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Famos: Mein Wort-Schatz

Es gibt viele Worte, mit denen man ausdrückt, dass man etwas gut findet: toll, prima, großartig. Oder auch, heute gern verwendet: cool, geil. Gibt es Alternativen mit mehr Stil? Wie wäre es mit grandios oder brillant? Vielleicht ein wenig dick aufgetragen? Vor einiger Zeit entdeckte ich ein anderes, scheinbar aus unserem Wortschatz völlig verdrängtes Wort bei der Lektüre von Hemingways Fiesta. Nicht selten drücken die Protagonisten dort ihre Zustimmung mit famos aus. Zugegeben, es klingt ein wenig ungewohnt und altbacken. Aber es hat Charme! Wir sollten es wiederbeleben. Wenn ich demnächst nach einem gemeinsamen Abendessen gefragt werde, dann antworte ich mit: »Famose Idee!«

Michael Popp, Lingen/Ems

 

Dämmerschoppen: Mein Wort-Schatz

Seit Jahrzehnten halten wir es mittlerweile schon mit der guten britischen Tradition und trinken den ersten Alkohol eines Tages um 18 Uhr als sundowner. Bei Sonnenschein sollte man Alkohol ja meiden, vor allem in den Tropen… Und dann stieß ich auf das wunderschöne Wort Dämmerschoppen. Das ist unseren Breiten doch viel angemessener und strahlt dazu noch eine gewisse Gemütlichkeit aus. (Den Frühschoppen lassen wir mal außen vor, siehe oben!) Deshalb ist »Dämmerschoppen« mein Wort-Schatz. Prost!

Sibylle Fischer, Witten

 

Techtelmechtel: Mein Wort-Schatz

Eines der liebenswertesten Wörter ist das Techtelmechtel. Es erinnert mich an eine Menge wirklich schöner Stunden, in denen es keinen Ernstfall gab, auch keinen Herzschmerz, der einen lähmen konnte, nur ein bisschen Sehnsucht, ein bisschen Versprechen und etwas, das fast eine Berührung war, aber nichts Endgültiges und kein Drängen nach mehr. Aber immer gab es auch eine Hoffnung, es könnte sich immerhin Wunderschönes ergeben trotz des Wissens um mögliche Unmöglichkeiten.
Meist machte man sich schöne Augen und spielte Eifersucht, wenn ein anderer ins Blickfeld geriet, versandte zur Strafe Zornesblicke, die aber schnell wieder verschwinden konnten, sobald man sich wiedersah. Es war eben nur ein Techtelmechtel. Wehe dem, der es ernst nahm!

Eva Schwarz, Berlin

 

Reichsdeputationshauptschluss: Mein Wort-Schatz

Geschichte war immer mein Lieblingsfach am Domgymnasium in Verden. In der neunten oder zehnten Klasse begegnete mir dann ein Wort, das mich vom ersten Augenblick an faszinierte, weil es so lang war und so verwirrend: Reichsdeputationshauptschluss. Die Kundigen erinnern sich: Ach ja, 1803! Mein altes, unverzichtbares Meyersches Konversationslexikon von 1897 (Band 14) erklärt: »Entschädigung der durch die Abtretung des linken Rheinufers beeinträchtigten weltlichen Landesherren durch Zuweisung anderer Besitzungen auf dem rechten Rheinufer.« Zugegeben, dieser Begriff klingt altertümlich und verwirrend. Aber für mich ist er schön wie ein altes Möbelstück: Reichsdeputationshauptschluss!

Christian Steinwede, Walsrode

 

Sonnabend: Mein Wort-Schatz

Sonnabend! Leider ist dieser schöne Begriff aus der Alltagssprache fast verschwunden. »Samstag« sagt meiner Seele nichts, im Stillen übersetze ich es sofort in Sonnabend und damit in die Vorfreude auf Sonntag.

Gustav Querfurth, Lübeck

 

Steckenpferd: Mein Wort-Schatz

Ein Wort habe ich besonders lieb: Steckenpferd. Es ist so altmodisch wie das Spielzeug, das es im ursprünglichen Sinn bezeichnet, und wird leider kaum mehr genützt. Dabei steht es in der übertragenen Bedeutung gerade für die Tätigkeiten, die wir am liebsten verrichten. Umso häufiger und freudiger müsste es angewendet werden. Stattdessen: Hobby. Bei näherem Hinsehen verbergen sich dahinter oft so unsägliche Liebhabereien wie Basteln, Ausgehen, Freunde treffen, Fahrradfahren, Computerspielen. Ich bitte Sie! Die Verflachung der Freizeitgestaltung findet ihr sprachliches Pendant. Da sattle ich doch lieber mein Steckenpferd und reite es lustvoll.

Joachim Sommer, Vaihingen-Roßwag

 

Imponderabilien: Mein Wort-Schatz

Mein besonderes Wort? Da fällt mir sofort Imponderabilien ein – die Unabwägbarkeiten im menschlichen Leben. Wenn etwas nicht klappt, wenn ich mir etwas vornehme und es mal wieder anders kommt, dann denke ich immer: Klar doch, da sind sie wieder, die Imponderabilien – ob ich will oder nicht. Es gibt sie. Mit den Jahren habe ich mich auch mit ihnen angefreundet.

Patricia Krautz, Stuttgart

 

Selbander: Mein Wort-Schatz

Ein schönes Wort ist für mich selbander. Dieses fast vergessene Wort bringt die Gegensätze »(ich) selbst« und »(die) anderen« zusammen – und »band« (»verbandeln«) ist auch noch drin.

Heike Naundorf, Siegburg

 

Behaglichkeit: Mein Wort-Schatz

Mein Schatz aus der großen Wortkiste heißt Behaglichkeit. Ach, wie wunderbar fühlt es sich an! Es ist etwas ganz anderes als Gemütlichkeit – nicht so langweilig, spießig, volkstrachtenhaft. Und es ist natürlich etwas ganz anderes als Bequemlichkeit, denn Behaglichkeit ist ein Seelenzustand und kein Sitzmöbel. Behaglich ist, wenn man sich zum Beispiel mit dem Rücken in einem großen, weichen Kissen zurechtschuckelt und den Blick auf irgendetwas Fernes oder Nahes richtet – oder eben auch nicht. Behaglich ist ganz viel Dankbarkeit, dass es einem gerade jetzt so gut geht. Für Behaglichkeit braucht es nur wenig Geld oder vielmehr fast keines. Es braucht allerdings wohl etwas Zeit, denn Behaglichkeit ist das Gegenteil von Stress. Schon der Maulwurf Grabowski schaute abends aus seinem Maulwurfslochhügel, kreuzte die Arme vor der Brust, den kleinen Bauch und die Beinchen in der warmen Erde, betrachtete die Wiese im Abendlicht und seufzte: »Wie behaglich, wie geruhsam!«

Viktoria Pollmann, Hofheim am Taunus