In meiner Kindheit (im schönen Remstal bei Stuttgart) hatten wir zwei große Gärten, die oft von Schnecken heimgesucht wurden. Weil meine Eltern Igelliebhaber waren, verzichteten sie auf Schneckenkorn und dezimierten die Plage von Hand mit einem alten, oft wiederangeschliffenen Messer, das immer griffbereit bei den Küchenkräuter im Boden steckte. Dieses meist schon etwas schartige Messer war unser Grottagiekser, wobei Grott sich wohl von Krott (Kröte) herleitet und gieksen für pieksen oder hier eher für erstechen steht.
Im hohelohischen Dialekt hörte ich früher gelegentlich das Wort Krabbenschächter für ein eher minderwertiges Messer. Krabben sind die Raben, schächten kennt man als rituelle Art des Schlachtens. Also ein Messer, das allenfalls zum Schlachten der (offenbar damals schon) nicht geschätzten Raben taugte.
Mit Freude habe ich hier im Wortschatz die Einsendungen zum kleinen Küchenmesser verfolgt und auch selbst etwas beizutragen: Meine Mutter pflegte bei einem Messerchen, das einen Holzgriff hatte und so oft gebraucht war, dass die Klinge schon ziemlich schmal war, von einem Neifel zu sprechen. Meine Mutter – und damit vermutlich auch der Ausdruck – stammt aus St. Leon-Rot, einem Dorf der Oberrheinischen Tiefebene. Der Klang legt jedoch nahe, dass der Begriff irgendwie mit dem englischen knife zu tun hat.
In der Eifel spricht man vom Jrompers-Mezzje, wenn man das Kartoffelmesserchen meint, und verwendet es außer zum Schälen der Erdäpfel noch für 100 andere Sachen. Es musste aber immer ein NICHT-rostfreies Windmühlenmesser sein!
Angestachelt durch die vielen regionalen Messer-Begriffe hier im »Wortschatz«, habe ich mich auch ein wenig umgehört, dabei hatte eine Chor-Freundin, die aus Krummhörn in Ostfriesland stammt, den Ausdruck Meestje beizusteuern.
Ich möchte nur einmal anfragen, ob bei Ihnen in Hamburg und Umgebung der Begriff Feudeln noch in Gebrauch ist. Ich bin Jahrgang 1948, stamme aus Stade und lebe seit über 40 Jahren in Hessen. Meine Mutter, eine Hamburgerin, benutzte den Ausdruck »feudeln« für »den Boden aufwischen«, das Textil dafür hieß »der Feudel«. Gefeudelt wurde mit einem »Leuwagen« (Schrubber) und aufgefegt mit einer »Handeule«. Ich habe diese Ausdrücke sonst nirgendwo wieder gehört, hier in Hessen schon gar nicht. Bei mir wird immer noch gefeudelt, an die hessischen »Putzlumpen« oder »Scheuerhader« habe ich mich nicht gewöhnen können.
Gisela Kröhner, Mörfelden-Walldorf
Ja, liebe Frau Kröhner, es wird noch gefeudelt in Hamburg. Und wie! Die Redaktion
Als ich meine 13-jährige Tochter fragte, wie alt ihre neue Lehrerin sei, meinte sie: »Ungefähr so alt wie du. Vintage halt.« Wir Eltern (50 und 48) haben die Wortwahl inzwischen mit einem Augenzwinkern übernommen. So beeinflussen Marketing- Kreationen unser Denken!
Kabale – dieses Wortschätzchen widme ich meiner Tochter, die kurzerhand Schillers Werk in »Kannibale und Liebe« umdichtete. Das veranschaulicht ganz richtig und sehr martialisch das Aufge- und Verzehrtwerden durch die Liebe. Und auch vor Intrigen bleibt man manchmal nicht verschont.
Vor einiger Zeit erklärte Corinna Fritz an dieser Stelle das Wort »krosen«. Es bedeutet, dass man zu Hause ist, kein wirkliches Ziel verfolgt, sondern ohne Zeitdruck hier und da aufräumt, umräumt oder etwas neu sortiert. Als ich den Beitrag las, fiel mir auf, dass auch wir in unserer Familie dafür einen Begriff haben. Wenn man nach einer anstrengenden Phase mal wieder Zeit für sich hat, Zeit, seinen Kleiderschrank aufzuräumen, ein Buch zu lesen oder dafür, mit Mama Erdbeeren pflücken zu gehen, dann Pruddelt man den ganzen Tag rum. Jetzt nach meinem Abitur ist die Anzahl der Pruddel-Tage deutlich höher als sonst, und ich finde Zeit für die Dinge, die sonst oft zu kurz gekommen sind.