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Die Kritzelei der Woche

Diese Seminarmitschrift habe ich beim Aufräumen und Sortieren meiner alten Uni-Mappen wiederentdeckt. Es ging um museale Ausstellungskonzepte – noch zu erkennen an den zaghaften Bemühungen, oben links tatsächlich etwas aufzuschreiben. Die bildlichen Assoziationen zur Stadt Hamburg, wo ich studierte, haben mich dann aber doch mehr gereizt. Und das Blatt wie von selbst gefüllt.

Anna Stemmann, Oldenburg, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Vor fünf Jahren erfuhr ich, dass ich eine sogenannte Halbschwester habe. Es dauerte weitere drei Jahre, bis wir uns schließlich kennenlernten, jetzt gehört sie zu unserer Familie wie meine anderen Geschwister auch. Es ist wunderbar, sie 66 Jahre nach ihrer Geburt gefunden zu haben!

Hans-Henning Lotze, Heidelberg

 

Was mein Leben reicher macht

In einem Lebensmittelgeschäft in Baden-Baden ganz plötzlich neben John Neumeier stehen – für dessen Ballette ich ganz Deutschland durchquere. Ihn ansprechen und mich dabei dafür schämen, dass er nicht mal unbelästigt einkaufen gehen kann. Ich hasse Autogrammjäger, doch diese Fan-Postkarte mit der feinen geschwungenen Schrift, die würde ich auf eine einsame Insel mitnehmen.

Monika J. Albring, Marl

 

Habseligkeiten: Mein Wort-Schatz

Habseligkeiten: Aus jeder Lebensphase bleibt etwas. Oft sieht es auf den ersten Blick belanglos aus – ohne Wert. Beim späteren Betrachten aber erwachen Erinnerungen mannigfaltiger, als Fotos und Filme sie auslösen können. Ich habe ein Schränkchen, eigens um diese Habseligkeiten aufzubewahren. Und vor einiger Zeit löcherte mich meine 13-jährige Tochter Anna mit Fragen zu all diesen Dingen. Wir kamen zu Gesprächen, die wir so noch nie hatten.

Brigitte Steinhoff, Geuensee, Schweiz

 

Farbfest

Bunte Blätter, blauer Himmel – ein Fest für die Augen. Wie schön ist es, wenn die Sonne den Nebel noch durchbricht. Der Herbst ist ein Wunder der Natur.

Karl Brunner, Klagenfurt/Österreich

 

Sammelsurium: Mein Wort-Schatz

Bei einem Sammelsurium habe ich geordnet Ungeordnetes vor Augen, Schätze, materiell von eher geringem Wert. Die Kombination reizt. Der erste Teil des Wortes (Sammel…) mit seinem Doppelkonsonanten klingt überaus geordnet und klischeehaft deutsch. Der zweite Teil (…surium) hat morgenländisches Flair, klingt nach »Simsalabim« – und wird dadurch zauberhaft und wertvoll.

Siegfried Schröder, Herscheid, Nordrhein-Westfalen

 

Was mein Leben reicher macht

Bei strahlendem Spätherbstwetter Aufstieg zum Durrenstein im Pustertal. Von oben kommt uns leichten Schrittes ein Senior vom Typ Luis Trenker entgegen. Auf unsere Frage, ob es denn noch weit sei zum Gipfel, antwortet er: »Na, ’s wird no a bissl steiler, aber des schafft’s ihr schon, seid’s ja no junge Madln.« Beschwingt steigen wir weiter: Die »Madln« sind über 50 …

Hannelore Büche-Fischer, Gottmadingen, Baden-Württemberg

 

Rechnung für zwölf Fahrstunden

Kaum zu glauben, dass ich schon ein halbes Jahrhundert lang Auto fahre! Am 16. November 1962 absolvierte ich in meinem Studienort Oldenburg die Fahrprüfung. Das Geld dafür hatte ich mir selbst erarbeitet und konnte so meine Eltern in Hildesheim mit meinem frisch erworbenen Führerschein überraschen.

Meine erste Ausfahrt führte mich (in Vaters Wagen) über den Roten Berg in Richtung Sibbesse. Die Strecke ist wegen ihrer Kurven heute bei Motorradfahrern sehr beliebt. Ich nahm den Berg damals im ersten oder zweiten Gang, weil ich Angst hatte zu schalten. Oben angekommen, war ich völlig durchgeschwitzt. Inzwischen wohne ich mit Mann und Kindern seit vielen Jahren in Sibbesse und kann nur lächeln, wenn jemand über die Kurven stöhnt. Ich selbst fahre nämlich mittlerweile mit Automatikgetriebe …

Barbara Wutkewicz, Sibbesse, Niedersachsen