Wie immer begann ich vorige Woche mit dem Lesen der ZEIT auf der letzten Seite und fand dort das bemerkenswerte Gedicht der Leserin Marijke Bonim-Hauger Der Mohn ist aufgegangen mit dem schönen Mohnfoto dazu. Dazu würde ich gerne ein Mohnfoto beitragen, das ich vor fünf Jahren in unserem Garten aufgenommen habe; vielleicht haben einige Leser Freude daran. Leider war diese schöne Pflanze aus unserem Garten verschwunden, als wir letztes Jahr aus dem Urlaub kamen.
In unregelmäßigen Abständen lief ein Eichhörnchen durch unseren Garten. Wir kamen auf die Idee, ihm eine Eichhörnchen-Futterstation zu bauen. Nun besucht uns der flinke Geselle zweimal täglich. Und hin und wieder bringt er Freund oder Freundin mit.
Auf einem gerade abgeräumten Beet haben unsere beiden kleinen Töchter eine Wohnung für den Maulwurf ge- baut: mit Gartenzaun aus Maisblättern, Blütenblättergepolstertem Sessel und einem weichen Grasbett mit Bohnenblatt-Decke. Vielleicht lässt sich Herr Grabowski durch dieses wunderbare Wohn-Angebot davon abhalten, in diesem Winter wieder unseren Garten flächendeckend mit Hügeln zu versehen?
Es muss etwa achtzig Jahre her sein, da bekam meine Mutter von einer Tante eine kleine Kleepflanze geschenkt. Sie brachte diese mit in ihre Ehe. Als meine Mutter starb, war ich fünf Jahre alt. Meine Stiefmutter hegte das Pflänzchen, und als ich begann, in die Welt hinauszuziehen, nahm ich es mit. Nun erfreut mich mein Klee, stattlich herangewachsen, jedes Jahr den ganzen Sommer mit seiner Blütenpracht und erinnert mich an meine beiden Mütter.
Lange Zeit führte dieser kleine Baum ein trostloses Dasein als wild austreibender Ahorn an der Ecke unserer Einfahrt – wo er uns immer im Weg stand. Mehrfach haben wir ihn weggeschnitten oder plattgetreten. Er gab nicht auf. Beim Umbau der Einfahrt grub ich ihn schließlich aus, kürzte seine Wurzeln und setzte ihn in einen Topf. Wir haben keine Ahnung von Bonsai, wir biegen die Pflanze nicht, wir nehmen die ersten größeren Blätter weg, und sie schenkt uns eine zweite Generation kleineren Laubes. Der »lästige« kleine Ahorn: Jetzt wird er zehn Jahre alt, und wir lieben ihn.
Vergangenes Jahr hatte ich Sonnenblumen ausgesät, die leider so dünnstielig waren, dass sie von der Schwere der Blüten umgerissen wurden. In diesem Sommer nun siedelte sich eine von selbst bei uns an – in einer Ritze zwischen den Steinplatten unseres Balkons. Ihre Blätter sind von Raupen zerfressen, aber sie hält tapfer durch. Und die beiden Bienchen, die entspannt auf ihrer Blüte hocken, lassen sich durch nichts und niemanden stören, sondern wackeln nur zwischendurch mal mit dem Popo.
Vor mehr als 15 Jahren vergrub unsere Tochter eine Kastanie in unserem Garten. Daraus hat sich ein kräftiger kleiner Baum entwickelt, der nun eigene Früchte trägt. Unsere Kinder sind längst aus dem Haus und kommen nur noch zu Besuch. Aber der Baum ist eine schöne Erinnerung an die Jahre, als sie noch bei uns lebten.
Hatte sich doch meine Hokkaido-Kürbis-Pflanze heimlich während meines Urlaubs hinter der Clematis hochgehangelt. Da es für ein Umbetten auf den Boden zu spät war, musste eine andere Lösung her. Diese fand ich mithilfe eines lieben Nachbarn. Und als wir die Kürbisse behutsam in ihr neues Zuhause legten, meinten wir gar, ein leichtes Aufatmen der Pflanze gehört zu haben.
Ernst-Dieter Honermeier, Büdelsdorf, Schleswig-Holstein