Lesezeichen
 

Was mein Leben reicher macht

Am Bahnhof stehen, den Zug hören und schon wissen, bevor man den Zug sieht, gleich steigt mein Liebster aus und nimmt mich in den Arm, und alles ist gut.

Constanze Kremer-Schraut, Schadeck

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Schulfreundin Marianne 39 Jahre nach unserem Abitur zum Bahnhof zu begleiten und dabei den Umweg über unseren alten Schulweg zu gehen. Wir kichern und flüstern wieder wie damals.

Annette Strehl-Pottmeyer, Dortmund

 

Was mein Leben reicher macht

In der S-Bahn bricht mein Freund zusammen. Drei Jugendliche eilen herbei und helfen mir, ihn auf den Bahnsteig zu tragen. Ein älterer Herr hindert den Zug derweil mit der Notbremse am Abfahren. Ein Ehepaar informiert mich, dass sie einen Rettungswagen angefordert haben. Eine junge Frau hält den Patienten, der wegen seiner Herzprobleme nicht flach liegen darf, bis das Rettungsteam kommt. Sie verpasst ihren Zug: »Macht nichts, der nächste fährt eine Stunde später.«

Uwe P. Ipsen, Pinneberg

 

Was mein Leben reicher macht

Während einer Wanderung komme ich mit der siebenjährigen Freundin meiner Tochter ins Gespräch. »Was willst du mal werden?«, frage ich neugierig. »Glücklich!«, die sofortige Antwort von Linde. Ich drücke Linde fest die Daumen.

Marit Kunis-Michel, Dresden

 

Was mein Leben reicher macht

Die Frühlingssonne lockt mich auf die Terrasse. Ich genieße auf der gepolsterten Liege die wärmende Sonne und höre Musik über Kopfhörer. Sie sind alle da: Bob und Joan, Scott, Janis, Jimi, Melanie, Kris, Marianne, Barry und John. Manchmal ergreift mich die Sehnsucht; aber immer bin ich glücklich, wenn ich die Lieder der Unvergesslichen höre, natürlich noch mit tragbarem CD-Spieler.

Wolfgang Stein, Magdeburg

 

Was mein Leben reicher macht

Letztes Jahr hat unser Urweltmammutbaum Junge gekriegt. Vor zwei Wochen habe ich sie an ihren endgültigen Standort gepflanzt. Jetzt freue ich mich, wie die neuen Triebe jeden Tag ein bisschen wachsen.

Hermann Lersch, Willstätt, Baden

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn mein Sohn auf seinem Heimweg aus dem Auto anruft, mir von seinen Erfolgen und Sorgen in der Firma erzählt, wir ins Reden kommen und nach einer Stunde seine Freundin an die Autoscheibe klopft: »Du sitzt jetzt schon eine halbe Stunde im Auto vor der Garage, komm essen und grüß deine Mutter.«

Helma Pritz-Keller, München

 

Was mein Leben reicher macht

Bahnhof in Aarau (Schweizer Mittelland). Ich hole Geld am Automaten. Gedankenverloren schaue ich im Gehen auf meine Einkaufsliste, da fällt mir nach 2 Minuten siedend heiß auf, dass ich vergessen habe, das Geld aus dem Schlitz des Automaten zu nehmen. In dem Moment, als ich mich umdrehe, um zurückzulaufen, spricht mich ein junger Mann an: »Ham Sie’s Gäld vrgässe?«, und hält mir die Summe entgegen. Ich falle ihm spontan um den Hals vor Erleichterung.

Karin Engelkamp, Solothurn, Schweiz

 

Was mein Leben reicher macht

Abendgottesdienst am Sonntag. Zur Kommunion spielt die Orgel ein Präludium von Bach. Da beginnt ein Baby zu weinen und lässt sich nicht beruhigen. Der Organist beendet das Präludium und intoniert Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein. Und das Schlaflied wirkt.

Hubert Wiesehöfer, Aachen-Brand