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Mein Ding

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Wenn mir in den letzten Jahren jemand die Frage gestellt hat, welchen einzigen Gegenstand ich aus einem brennenden Haus unbedingt retten würde – vorausgesetzt, Personen und Tiere seien in Sicherheit –, dann sagte ich immer: mein Küchenmesser. Es hat schon jahrzehntelang meine Schwiegermutter durch ihr nicht gerade leichtes Leben als irische Hausfrau und vielfache Mutter begleitet. Sie liebte es heiß und innig. Dann erbte ich es, und seitdem ist es aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Es wird vielfach gebraucht, schon Hunderte Male war es verschwunden und tauchte dann zwischen Kartoffel- oder Gemüseschalen im Komposter wieder auf. Es war auch der wichtigste Gegenstand, der mit mir dann von einem Ende Europas an das andere zog: von Irland nach Griechenland. Leider hat jemand in wohlmeinender Absicht, aber ohne Fachkenntnisse, das arme Messer mit einer viel zu großen, viel zu groben Schleifscheibe »verschliffen«. Dennoch tut es immer noch seine Pflicht und ist in Haus und Garten stets an meiner Seite. Ich erwäge sogar, es per letzten Willen auf die allerletzte Reise mit mir zu nehmen – man kann ja nie wissen, ob man’s mal braucht …

Marina Müller McKenna, Spartiá, Kephallonía, Griechenland

 

Mein Ding


Den Ofen entdeckte ich in einem Antiquitätengeschäft und war sofort fasziniert. Wegen Geschäftsaufgabe war er sogar für mich als Studenten erschwinglich. Und inzwischen begleitet er mich und meine Familie seit mehr als dreißig Jahren und sorgt als zusätzlicher Wärmespender für eine wohlige Zimmertemperatur. Damals als Student war ich so begeistert, dass ich direkt den Ölofen aus meiner zwölf Quadratmeter großen Studentenbude auslagerte und das neue Schmuckstück installierte. Leider erwischte mich bald der Vermieter, da ich das Treppenhaus unter Rauchschwaden gesetzt hatte, ich musste den nicht genehmigten Ofen wieder abbauen. Heute freut sich der Schornsteinfeger, wenn er das gute Stück zu begutachten hat. Der Ofen ist etwa 120 Zentimeter hoch, 38 Zentimeter breit, 50 Zentimeter tief, wiegt rund 80 Kilogramm und besteht überwiegend aus Gussstahl, außen grün emailliert. Wir heizen mit Holz, nur bei längeren Kälteperioden mit Briketts. Dann ist er am nächsten Morgen noch warm, und man kann ihn direkt wieder anheizen. Nussschalen frisst er auch – und zum Anheizen verwende ich auch mal eine alte Ausgabe der ZEIT (sorry).

Christian Göldner, Herzogenrath

 

Das ist mein Ding


Meine Nikkormat stammt aus dem Jahr 1972. Wir waren frisch verheiratet, und mein Mann erbte von seinem Großvater eine Briefmarkensammlung, die durch einen Wasserschaden allerdings zu einem großen Klumpen zusammengebacken war. Wochenlang lösten wir Marke um Marke mithilfe von Schwämmchen und Pinzette aus dem unförmigen Gebilde, wochenlang also roch es in unserer Wohnung nach nassem Papier. Dann trugen wir die Ausbeute zu einem Händler, der sie für uns auf einer Auktion versteigerte. Vom Erlös kauften wir uns die Kamera. Bis heute, vierzig Jahre lang, hat sie das Leben unserer Familie begleitet und dokumentiert. Und müsste ich je entscheiden, welche drei Dinge ich auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde: Neben meinem Mann und Thomas Manns Josephs-Roman wäre die Nikkormat dabei.

Monika Weymann, Stuttgart

 

Mein Ding


Vor knapp drei Jahren saß ich im Warteimmer meines Zahnarztes und blätterte in einer Einrichtungszeitschrift, die dort herumlag. Dabei stieß ich auf die Abbildung eines Sideboards aus einer Berliner Möbelwerkstatt namens »schubLaden« und verliebte mich sofort: Die Schubladen in dem Möbelstück stammten alle aus verschiedenen, gebrauchten Schränken und gaben ihm ein verwegenes, fröhliches Aussehen. Ich googelte zu Hause also nach den »schubLaden« – und war enttäuscht: Mit einem Preis von mehreren Tausend Euro war das Sideboard für mich als Schülerin unerschwinglich. In den darauffolgenden zwei Jahren sammelte meine Familie jedoch ausrangierte Schubladen, und nach meinem Abitur im Sommer vergangenen Jahres begann ich mit meinem Papa zu werkeln: bohren, sägen, abschleifen, lackieren … Inzwischen wohne ich selber in Berlin, und mein Zimmer wird geschmückt durch mein eigenes individuelles Sideboard. Danke Papa!

Stephanie Häring, Berlin

 

Mein Ding


Der alte Stuhl ist mein Lieblingsgegenstand. Er wurde Anfang der sechziger Jahre in der Fabrik ausgemustert, in der mein Vater arbeitete. Der Stuhl sei »von oben«, erklärte er uns. »Oben«, das waren die Büros der Angestellten. In meiner Erinnerung war die Hierarchie zwischen Büroarbeitern und den Männern in der Fabrikhalle noch eklatant. Dieses Möbel begleitet mich seither durch alle Stationen meines Lebens und passt sich der jeweiligen Einrichtung wunderbar an. Allerdings hält es gerade noch das Gewicht meines Katers aus …

Elisabeth Weber-Strobel, Heidenheim