Wir schlafen schon, als Mama nach Hause kommt.
Inge hat das Abendessen gemacht und uns ins Bett gebracht.
Wir haben sie gefragt, wo Mama ist.
»Bei Vater im Krankenhaus.«
Inge sagt »Vater«.
»Was ist mit Papa?«
Paul und ich sagen »Papa«.
Inge weiß es nicht.
Als Mama nach Hause kommt, schlafen wir fest.
Wir hören nicht, dass ein Mann bei ihr ist.
Wir hören nicht, dass er sich am Herd zu schaffen macht.
Wir hören nicht, was er Mama mit besorgter Stimme fragt.
Auch was sie antwortet, hören wir nicht.
Wir hören nicht, ob Mama weint.
Am nächsten Morgen sagt sie uns, dass Papa tot ist.
Inge fängt an zu weinen.
Paul und ich weinen dann auch.
Mama zieht uns an sich.
Nun weinen wir alle.
Am Sonntag kommen die Verwandten.
Sie sprechen mit Mama über die Beerdigung.
Sie schicken uns zum Rosenmontagszug.
Der ist bei uns immer sonntags.
Wir sind zwei Historiker aus Hannover und Potsdam und forschen auf dem Gebiet der deutschen Filmberichterstattung während des Zweiten Weltkriegs. Zwischen 1939 und 1945 nahmen die Kameramänner der sogenannten Propagandakompanien an den Fronten das Material auf, das durch die Deutsche Wochenschau GmbH in Berlin zu den ikonischen Kriegswochenschauen verarbeitet wurde. Viele der bis heute bekanntesten Bilder des Zweiten Weltkriegs stammen von diesen Kameramännern, über deren Biografien meist wenig bekannt ist. Das Rohmaterial ihrer Aufnahmen muss zum überwiegenden Teil als im Krieg verloren gelten. Auch archivalische Schriftquellen sind lückenhaft und weit zersplittert. Wir suchen daher nach privatenÜberlieferungen von Film-, aber auch Bildberichtern der Propagandakompanien, von Mitgliedern der Filmstellen von Partei und Wehrmacht sowie von Mitarbeitern der deutschen Wochenschau. Zeitzeugen, Angehörige und sonstige Privatpersonen, die über Nachlässe, Schriftwechsel, Fotografien, biografische Materialien
oder Ähnliches verfügen und uns gestatten würden, Einsicht zu nehmen, möchten wir bitten, uns unter einer der folgenden Adressen zu kontaktieren:
Dirk Alt, Märchenweg 26, 30938 Burgwedel,
DirkAlt@gmx.de
oder
Alexander Zöller, Zeppelinstraße 62, 14471 Potsdam,
alexander.zoeller@fh-potsdam.de.
Dirk Alt, Burgwedel
Fünf Tage lang haben wir ihn verzweifelt gesucht. Dann konnten wir unseren Kater Nemo endlich orten: Ein leises Miauen hinter der Badewannenverkleidung gab den Hinweis. Bei Handwerksarbeiten war er unbemerkt hinter die Verkleidung gelangt und eingemauert worden. Niemand hatte an so was gedacht! Unsere Freude und Erleichterung war riesengroß und nicht ohne Erschütterung. Nemo nahm es eher gelassen.
Dieses Schlüsseletui hat mir meine Frau vor 15 Jahren geschenkt, und deshalb ist es mir besonders wertvoll. Trotzdem ging es im Lauf der Jahre dreimal verloren, tauchte aber stets recht spektakulär wieder auf. Beim ersten Mal geschah es, als ich Säcke mit Plastikmüll für den Abtransport bereitlegte. Plötzlich war das Etui unauffindbar. Nach ein paar Tagen sah ich am Zaun auf der anderen Straßenseite einen Zettel: »Schlüsseletui gefunden«. Es war mir in den Haufen der Müllsäcke gefallen. Beim zweiten Mal wusste ich noch gar nicht, dass ich es eigentlich verloren hatte, als meine Frau nach zehn Kilometern Radfahrt beim Bäcker auf das Etui zeigte – ich hatte es auf den Sitz meines Liegerades gelegt und war darauf die ganze Strecke gefahren. Beim dritten Mal war es vor drei Wochen auf unserer Hausstrecke auf unerklärliche Weise aus einer ans Rad gehängten Leinentasche verschwunden. Vergeblich fuhren wir die Route noch einmal ab, doch eine Frau, die – wie sie sagt – eigentlich nie Kleinanzeigen liest, entdeckte die, die ich in meiner Verzweiflung aufgab, und rief mich eine Woche später an: Ihre Kinder hatten das Etui gefunden. Vielleicht sollte ich mir, um mein Glück nicht über Gebühr zu strapazieren, ein Schlüsselband anschaffen und es nur in Ausnahmefällen ablegen.
ich weiß nicht, ob Du diese Zeilen je in Deinem Leben wirst lesen können. Du bist in unseren Armen im Sommer dieses Jahres an einem Stückchen Möhre erstickt. Dein Schutzengel war nicht da, und alles hat sich gegen Dich verschworen. Der Rettungswagen kam viel zu spät, und im Krankenhaus konnte zwar Dein Leben gerettet werden, aber Dein Gehirn hat sehr großen Schaden genommen. Ich danke Dir für die Freude, die wir mit Dir und Deinem Zwilingsbruder in den fast zwei Jahren hatten. Dein Lachen, Deinen Wagemut, Dein Liebkosen, wenn Du in meine Backe gebissen hast, weil Du nicht wusstest, wie ein richtiger Kuss geht. Ich werde Dich immer lieben und Dir all mein Lachen widmen, in der Hoffnung, Dich eines Tages auch wieder lachen zu sehen. Deine Oma.
Der ICE nach Frankfurt und Düsseldorf verspätet sich wegen Bauarbeiten. Bestürzung und Ärger unter den Fahrgästen. Ein junger Mann fürchtet, den Flieger zu seiner Liebsten in Paris nicht pünktlich zu erreichen. Er beschließt, seinen Koffer mit in die Flugzeugkabine zu nehmen, muss deshalb aber alles entsorgen, was ihm Probleme bei der Sicherheitskontrolle bereiten könnte – auch die wertvollen Bio-Erdnussbutter-Gläser, die sein Gastgeschenk für die Freundin sein sollten. Ich nehme die Gläser an mich, weil ich Erdnussbutter schätze, und wünsche dem jungen Mann viel Glück. In Düsseldorf spricht mich der Verkäufer einer Obdachlosen-Zeitung an, auch er ein Erdnussbutter-Liebhaber. Die Gläser wandern in seine Hände. Ihren Inhalt will er am Abend gemeinsam mit anderen Obdachlosen verschmausen. Er verspricht, dabei des edlen Spenders zu gedenken. Hoffentlich hat der das Flugzeug noch bekommen und – auch ohne Erdnussbuttergeschenk – ein schönes Wochenende in Paris verbracht. Rosemarie Bast, Hilden
Fährt man von Eichstätt nach Treuchtlingen, kommt man durch das idyllische Schambachtal. Kürzlich wurde dort die jährliche Kärwa, die Kirchweih gefeiert. An diesem Wochenende wird das Ortsschild zur Sicherheit der spät heimkehrenden Festteilnehmer um eine Zusatzbeschilderung ergänzt, die zwar in der StVO nicht beschrieben, in ihrer Aussage aber unmissverständlich ist.
Die Freude in den Gesichtern meiner zwei Söhne, als ich nach meinem ersten Arbeitstag nach der Elternzeit zu Hause ankomme. Die beiden scheinen zu spüren, wie glücklich ihre Mutter ist. Ich vergrabe meine Nase in ihren Haaren und bin unglaublich dankbar, dass ich mit meiner Familie und wieder mit meinem Beruf leben darf.
Beinahe wären mein Mann und ich vorbeigelaufen an diesem Picknicktisch, der aussieht, als stamme er aus einer verwunschenen Zeit. Hier, im Michelsberger Wald bei Bamberg, hatten wir auf einer unserer ersten gemeinsamen Wanderungen 1963 Rast gemacht. Wie man sieht, haben Tisch und Bänke inzwischen reichlich Moos angesetzt. Ob es hilft, das Moos-Ansetzen bei uns selbst zu vermeiden, wenn wir diese langen Spaziergänge in und um die Weltkulturerbestadt Bamberg unternehmen?
Gerade einmal des Schreibens mächtig, verfasste mein damals siebenjähriger Sohn Julius nach einem kleinen Streit diesen Brief. Dabei sprach er mich, wohl um die Ernsthaftigkeit seines Anliegens zu unterstreichen, mit meinem Vornamen an – wenn auch orthografisch nicht ganz korrekt. Heute, 13 Jahre später – er studiert inzwischen Medizin –, legt er noch immer diese liebenswerte unbestechliche Ehrlichkeit an den Tag. Dafür mag ich ihn sehr! Ruth Mätzler, Salzburg