wettstreit um den attraktivsten Kurstrand lässt sich das die Eckernförder Touristik GmbH bis zu 80.000 Euro pro Saison kosten. Und kaum einer denkt mehr daran, dass die Stadt auf einer Nehrung gegründet ist, die das Meer in vielen Tausend Jahren aus Sand – und Seegras – schuf.

Claus Müller, Fleckeby, Schleswig-Holstein

 

Was mein Leben reicher macht

In der Kita läuft ein Faustlosprojekt (Gewaltprävention): Wir sprechen über Gefühle und ordnen ihnen Farben zu, Schwarz für Trauer, Blau für Angst, Rot für Wut, Gelb für Freude und Wohlbefinden. Nachher sagt ein Junge im Hinausgehen zu mir: »Ach, Frau Midi, du bist immer so schön gelb.«

Mechthild Middeke, Osnabrück

 

Malerisch

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Fraglich, ob der Zustand dieses Reifens den Ansprüchen an ein Ersatzrad standhält und wozu Schiffe überhaupt Ersatzreifen brauchen… Dieser hier trägt jedoch zumindest zum malerischen Anblick des Hafens im schwedischen Lysekil bei.

Carsten Kohlmeier-Beckmann, Buxtehude

 

Was mein Leben reicher macht

Wandern! Und zwar gerne auf Premiumwanderwegen, zertifiziert durch das Deutsche Wanderinstitut. Kann es einen deutscheren Einfall geben als den, Wege durch die Natur zu klassifizieren? So bin ich »unverlaufbar« unterwegs in den schönsten deutschen Mittelgebirgen.

Joachim Rothmund, Biberach

 

Kruschdeln: Mein Wort-Schatz

So eine Phase mit vielen Feiertagen kann man prima zum Kruschdeln nutzen! Kruschdeln, das bedeutet Kleiderschränke und Kommoden durchsuchen nach Brauchbarem und nach Sachen, die weggegeben werden können. Allerdings geht man beim Kruschdeln keinesfalls systematisch vor, sondern lässt sich Zeit. Man schmökert dabei in Poesiealben, sieht sich alte Fotos und Vorlesungsverzeichnisse an, Bildbände, kurzum alles, was man lange Zeit nicht mehr in Händen hatte, und schwelgt in Erinnerungen. Von daher kann Kruschdeln ganz schön lange dauern. Herrlich!

Doris Weingand, Flein, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Mit meinem kleinen Sohn (22 Monate) auf der Wiese zu sitzen und ihn den Zauber der Pusteblumen entdecken zu lassen. Pusten kann er noch nicht, das muss ich tun. Aber er hat seinen Mund immer ganz nah am »Pusteball«. Gefühlt haben wir es also zusammen gemacht.

Kirstin Vorbeck, Saarbrücken

 

Was mein Leben reicher macht

Dabei zuzusehen, wie sich an dem alten Baum in unserem Garten die Kirschen röten. Unser Vater hat ihn vor 60 Jahren gepflanzt, und nun berühren seine Zweige das Küchenfenster im zweiten Stock.

Marianne Werner, Alitzheim, Franken

 

Was mein Leben reicher macht

Auf Facebook bekomme ich eine Freundschaftsanfrage von einem mir unbekannten spanischen Mädchen. Sie habe in der Nacht in Madrid auf der Straße einen Geldbeutel und einen Personalausweis gefunden, schreibt sie. Unter dem Nachnamen sei auf Facebook aber nur ich zu entdecken, ob ich weiterhelfen könne. Ich rufe meine Schwester an, die gerade ein Jahr in Spanien verbringt. Aufgelöst erzählt sie mir von dem Verlust – um dann erleichtert aufzuatmen.

Anne Flotho-Liersch, Maastricht, Niederlande

 

Die Kritzelei der Woche

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Meine Eltern wohnen auf dem Land und halten einige Tiere. Wenn ich zu Besuch bin, schaue ich gerne nach, was sich im Garten und in den Ställen so verändert hat. Bei einem meiner letzten Besuche ging ich zu den Hühnern. Mein Vater meinte, dass sie gerade brüten und dass mit etwas Glück schon Küken geschlüpft sind. Leider sah ich keine Küken, nur verdattert dreinschauende Hühner.

Vinzenz Handrick, Weimar