Meine Eltern besaßen einen hölzernen Specht, der Zigaretten aus einem Kästchen holte, wenn man seinen Kopf nach unten drückte. Auch dieser Bursche, den ich vor ein paar Jahren auf einem Berliner Flohmarkt entdeckt habe, stammt wohl aus volkseigener Produktion und bietet seit seinem Kauf als infantiler Gegenpart in unserer nüchternen Hightechküche beharrlich seine Ware an. Wenn man ihm den Kopf hinunterdrückt, schiebt sich unter ihm eine Schublade auf, aus der er mit dem Schnabel einen Zahnstocher nimmt. Ich habe den gleichen Vogel noch später einmal entdeckt und ihn ebenfalls gekauft, falls unser Küchenrabe mal an Altersschwäche aufgibt. Auf einem Flohmarkt sah ich kürzlich einen dritten mit aufgeklebten weißen Augen. Kurz überlegte ich, unserem auch Augen zu spendieren, verwarf den Gedanken aber wieder. Ich bin nämlich Diplomdesigner und finde gerade die Abstraktion, die der unbekannte Gestalter in rotes und schwarzes Plastik umgesetzt hat, sehr gelungen.
Als Kinder liebten wir die Krippe, aber Anfassen war streng verboten. Inzwischen hat sich das zum Glück geändert. So stellte unsere Enkelin Finja (vier Jahre) denn auch den armen Menschen, die da an Weihnachten eine Herberge suchten, ganz selbstverständlich die Sanitäranlagen ihres neuen Puppenhauses zur Verfügung. Und wenn auch Josef unter der Dusche offenbar darum beten muss, dass Finja die Wassertemperatur richtig einstellt, so wird Maria in der Badewanne doch von einem Engel beschützt. Oder sollte es sich dabei um ein Rettungsboot handeln?
Als Dreijähriger habe ich diesen Teddy zum Weihnachtsfest 1943 geschenkt bekommen. Er war bei etlichen Bombenangriffen mein treuer Begleiter im Luftschutzkeller, und ich habe damals viel und gern mit ihm gespielt. Später lag er jahrelang auf dem Dachboden, bis ihn meine Mutter bei Aufräumarbeiten wiederfand. Da er schon an Altersschwäche litt, bekam er ein paar neue Kleidungsstücke und hat jetzt einen Ehrenplatz auf dem Bücherregal in meinem Büro. Demnächst wird er 71 Jahre alt.
Im Winter werden die Vitamine ja schon mal knapp. So kam mir – Häkeln ist zufällig mein Hobby – die Idee, meine Freundin und ihre Familie mit ein paar unverderblichen Reserven auszustatten…
In ZEIT Nr. 15/13 zeigten Sie in dieser Rubrik einen Holzschnitt der Leserin Beate Nagel aus dem Allgäu (links). Das Bild zweier lesender Mädchen habe ihre Mutter vor etwa 40 Jahren geschnitzt, so schrieb sie. Ihr Ding ist auch mein Ding! Für den Fotowettbewerb »Jugend 65« in Hamburg habe ich diese Aufnahme lesender Zwillinge gemacht (rechts). Ich gewann damals einen Flug nach Rom und 500 D-Mark Taschengeld. Das Foto wurde auch in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht. Möglicherweise hat sich die Mutter von Frau Nagel ja davon inspirieren lassen. Inge-Maria Peters, Hamburg
Schon ich habe in meiner Jugend mit dem Zauberwürfel gespielt. Jetzt hat meine Frau, ebenfalls ein Fan dieses Kniffelspiels, ein Exemplar für unsere Söhne gekauft. Die beiden – vier und sechs Jahre alt – entwickelten allerdings ihre ganz eigene Lösungsmethode …
Meine Mutter schnitzte mir – vor etwa 40 Jahren – dieses Bild. Es hat einen Ehrenplatz in meiner Wohnung. Nun waren heute meine Nachbarskinder zum Frühstück zu Besuch bei mir: David, knapp 8 Jahre, sah sich das Bild an und meinte: »Die eine schaut in ihr Handy, und die andere spielt Nintendo.« Witzig, für mich haben die Mädchen bisher Bücher gelesen.
Geschichtsunterricht. Thema: Absolutismus. Ich berichte in Worten und Gesten über die hygienischen Verhältnisse zu dieser Zeit. Die adligen Damen hatten Angst vor Ansteckung, scheuten das Wasser. Beim Kratzen des rückens kippe ich plötzlich mit dem Stuhl nach hinten. Die Schüler sehen nur noch meine Beine in der Luft. Sie prusten vor Lachen, ich auch. Liebevoll helfen sie mir wieder auf die Beine. Bei der Verabschiedung der Klasse ein Jahr später überreicht mir der Klassensprecher einen Pokal mit dem abgebrochenen Stuhlbein. Gern erinnere ich mich an diese nette Hauptschulklasse – und an eine besondere Geschichtsstunde.
Von meinem Großvater habe ich dieses Schränkchen geerbt. Er hatte es 1918 aus Trümmern angefertigt, die er nach der Schlacht von Armentières aufgesammelt hatte, und es als Hausapothekenschränkchen sehr in Ehren gehalten. »Armentières« steht auch über dem Kreuz. Aus Neugier habe ich dieses Wort neulich gegoogelt. Ich wusste vorher nichts von dem unsäglichen Leid und der grauenvollen Zerstörung, die die deutsche Armee dort angerichtet hat. Als Mennonit hatte mein Großvater den Dienst mit der Waffe verweigert und war im Train eingesetzt. Er war Glasermeister in Durlach, die Bleiverglasung hat ein Kamerad angefertigt, der Kunstglaser war. Mehr hat der Großvater nie erzählt. Jetzt, nachdem ich eine Vorstellung von Armentières bekommen habe, verstehe ich, dass das Schränkchen mehr ist als eine nette Antiquität. Es hat ihm wohl geholfen, das Grauen zu überwinden.
… eine metallene Zigarrendose, umfunktioniert zum Nadeldöschen. Meine Großtante hat sie im Jahr 1926 von einem ihrer Brüder erhalten und während ihrer Zeit als Kindermädchen in Wien, durch unterschiedlichste politische und persönliche Ereignisse, durch den Krieg und die Vertreibung aus dem Sudetenland nach Berlin und später nach Köln gerettet. Seit ich klein war, enthielt es Nadeln aller Art. Seit dem Tod meiner Großtante 1978 gehört das Döschen mir. Seinen Job als Nadelbewahrer hat es behalten und ist mit mir ins Schwabenland. Es erfüllt mich mit Achtung: 44 Jahre älter als ich, verkratzt und verschrammt und verbeult – aber immer noch leuchtend und glänzend und ganz charmant, wie es mir aus dem Handarbeitskorb entgegenlächelt. Es ist ein freundlich über den Strom der Zeit winkender Bote.