Lesezeichen
 

Was mein Leben reicher macht

Abends beim Familienkuscheln auf der Couch: Ich habe meinem drei Jahre alten Sohn gerade ins Ohr geflüstert, dass ich ihn lieb habe. Da beugt er sich zu mir vor, überlegt kurz und flüstert dann auch in mein Ohr: »Papa, ich bin ein Dinosaurier.«

David Slaby, Leipzig

 

Was mein Leben reicher macht

Mein bester Freund Tobi, der mich an mein Strahlen erinnert, wenn ich es vergessen habe, mich anschubst, wenn es sein muss, mich drückt, wenn ich es brauche, mit dem ich reden und schweigen kann. Mein Lieblingsmensch!

Esther Stürmer, Verden an der Aller

 

Was mein Leben reicher macht

Dass ein junger Mann, den ich zehn Jahre lang nicht gesehen hatte, plötzlich mit Geschenkkorb und Blumen vor meiner Tür steht. Dem einstigen Flüchtlingskind aus Afghanistan hatte ich von der Hauptschule bis zum Abitur etwas helfen können. Nun hat er eine gute Arbeitsstelle und meint, die habe er mir zu verdanken. Ich bin verblüfft und gerührt.

Gudrun Nitsch, Stuttgart

 

Was mein Leben reicher macht

Zwei Tage sind wir bei Kälte und Nässe mit dem Rad auf dem Rothaarsteig unterwegs. Am dritten Tag ein strahlender, heller Morgen. Wir rollen durch einen lichten Buchenwald. Die Blätter entfalten sich. Aus dem blauen Himmel schweben goldene Hüllblättchen. Jetzt hüllen sie uns ein. Ein magischer Moment, genau jetzt und hier.

Harald und Heike Richter, Roßdorf bei Darmstadt

 

Was mein Leben reicher macht

Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass Homo-Ehen steuerlich gleichgestellt werden – und meine Kolleginnen bei der Arbeit (evangelische Kirche!) freuen sich offen und ehrlich mit mir. Abends dann gehe ich mit meiner Frau spazieren, zwischen uns unsere achtjährige Tochter. Wir sind Familie!

Karin Siebert, Bielefeld

 

Was mein Leben reicher macht

Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass Homo-Ehen steuerlich gleichgestellt werden – und meine Kolleginnen bei der Arbeit (evangelische Kirche!) freuen sich offen und ehrlich mit mir. Abends dann gehe ich mit meiner Frau spazieren, zwischen uns unsere achtjährige Tochter. Wir sind Familie!

Karin Siebert, Bielefeld

 

Was mein Leben reicher macht

Der morgendliche Blick aus dem Schlafzimmerfenster in Richtung Fahrradschuppen: Aus dem Nest, in dem vorgestern noch drei verlassene Eier lagen, ragt steil der Schwanz einer Amsel. Sie brütet doch!

Anne Schumann, Mainz

 

Was mein Leben reicher macht

Bügeleisen ausschalten. Wäsche stehen lassen. Ins Dachgeschoss verschwinden. Amateurfunkanlage einschalten und der »Musik« der Morsezeichen aus aller Welt lauschen. Weit entfernte Station hören. Morsetaste anschließen und senden. Verbindung zustande bekommen. Ein neuer Kontakt – vielleicht ein neuer Freund. Die Welt im Dachgeschoss haben: ein Gefühl von Weite und Freiheit.

Harald Harders (DJ2II), Bremen

 

Was mein Leben reicher macht

Das immerfort öde, armselige, fantasielose Phrasengedresch, mit dem Regierungen unterschiedslos ihre Hilflosigkeit zu kaschieren versuchen. Es tut mir wohl, weil es mein bescheidenes Sein im Vergleich zu unheimlicher Größe hebt.

Hermann Polz, Wien

 

Was mein Leben reicher macht

Montags tue ich immer ungehöriges. Ich »stecke meine Nase in fremder Leute Angelegenheiten«. Das war damals bei uns zu Hause absolut verpönt. Und nun, fast 60 Jahre später, tauche ich im Deutschen Tagebucharchiv ehrenamtlich und im Dienst der Wissenschaften tief ein in das Leben anderer Menschen. Mit Begeisterung, Anteilnahme und – ich gestehe es freimütig – mit großem interesse. Vor den Augen meiner Kolleginnen und Kollegen – und natürlich auch vor meinen – bleibt nichts verborgen. Wenn das meine Mutter wüsste!

Christel Olejar, Sexau, Baden