Das eingewickelte Butterstückchen, das mir mein türkischer Sitznachbar im Flugzeug in meine noch geöffnete Handtasche wirft, nachdem ich mir vom Lunch-Tablett etwas für zu Hause eingesteckt habe.
Seit meine Tochter studiert und nicht mehr bei uns zu Hause wohnt, vermisse ich unter anderem die kleinen Zettel mit ihren »Alltagskritzeleien«, die gerne überall herumlagen. Heute sind mir beim Aufräumen noch einmal zwei in die Hände gefallen…
Es regnet wieder. Ich spanne den alten Knirps meiner Mutter auf. Sofort entfaltet sich der Duft des Parfums, das sie immer benutzt hat. Ich rieche es noch minutenlang. Meine Mutter ist vor fast elf Jahren gestorben.
Nach einer schweren Wochenbettdepression und langem Klinikaufenthalt mit meiner acht Wochen alten Tochter wieder zu Hause bei meinem Mann zu sein. Endlich kann ich mich freuen: Das Leben hat mich wieder!
Mein Wortschatz wurde vor vielen Jahren um einen Begriff bereichert, der mich auf der Stelle bezauberte: In einer Talkshow erzählte der Schriftsteller Feridun Zaimoglu, seine Grundschullehrerin habe für den Doppelpunkt das anschauliche Wort Zwietupf verwendet.
Meine Eltern besaßen einen hölzernen Specht, der Zigaretten aus einem Kästchen holte, wenn man seinen Kopf nach unten drückte. Auch dieser Bursche, den ich vor ein paar Jahren auf einem Berliner Flohmarkt entdeckt habe, stammt wohl aus volkseigener Produktion und bietet seit seinem Kauf als infantiler Gegenpart in unserer nüchternen Hightechküche beharrlich seine Ware an. Wenn man ihm den Kopf hinunterdrückt, schiebt sich unter ihm eine Schublade auf, aus der er mit dem Schnabel einen Zahnstocher nimmt. Ich habe den gleichen Vogel noch später einmal entdeckt und ihn ebenfalls gekauft, falls unser Küchenrabe mal an Altersschwäche aufgibt. Auf einem Flohmarkt sah ich kürzlich einen dritten mit aufgeklebten weißen Augen. Kurz überlegte ich, unserem auch Augen zu spendieren, verwarf den Gedanken aber wieder. Ich bin nämlich Diplomdesigner und finde gerade die Abstraktion, die der unbekannte Gestalter in rotes und schwarzes Plastik umgesetzt hat, sehr gelungen.
Kürzlich Marinus, 3, zu mir: »Papa, wann gibt’s eigentlich wieder Eis?« Ich darauf: »Morgen, da ist Sonntag.« Eine Stunde später wieder Marinus: »Du, Papa, ist jetzt schon morgen?«
Schon oft war ich auf Fototour im Ilsetal, Ostharz. Doch erst kürzlich fiel mir dieser schlafende Riese auf, der hier über die Natur zu wachen scheint. Vom Ufer der wilden Ilse her kommend, sah ich ihm plötzlich direkt ins Gesicht. Ich muss aber wohl sehr leise gewesen sein, denn der Riese schlief einfach weiter. Es war allerdings auch noch früh am Morgen…
Fünf Kraniche überm Garten. Im Keilflug ziehen sie in Richtung renaturierte Moorflächen, zeigen das lebensreiche Frühjahr an und beenden meinen Winterschlaf.