Beim Disputationsvortrag meiner Doktorarbeit meine Familie und meine Verlobte im Publikum sitzen zu sehen und zu wissen, dass sie immer hinter mir stehen, um mich auf meinem Weg zu unterstützen.
Ich mag Gebirgsbäche. Sie fließen immerfort, sie werden nicht an- und abgeschaltet. Man braucht nicht zu warten, wie bei einem Behälter, der sich wieder füllen muss, damit das Wasser erneut fließen kann. Kürzlich habe ich einen Wasserfall erlebt, der optisch aufgehört hat, der unterbrochen wurde, kurzfristig. Der Grund: Starker Wind kam von der Seite, zerstäubte das Wasser und trug es nahezu unsichtbar seitlich weg. Das viele Wasser von oben stürzte somit nicht zu Boden, sondern stoppte abrupt, für mich ein seltenes, spannendes Schauspiel. Karl Brunner, Klagenfurt, Österreich
Ich hole meinen achtjährigen Enkel Luca von seiner Leichtathletikgruppe ab. Er hüpft neben mir her, hält plötzlich inne und sagt:« Oma, ich bin so glücklich, weil ich ich bin!« In Gedanken wünsche ich ihm, dass er das immer und immer wieder zu sich sagen kann – ein Leben lang.
Die Erinnerung an unseren Sommerurlaub auf der Ile de Ré, an der französichen Atlantikküste: Wir haben Fahrräder gemietet und radeln durch Weinfelder zum Strand. Unser dreieinhalb-jähriger Sohn sitzt auf dem Kindersitz hinter mir. Er streicht mit sanft über den Rücken. Dann greift er nach den Bändern meines Sommerkleides, hält sich daran fest und ruft : „Hüh, Pferdchen, hüh!“ … ich galoppiere, nein, ich FLIEGE !
Ulrike Ristau-Hutter, Clermont-Ferrand , Frankreich
Sie sehen hier ein Werk der Langeweile ohne jegliche Bedeutung. Verwirrend – und trotzdem nennt man es Kunst. Grüße an meine Chemielehrerin, die mich hierzu inspiriert hat! Anna Pyka, Maulbronn-Zaisersweiher
Der Dozent der Vorlesung Spectroscopic Methods hatte uns Studenten mal wieder abgehängt. Während ich mir immer mehr Sorgen um die anstehende Prüfung machte, wurde mein Kommilitone Paul Sonntag kreativ. Er fragte seine Nachbarn nach Tieren, die er nacheinander zeichnerisch zusammenfügte. Heraus kamen wunderbare Kreaturen, bestehend aus Katze, Schmetterling, Kobra… auch bekannt als „Flübübelüblü“. Bei der Prüfungsvorbereitung lachen sie mich jetzt an!
ich reise, genau wie ihr. Mal mit Zeit, mal habe ich es eilig. Dabei verbringe ich viele Stunden auf Landstraßen, Auffahrten, Raststätten. Und warte. Auf euch! Gerade habe ich am Tramprennen 2011 nach Griechenland teilgenommen. Ich mag diese Art der Fortbewegung. Bahn fahren ist schön, aber teuer. Mitfahrzentralen sind schön, aber langweilig. Beim Trampen aber gibt es etwas, das schwer zu beschreiben ist. Einen Kick, ein Glücklichsein. Wenn das Auto stoppt, dann öffnet sich auch eine Tür in eine neue Lebenswelt.
Wie tickt ein Multimillionär bei 250km/h? Wie sieht ein Lkw-Fahrer die Welt? Und andersrum: Was bewegt einen Studenten? Warum steht er hier? Manchmal sehe ich Misstrauen in euren Augen. Es ist okay, wenn ihr Nein sagt an der Raststätte. Doch mit einem Ja macht ihr mich glücklich. Ein Stück vorankommen Richtung Ziel. Und manchmal überrascht ihr mich. Fahrt Umwege, bringt mich vor die Haustür. Teilt euer Essen, erzählt aus eurem Leben. Ich bin dankbar für diese Geschichten, Einblicke und Erfahrungen und bewundere euren Mut.
Hanjo Klein, Bayreuth
Schon seit Jahren führt meine Mutter ein fotografisches Tagebuch. Von Zeit zu Zeit macht sie dann einen Zeitsprung in die Vergangenheit, um zu sehen, was sie in den vorherigen Jahren zu einem bestimmten Datum fotografiert hat.
Vor Kurzem entdeckte sie auf der Suche nach einem bestimmten Motiv zufällig das Bild der Sushi-Verpackung. Sie machte das Foto im vergangenen Jahr, weil ihr der Name des Produkts angesichts der furchtbaren TsunamiKatastrophe 2004 eigenartig und makaber vorkam. Dieser „Fund“ hat uns zum erneuten Kauf des Sushi bewogen – und siehe da: Das Ereignis in Fukushima 2011 scheint eine Namensänderung bewirkt zu haben.
Freitag. Wieder steige ich, wie so oft, in den 15-Uhr-Zug von Hamburg nach Stuttgart. Das Wochenende kommt. Mein Freund wird mit Blumen am Bahnhof warten. Nur noch knappe sechs Stunden.
Von wegen! Es war der falsche Zug.
In Augsburg steige ich aus und verliere die Nerven: heule, meckere und will spontan meine Fernbeziehung beenden. Ein junger Bahnhofsschaffner beruhigt mich: Er schreibt mein Ticket um, sucht mir den nächsten Zug nach Stuttgart raus, schenkt mir Erdnüsse, Gummibärchen und sein Lächeln. Dann setzt er mich ins Bahnhofshallencafé, wo zwei zauberhafte Studentinnen mir Milchreis und Latte macchiato servieren und mir eine Zeitung vor die Nase legen. Am Ende lese ich allen ihre Horoskope vor, und wir lachen. Der Schaffner setzt mich eine Stunde später in den richtigen Zug. Ich komme nach Mitternacht zu Hause an. Mein Freund steht ein zweites Mal an diesem Tag mit Blumen auf dem Bahnsteig und erwartet mich fröhlich. Die Fernbeziehung ist doch noch eine Weile zu ertragen. Dank Augsburg.