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Was mein Leben reicher macht

Wieder den vertrauten Dialekt meiner Kinder- und Jugendjahre zu sprechen und zu hören, wenn ich – ich lebe seit über 40 Jahren in Norddeutschland – einen Besuch in meiner alten Heimat Württemberg mache.

Eberhard Leibbrand, Plön

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Mann und ich haben vor einiger Zeit begonnen, jeder ein Instrument zu erlernen: er E-Gitarre, ich Saxofon. Mittlerweile können wir schon einen kleinen Blues zusammen spielen. Welch ein schönes Gefühl, selbst Musik zu machen! Ja, und auch, mit 40 Jahren noch einmal Schüler zu sein.

Martina Hömann, Bisingen-Wessingen

 

Was mein Leben reicher macht

Das Foto unserer süßen Tochter Caroline. Sie steht im Garten und hat einen frisch gepflückten Apfel in der Hand. Das Foto wurde im August 2009 aufgenommen, da war Caroline 20 Monate alt. Am Samstag, dem 19. September 2009 haben wir uns zuletzt gesehen.

Walther Weih, zzt. JVA Bielefeld-Brackwede

 

Ein Gedicht! Klassische Lyrik

Buch und Bach
(nach J. W. v. Goethe, »Willkommen und Abschied«)

Es schlug mein Herz, geschwind zum Buche!
Ich las Gedichte in der Nacht;
Fand Silben, Reime, die ich suchte –
und deiner hab ich auch gedacht.

Du schliefst. Und Mondessternenstrahlen,
Die rasteten auf deiner Haut.
Sah deine Freude, deine Qualen,
Das Fremde und was mir vertraut.

Die Morgenröte ließ mich ruhen.
Du wecktest mich mit Radio-Bach.
Der Tag begann in unsren Schuhen.
Was ist?« – Ich sagte leise: »Ach!«

Gabriele Herbst, Magdeburg

 

Was mein Leben reicher macht

An einem leicht bewölkten Tag in ein kleines Segelflugzeug steigen und mit dem Windenseil auf 400 Meter Höhe gezogen werden. Dann unter den Wolken von Kiel bis zur Elbe segeln und sich an unserer wunderbaren Landschaft nicht sattsehen können. Über der Elbmündung kreisen – gemeinsam mit einem Seeadler.

Wolfgang Dasch, Rumohr, Schleswig-Holstein

 

Schockschwerenot: Mein Wort-Schatz

Im Grunde ist mein Wort-Schatz ein Schimpfwort, aber da er so herrlich altmodisch ist, würde ich sogar sagen, er klingt ein bisschen vornehm. Wenn ich über etwas erstaunt bin und darüber, was mir jemand zumutet, auch ein wenig befremdet bis ärgerlich: Was steht mir zur Verfügung? »Ach du Sch…!«, nein, das gebrauche ich nie. »Mein lieber Schwan!«? Nein, zu sehr Lohengrin. Viele sagen oder schreiben gar »Weia!« – im Grunde auch Wagner: »Wagala weia, woge, du Welle«. Also: nein! Oder: »Mann, ej!« oder »Menno!«? Nee! Da ich ein freundlicher und langmütiger Mensch bin oder zumindest so tue, will ich den Gesprächspartner nicht gleich selber ärgern. Und so passt mir ein Wort am besten, das das Gegenüber überrascht und die Zumutung gleich ein wenig entschärft, wie ich meine: »Schockschwerenot

Ich hörte das, wenn ich mich recht erinnere, erstmals in Cyrano de Bergerac (einer der jungen Soldaten wagt es, über die große Nase des Titelhelden zu sprechen, worauf dieser es ausruft).

Ich habe mit diesem Wort immer den erwünschten Erfolg: Der, der mich ärgert oder ärgern wollte, ist erst mal baff. Ich bekam sogar mal das Kompliment, ich sei der einzige Mensch im Bekanntenkreis, der dieses Wort verwende. »Schockschwerenot« ist übrigens präzise. Das Wort bezeichnet doch genau das, was man angesichts einer überraschenden Zumutung empfindet: erst einen Schock, dann eine schwere Not bei der Suche nach der angemessenen Reaktion.

Jürgen Hartmann, Stuttgart

 

Was mein Leben reicher macht

„Du bist schuld!“ gröhlt er strahlend und stuppst mich mit dem Zeigefinger ein paar Mal in die Schulter. Jahre nach der Trennung von seiner Mutter sehe ich meinen „geleasten“ Sohn (aus der ersten Ehe meiner Ex-Frau und inzwischen 18 Jahre alt) zum ersten Mal wieder. Wir klönen fröhlich über die inzwischen vergangene Zeit und seine hervorragenden schulischen Erfolge in Mathe. „Wenn Du damals nicht …!“ schickt er gespielt vorwurfsvoll hinterher. Eigentlich war’s ja er! Er hatte mich vor der Hälfte seines Lebens gefragt, wie denn eigentlich Computer funktionieren. Meine Meine Antwort: „Mit Nullen und Einsen“ erntete erst ungläubiges Staunen bei dem kleinen Kerl, führte dann aber in – mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen gespickte – und lustige Stunden des binären Rechnens. Als seine Mutter uns später mit reihenweise Zetteln voller wilder Zahlenkolonnen vorfand, erklärte sie uns knapp für verrückt. Seither weiß ich, dass es manchmal wunderschön ist, schuld und verrückt zu sein.

Henning Brusdeilins, Weinheim

 

Was mein Leben reicher macht

Taufgottesdienst und Vorstellung des jungen Pastorenehepaars. Volle Kirche und eine erfrischend kritische Predigt. Plötzlich fängt der kleine Bruder des Täuflings an zu lachen. Mehrmals und ganz laut. Bis die ganze Kirche lacht. Beim Nachgespräch stellt sich heraus, der Pastor – ein ehemaliger Zirkuskünstler – hat das Kind zum Lachen gebracht. Gefragt, ob sie das denn nicht bei der Predigt gestört habe, antwortet die Pastorin: „Nein, eigentlich hätte ich ja an dieser Stelle aufhören können.“

Klaus Harjes, Bad Fallingbostel

 

65 Jahre DIE ZEIT

Über 120 Schülerinnen und Schüler erwarteten den ZEIT-Reporter Wolfgang Uchatius am Berufskolleg Südstadt in Köln. 45 Kursteilnehmer hatten den Wunsch geschickt – eine ganze Aula wissenshungrigern und engagierter junger Menschen erwartete den ZEIT-Redakteur. In einer Art Talkshow musste sich Wolfgang Uchatius den unterschiedlichsten Fragen stellen. Im Zentrum  stand dabei sein Artikel Das Welthemd und die Frage, wie ein T-Shirt von H&M für 4,95 Euro verkauft werden kann.

„Nachdem wir den Artikel von Herrn Uchatius gelesen haben, war es super ihn einmal live zu erleben. Ich war beeindruckt, dass er auf jede Frage eine Antwort gefunden hat und sich mit dem Thema so gut auskannte“, berichtet eine der Schülerinnen im Anschluss und ein anderer Zuhörer ergänzte: „Es war sehr interessant einmal zu erleben, dass die Journalisten der ZEIT auch nur ganz normale Menschen sind und nicht abgehoben.“


Es entstand eine lebhafte Diskussion über das eigene Konsumverhalten und Nachhaltigkeit: „Herr Uchatius hat uns, sehr kompetent, Denkweisen aus seinem Artikel nähergebracht und das Ganze in interessante und witzige Geschichten aus der Recherchezeit verpackt„, so Frederik Fuchs und Cosima Walker ergänzte: „Wahrscheinlich ist jeder ein bisschen dafür verantwortlich, denn wir kaufen solche Produkte. Es besteht ein Markt dafür, doch viele Menschen sind der Meinung sie könnten keinen Einfluss auf die Arbeitsbedingungen und Bezahlung der Näherinnen in der Dritten Welt nehmen.“ Die Macht der Verbraucher sei größer als man vielleicht denkt: „Unser Kaufverhalten beeinflusst indirekt die Produktionsweisen des Unternehmen. Jeder kann seinen kleinen Teil dazu beitragen. Dies wurde sehr deutlich.“


Auch Lehrerin Mechthild Hinz-Sassin war begeistert: „Ich bin immer noch ganz beseelt und freue mich darüber, dass Herr Uchatius die Schülerinnen und Schüler wirklich erreicht hat. Eine Kollegin erzählte mir, dass sie gestern im Anschluss an die Veranstaltung mit ihrer Klasse noch eine ganze Stunde weiter diskutiert hat. Heute gingen die Gespräche auf den Gängen und im Unterricht weiter.“