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Was mein Leben reicher macht

Wenn mein Auto auf der Wochenendfahrt kaputtgeht und ich auf den Zug umsteige, der Zug dann einen Defekt hat, sodass ich auf einem Dorfbahnhof eine Stunde mit anderen Reisenden im Sonnenschein zwischen Schneeresten stehe… und wir nicht auf die Bahn schimpfen, sondern uns gemeinsam darüber freuen, dass es nicht regnet.

Elke Herrmann, Eisenach

 

Spinnchen: Mein Wort-Schatz

Aus der gemeinsamen Heimat an der Mosel haben mein Mann und ich das niedliche Wort Spinnchen ins Sauerland mitgebracht. Hier verwenden unsere Kinder es ganz selbstverständlich als Bezeichnung für den begehbaren Vorratsschrank neben der Küche. Bei Freunden sorgen Sie dann aber eher für Verwunderung, wenn Sie die Suche nach ein paar Süßigkeiten mit den Worten ankündigen: »Ich guck mal im Spinnchen.« Nach meiner Vermutung ist das Spinnchen mit dem Spind (kleiner Schrank) verwandt. Der sperrige Begriff Vorratskammer ist uns dafür nie in den Sinn gekommen.

Anja Fuchs, Attendorn, Nordrhein-Westfalen

 

Die Kritzelei der Woche

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Ich arbeite in einem Konzern an einem Computersystem, das die Vertriebsprozesse abbildet und unterstützt. Bei solchen Projekten geht es in der Regel auf und ab: Es gibt viel zu klären, es gibt Missverständnisse und dann telefonische Nachfragen. Während dieser Telefonate kritzelt mein Kollege Christian Adam immerzu nebenbei. Und am Ende werden aus seinen kleinen Kritzeleien beeindruckende Bilder, die die Stimmungen und Strömungen im Großkonzern festhalten.

Anna Schüler, Braunschweig

 

Was mein Leben reicher macht

Ich bin im Außenbecken der Therme. Es fängt an zu schneien, ganz dicke Flocken. Und alle, ob Groß oder Klein, Alt oder Jung, recken ihren Kopf in Richtung Himmel, schließen die Augen und versuchen mit weit geöffnetem Mund, eine Schneeflocke zu erhaschen.

Margarete Dannenberg, Salzhemmendorf, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Mit meinem Bruder (den ich erst vor fünf Monaten kennengelernt habe) im Supermarkt über Ingwer und Dörrbirnen philosophieren und dann heimfahren und Mäusekino gucken. Ganz viel lachen. Und gemeinsam mit ihm seinen dreißigsten Geburtstag feiern.«

Denise Heinzmann, Leipzig

 

Das Astgedicht

(frei nach Vicco von Bülow)

Er war mir bei des Gartens Pflege
Seit langer Zeit schon sehr im Wege.
So kam ich mit mir überein:
Am Samstagmittag muss es sein!

Und als die Amsel ging zur Ruh,
Das Käuzchen tat die Äuglein zu,
Absägte ich direkt von vorn
Den groben Ast in Wut und Zorn.

Nicht nur den Kirschbaum hat’s getroffen,
Der Apfelbaum war noch am Hoffen,
Da kam mit Werkzeug ihm ich schon entgegen
Und tat ihm Arm um Arm absägen.

Nun kann ich fröhlich wieder mähen,
Kann ganz bis hinten durch nun sehen,
Kein Ast, kein Dorn den Rücken pikt,
Da die Natur ich hab besiegt!

Martin Müller, Rockenberg, Hessen

 

Zeitsprung: Wasserfall

Dies ist einer meiner Lieblingsorte, ein kleiner, versteckter Wasserfall in einem Waldstück meines Heimatorts. Hier kommt kaum jemand vorbei. Die Stelle ist so zugewachsen, dass man den Wasserfall vom Weg oben aus kaum sieht. Ich suche dieses verwunschene Plätzchen immer mal wieder auf, um Ruhe zu tanken. Dabei sind Bilder in verschiedenen Jahreszeiten entstanden.

Claudia Schellmann, Pliezhausen, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Hochschwanger mit dem ersten Kind, Mittagsschlaf. Im Halbschlaf höre ich meinen Mann im Kinderzimmer hämmern und fluchen, dann fragt er nach Pflastern. Endlich darf ich gucken kommen: Die Schubladen an der neuen Wickelkommode sind windschief, aber das erste Mal sehe ich meinen Mann mit Vaterstolz im Gesicht.

Julia Dahlkamp, Berlin