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Was mein Leben reicher macht

Am Bahnhof stehen, den Zug hören und schon wissen, bevor man den Zug sieht, gleich steigt mein Liebster aus und nimmt mich in den Arm, und alles ist gut.

Constanze Kremer-Schraut, Schadeck

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Schulfreundin Marianne 39 Jahre nach unserem Abitur zum Bahnhof zu begleiten und dabei den Umweg über unseren alten Schulweg zu gehen. Wir kichern und flüstern wieder wie damals.

Annette Strehl-Pottmeyer, Dortmund

 

Das ist mein Ding

Der gute, alte Nähkasten, ein Relikt meiner Kindheit: auf den Deckeln zarte Kratzer und viel Staub. Eine Schraube löst sich. Wie oft habe ich als Kind bunte Garnrollen und Knöpfe in die Fächer sortiert! Gütermann’s Nähseide, Zwirn Nr. 12 als Handgarn, Nr. 50 als Maschinengarn. Heftgarn, Fingerhüte. Stopfpilz. Wäscheknöpfe, mit weißem Leinen bezogen. Stopfgarn, mit dem meine Mutter die Löcher meiner Strumpfhosen schloss. Ein Stück Nesselstoff, mit Kreuz- und Hexenstich verziert. Zwischen Gummilitzen Reste vom Stickgarn. Vieles davon kaufte meine Mutter mit mir gemeinsam. Bei »Leifert-Kurzwaren«. In altdeutschen Buchstaben stand dieser Name über dem Geschäft. Heute blinkt es dort neongrün: »Flippothek«.

Petra Yildiz, Göttingen

 

Was mein Leben reicher macht

In der S-Bahn bricht mein Freund zusammen. Drei Jugendliche eilen herbei und helfen mir, ihn auf den Bahnsteig zu tragen. Ein älterer Herr hindert den Zug derweil mit der Notbremse am Abfahren. Ein Ehepaar informiert mich, dass sie einen Rettungswagen angefordert haben. Eine junge Frau hält den Patienten, der wegen seiner Herzprobleme nicht flach liegen darf, bis das Rettungsteam kommt. Sie verpasst ihren Zug: »Macht nichts, der nächste fährt eine Stunde später.«

Uwe P. Ipsen, Pinneberg

 

Was mein Leben reicher macht

Während einer Wanderung komme ich mit der siebenjährigen Freundin meiner Tochter ins Gespräch. »Was willst du mal werden?«, frage ich neugierig. »Glücklich!«, die sofortige Antwort von Linde. Ich drücke Linde fest die Daumen.

Marit Kunis-Michel, Dresden

 

Die Kritzelei der Woche

Dieses Blatt ist kürzlich bei einem methodisch-didaktischen Fortbildungslehrgang entstanden, und ich kann mich allen Künstlern nur anschließen, die in der ZEIT das Kritzeln im Unterricht mit dem Hinweis auf bessere Lernfähigkeit rechtfertigen. Außerdem hindert das Zeichnen die Teilnehmer einer Veranstaltung schlichtweg auch am Einschlafen. Deshalb ist meinen Schülern fortan das Zeichnen im Unterricht gestattet. Es lebe die Alltagskunst!

Astrid Nöfer, Neunkirchen am Brand, Oberfranken

 

Was mein Leben reicher macht

Die Frühlingssonne lockt mich auf die Terrasse. Ich genieße auf der gepolsterten Liege die wärmende Sonne und höre Musik über Kopfhörer. Sie sind alle da: Bob und Joan, Scott, Janis, Jimi, Melanie, Kris, Marianne, Barry und John. Manchmal ergreift mich die Sehnsucht; aber immer bin ich glücklich, wenn ich die Lieder der Unvergesslichen höre, natürlich noch mit tragbarem CD-Spieler.

Wolfgang Stein, Magdeburg

 

Was mein Leben reicher macht

Letztes Jahr hat unser Urweltmammutbaum Junge gekriegt. Vor zwei Wochen habe ich sie an ihren endgültigen Standort gepflanzt. Jetzt freue ich mich, wie die neuen Triebe jeden Tag ein bisschen wachsen.

Hermann Lersch, Willstätt, Baden

 

Großartig

 

Diese Fassade haben wir vor einiger Zeit auf einer wunderschönen Norwegen-Rundreise mit unseren beiden Töchtern in der Nähe des Geirangerfjords entdeckt. Eine Bewertung nach Hotelsternen ist hier nicht mehr nötig …

Claudia Spanier, Gelsenkirchen

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn mein Sohn auf seinem Heimweg aus dem Auto anruft, mir von seinen Erfolgen und Sorgen in der Firma erzählt, wir ins Reden kommen und nach einer Stunde seine Freundin an die Autoscheibe klopft: »Du sitzt jetzt schon eine halbe Stunde im Auto vor der Garage, komm essen und grüß deine Mutter.«

Helma Pritz-Keller, München