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Was mein Leben reicher macht

Geschäftlich hatte ich im Klinikum Oldenburg zu tun. Danach lief ich in Eile aus dem Hauptausgang, um noch rechtzeitig zum Bahnhof zu kommen. Kein Taxi vor der Tür, der Bus gerade abgefahren! Ein Mann, der gerade in sein Auto stieg, fragte mich, wohin ich wolle, und bot mir an, mich zum Bahnhof zu bringen – obwohl er genau in die entgegengesetzte Richtung wollte. Dankbar fragte ich den Herrn, wie ich mich erkenntlich erweisen könne. »Nicht der Rede wert!«, antwortete er. Das finde ich
nicht, berichte daher hier davon und nehme mir vor, mich in einer ähnlichen Situation ebenso wie er zu verhalten.

Matthias Barkhausen, Bad Honnef

 

Daniel ist tot

Daniel ist tot. Daniel, der Sohn unserer ältesten Freunde, der »große Bruder« unserer Töchter – vor zwei Monaten ist er im Himalaya in einer Gletscherspalte verschwunden, mit 35 Jahren. Mitten aus dem Leben ist er in den Tod gestürzt. In gewisser, absurder Weise war sein Tod wie sein Leben: stürmisch, geradeaus. Seine
Familie, seine vielen Freunde und uns lässt er fassungslos zurück. Hier stehen wir, jeder vor seiner eigenen Gletscherspalte aus Verzweiflung, Schmerz und Wut.
Daniel ist tot. Die Wucht dieser Tatsache bringt das Leben derer, die ihm nah waren, völlig aus dem Gleichgewicht: Daniel – mein Freund, mein Bruder, mein Klettergefährte, mein Geliebter, mein einziges Kind. Wie sollen wir jetzt übrigbleiben – als Freund, als Schwester, Mutter, Vater, als Geliebte? Nichts ist mehr in Ordnung. Das Leben geht weiter, schwankend zwischen absolut belanglos und absolut unerträglich. Allem, was wir tun, allem, was wir erleben, ist Daniels Tod beigemischt. Wir müssen den Schmerz immer aufs Neue bewältigen. Und gleichzeitig, während all dies stattfindet, geschieht etwas Seltsames, etwas noch kaum
Sichtbares: Aus Daniels radikaler Abwesenheit entsteht irgendetwas Neues, kommt etwas Neues ins Leben – hier, da, dort.

Gabriele Haarhaus, Schulendorf, Schleswig-Holstein

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einem schönen langen Abend mit Freunden allein nach Hause spazieren, die Sterne beobachten und dabei eine Sternschnuppe vorbeiblitzen sehen. Ich wünsche mir was und bin der festen Überzeugung, dass der Wunsch in Erfüllung geht. So unwahrscheinlich, dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass es funktioniert!

Otto Klassen, Königsbrunn

 

Edes Elch

(nach Ernst Jandls „Ottos Mops“)

edes elch stresst
ede: weg elch weg
edes elch geht weg
ede: neenee

ede sperrt steg
ede sperrt see
ede denkt
ede: elch elch
ede jeck

edes elch bellt
ede: her elch her
edes elch rennt
edes elch trenzt
ede: hehehehe

Brunhild Bast, Lambsheim, Rheinland-Pfalz

 

Was mein Leben reicher macht

Nach schönen, stressigen und manchmal auch unangenehmen anderthalb Jahren als Studienreferendar an einem Gymnasium zu wissen, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe.

Mario Römer, Stuttgart

 

Was mein Leben reicher macht

Dass ich elf Monate nach dem Tod meiner geliebten Frau, mit der ich 27 Jahre glücklich war, wieder lachen, Arm in Arm spazieren gehen und gute Gespräche führen kann. Und sogar Liebesbriefe schreiben. Danke Christina!

Wolf Dirk Rauh, Greifswald

 

Lieber Wulf,

Wulf Kothe ist Kinder- und Jugendarzt in Gelsenkirchen

es war im Dezember 1984: Du warst unser Kinderarzt und hast uns mit unserer kleinen Lisa über Weihnachten ins Krankenhaus geschickt. Sie wollte nicht trinken und verhielt sich auffällig. In diesem Jahr wird Lisa 27 Jahre alt. Sie ist schwerstmehrfachbehindert, hübsch und zart, und Du stehst nach wie vor an ihrer und unserer Seite – als Arzt, Freund, Berater und Helfer in vielen schweren Stunden. Dafür danken wir Dir sehr. Hier, auf dieser Seite, ist der angemessene Platz dafür!

Anette Busse und Reinhard Doppelfeld, Gelsenkirchen

 

Was mein Leben reicher macht

Ein paar geschenkte Tage auf meiner Lieblingsinsel Spiekeroog. Alle Wege sind mir vertraut und erschließen sich mir doch immer wieder neu. Der weite Horizont und das tiefe Glück darüber, selber Teil des großen Ganzen zu sein.

Gisela Eschment, Hermannsburg

 

Was mein Leben reicher macht

Ich laufe durch den Park und sehe einen Mann, der einen großen alten Baum umarmt, ganz fest. Nach einer langen, langen Weile löst er sich widerwillig und klopft zum Abschied zärtlich auf den Stamm, wie man einem alten Freund auf die Schulter klopft.

Johanna Köpp, Bad Dürkheim

 

Was mein Leben reicher macht

Es klingelt. An der Haustür steht die Nachbarstochter. In der einen Hand einen Blumenstrauß aus dem Garten, in der anderen einen leeren Becher. »Wollen wir tauschen?«, fragt sie. »Sie bekommen die Blumen, ich einen Becher Zucker.« Zufrieden zieht sie mit dem Zucker ab, und ich stelle die Blumen in die Vase.

Renate von Dziembowski, Springe