Schon erstaunlich, was bei einem – zugegeben langatmigen und nicht sehr wichtigen – Telefongespräch auf dem Schreibtisch entstehen kann. Der Yanick sieht übrigens wirklich so aus. Und – ich habe keine Katze.
Als Lehrerin am Gymnasium beobachte ich öfters, dass Schüler im Unterricht nebenbei ihre Hefteinträge verschönern oder ausgeteilte Blätter bekritzeln. Dieses ganz besondere Bild ist mir aufgefallen: das „Jeder-zwei-Striche-Bild“. Drei Schuüler der neunten Jahrgangsstufe am Johannes-Nepomuk-Gymnasium Rohr haben abwechselnd immer nur zwei Striche gemalt, es dann dem Nachbarn hingeschoben, der wieder nur zwei Striche gemalt hat. Zum Schluss wurde das Ganze fantasievoll koloriert. Das Bild ist mir gewidmet, daher taucht mein Name darin auf.
Entstanden ist diese Kritzelei während der Haupt- und Generalprobe für König David von Arthur Honegger. Während die Orchester- und Solostücke geprobt wurden, habe ich den Stift von der ausdrucksstarken Musik leiten lassen.
Die Kritzelei entstand innerhalb eines Monats während meiner Arbeitszeit. Immer wieder saß ich am Schreibtisch vor meiner einst weißen DIN-A2-Papierunterlage, die eigentlich als großer Notizbogen dienen sollte. Ob bei Telefonaten oder anderweitigen kurzen Gesprächen – jeden Tag kam eine Kritzelei dazu, und es wuchs zu diesem Gesamtkunstwerk.
Meine Kritzelei entstand an einem regnerischen Abend im Urlaub am Chiemsee. Entspannte Stimmung: Die Kinder lesen und hören Musik, ich lese die ZEIT. Dann liest meine Tochter aus ihrem Buch vor, ich höre zu und fange an zu kritzeln – auf einer Seite aus dem Feuilleton, über die Gruppe Flamingo Lips. Als meine Tochter das Ergebnis sieht, meint sie, das könne man auf keinen Fall wegwerfen, es sehe so schön aus. Also habe ich die Kritzelei mit nach Hause genommen.
bei sommerlicher Hitze in einem angenehm temperierten Saal dem nicht sonderlich interessanten Vortrag lauschend, kamen mir die Ideen zur Lösung des dargestellten Problems. Bei der Sanierung der denkmalgeschützten Olympiahalle in München waren wir an dem Austausch der unter dem berühmten Plexiglasdach hängenden Membranhülle beteiligt. Zeichnen, wenn auch nicht maßstäblich und wie hier frei Hand ist gerade bei technischen Problemen eine grundlegende Form der Kommunikation. Schade, dass musische Fähigkeiten in der Schulbildung so stark vernachlässigt werden.
Diese Kritzelei ist am Vorabend meiner mündlichen Magisterprüfung im Fach Germanistik entstanden. „Kafkas Tiere“ war eines der Literaturthemen. Durch das Zeichnen konnte ich mir etwas Ablenkung verschaffen und meine wirren Gedanken zu Papier bringen. Und das Schönste war, dass die Prüfung sehr erfolgreich verlaufen ist!