In der Obstabteilung eines jeden Supermarktes und auf Wochenmärkten werden Orangen und Grapefruits angeboten. Das freut Reisende aus anderen Ländern sehr, denn wer weiß schon, was Apfelsinen sind oder gar Pampelmusen? Diese Begriffe standen noch in den siebziger Jahren auf jeder mit Kreide geschriebenen Preistafel.
Wenn ich mit meiner seit 30 Jahren besten Freundin ein gemeinsames Wochenende verbringe, um am Sonntagabend, wieder zu Hause, drei Stunden mit ihr am Telefon klönen!
»Andreas W.« ist eine fiktive Person mit turbulentestem Seelenleben, die mich durch mein ganzes Leben begleitet. Tag für Tag findet sie ihren Platz auf Notizblöcken, Vorlesungsmitschriften, ja einfach überall, solange nur ein Schreibgerät zur Hand ist. Oft gerät Andreas W. dabei in unliebsame Situationen. Oder in Verkleidungen und Darstellungen, die ihm womöglich sehr unangenehm sind.
Vor Kurzem fand ich im Roman Heimatmuseum von Siegfried Lenz das Wort zurückgedummt als Bezeichnung für (alters)vergesslich oder dement. Meine Enkelkinder waren von diesem sehr beeindruckt, vor allem die achtjährige Runa. Wenn ihr dann etwas nicht gleich einfiel, hieß es: »Ich bin auch schon ein bisschen zurückgedummt.« So wie dieses Wort aus Masuren ist wohl auch das schwäbische Pedäderle (von peut-être) für einen Gegenstand (Feuerzeug, Kugelschreiber, Taschenlampe), der vielleicht mal funktioniert, vielleicht auch nicht, vom Aussterben bedroht. Als Kind wurde ich auch oft mit »später pedäder!« vertröstet.
Wiedergefunden hätte ich sehr gerne das gehörlose Mädchen, genannt »Stummerle«, das von 1945 bis 1947 in einem von Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz betreuten Fürsorgeheim in Kallham, Oberösterreich, lebte. Die damals neunjährige Irene Steinhorst, die zusammen mit ihrem vierjährigen Bruder Hanns – meinem späteren Mann – auf der Flucht aus Oberschlesien von der Mutter getrennt worden war und ebenfalls für zwei Jahre in Kallham landete, hat mir Lustiges und Berührendes von »Stummerle« erzählt. In dem Buch Lauf weiter, kleiner Bruder habe ich diese Erlebnisse festgehalten. Es wäre wunderbar, wenn sich die beiden Damen noch einmal treffen könnten. Meine Schwägerin Irene lebt in den USA. Doch meine Bemühungen, »Stummerle« zu finden, blieben bisher erfolglos. Die Dame müsste inzwischen rund 80 Jahre alt sein. Ihren Namen weiß ich leider nicht.
Zu sehen, wie mein zukünftiger Mann mit Begeisterung, leuchtenden Augen und unermüdlicher Energie, egal ob bei Regen oder Dunkelheit, an der Fertigstellung unseres Sandstein-Backhäuschens arbeitet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, unsere Hochzeitsgäste mit selbst gebackenem Brot zu begrüßen.
Nach dem denkbar schlimmsten Streit mich mit meinem lieben Studienfreund Lukas versöhnt zu haben und wieder kritischkontrovers über die Qualität mancher ZEIT-Artikel zu diskutieren.
Die einen (wie Ronaldo und Pele) be-
neidet und verehrt in dieser Fußballwelt,
die anderen im Dunkel, als ob es sie nicht gäbe:
Beim Publikum zählt einer nur: der Held.
Gebroch’ne Knochen? Wer wohl nicht d’ran litte,
das bisschen Ruhm von einst ist rasch verweht.
Erinn’rung bleibt an all die Fouls und Tritte,
die Schienbeinwunden, dutzendfach genäht.
Wie schmeckt sie, diese bittersaure Pille,
noch jung, schon alt und aussortiert zu sein?
Was nützen denn die hart verdienten Mille,
bei Kreuzbandriss und einem steifen Bein?
Jan und Tim, zwei Schüler, klettern für mich die steile Leiter hinauf in die Obstbäume und reinigen meine Vogelnistkästen. Dankbar gebe ich jedem fünf Euro. Sie nehmen sie – und geben sie mir zurück. »Sie wollten uns eine Freude machen, und jetzt machen wir Ihnen eine Freude!«, sagen sie und laufen lachend weg.
In den nächsten Tagen werde ich mit meiner Chemo beginnen. Ich stehe vor meinem Mann mit straff nach hinten gebürsteten Haaren. »Also, so sehe ich dann aus, wenn die Haar weg sind.« Er spontan: »Wie Nofretete!«