Mein dreijähriger Neffe fragt mich: »Wie alt bist du?« – »Fast 18.« – »Dann bist du ja schon ganz schön alt!« – »Na ja.« – »Dann stirbst du ja bald.« – »Äh …« Er guckt mich ganz ernst an: »Dann können wir ja nur noch mit Opa spielen!«
Vor einiger Zeit im Regionalzug zwischen Saarbrücken und Mannheim: Ein elegant gekleideter, älterer Herr betrachtet uns mit einem verschmitzten Lächeln. als wir uns zum Aussteigen bereit machen, wendet er sich an meine Freundin: »Ich darf Ihnen sagen, dass Sie einen ganz herrlichen Kussmund haben. Ich muss es wissen, denn ich bin seit über 60 Jahren Fotograf. Einen schönen Tag noch!«
Meine Mutter, die wochenlang Kisuaheli lernt, um an Heiligabend meinem tansanischen Freund in seiner Muttersprache »Frohe Weihnachten« zu wünschen und sich nach dem Befinden seiner Familie zu erkundigen. Danke, Mama!
Der fürsorgliche Inhaber der »smoke & coffee corner«, wo ich meine Fahrkarten für den Zug zur Arbeit kaufe. Herr Schwaizer hat die Uhr einige Minuten vorgestellt, damit seine Gäste, die einen Kaffee bei ihm trinken, ihren Zug pünktlich erreichen.
Zwanzig Wochen waren wir mit unserem dritten Kind, dem kleinen Axel, schwanger und mussten ihn im September doch wieder hergeben. Erschüttert und voller Trauer waren wir und sind wir es noch immer, und dann zu Weihnachten in der Kirche: Ein fast einjähriges Kind neben mir und Oh du fröhliche!. Es zerriss mir fast das Herz. Zu Hause war ich gerade dabei, tränenreich abzustürzen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Eine Nachbarin und Freundin kam herein, fröhlich und ein wenig ungestüm. Setzte sich an unseren Tisch und las uns ein Tannenweihnachtsgedicht von James Krüss vor. Wir lachten miteinander, und dann ging sie wieder.
Ich erzähle meiner fünfjährigen Nichte, dass ich zu Gast auf einer Hochzeit sein werde. Sie: »Wie heißt die Braut?« Ich: »Es gibt keine Braut, nur einen Bräutigam und noch einen Bräutigam. Es können ja auch zwei Jungs heiraten, weißt du?« Sie: »Ja, weiß ich. und zwei Mädchen auch!« Was bin ich froh, in dieser Zeit und in diesem Land zu leben!
Lang ersehnter Regen über Jerusalem. Ich leiste hier seit vier Monaten Zivildienst im Österreichischen Hospiz. Auf der Veranda stehe ich im Trockenen und sehe zu, wie die Luft gewaschen wird. Raed, ein arabischer Kollege, tritt zu mir und sagt auf Deutsch: »Jetzt ist das Wetter richtig schön! Schau, wie schön es ist!«
Meine Frau, die dem alten Dorfschmied einen politisch gar nicht korrekten Werkstattkalender – »so richtig mit Frauenslüüd unn so« – für mich abgeschnackt hat.
»Papa«, flüstert es in meinen Traum hinein. Es ist kurz nach fünf, eigentlich noch eine Stunde bis zum Aufstehen. Meine elfjährige Tochter, die morgens sonst gern noch mal liegen bleibt, hat sich an mein Bett geschlichen. »Machst du mit mir einen Schneespaziergang?« – »Ja!«, sage ich. »Juhu!«, flüstert es.
Patrick Remy, Diedrichshagen, Mecklenburg Vorpommern