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Was mein Leben reicher macht

Kapstadt, Anfang des Jahres, mein erster Besuch in dieser wunderbaren Stadt. Ich sitze mit meinem Freund in der Sonne am Greenmarket Square und bestelle einen Cappuccino. Der Ober reicht die Tasse meinem Freund und sagt: »Geben Sie ihr den Kaffee!« Wir schauen irritiert. Da sehe ich den Milchschaum. Da steht: »I love you darling«.

Conny Lammel, Kassel

 

Was mein Leben reicher macht

Der erste wirkliche Frühlingsmorgen. Ich bummle die Maximilianstraße in Augsburg entlang. Von fern höre ich das Glockenspiel im Perlachturm: »Winter ade!« Der Frühling kann kommen!

Jutta Frick, Großaitingen

 

Was mein Leben reicher macht

Als Bewohner eines Binnenlandes habe ich eine große Sehnsucht nach dem Meer. Deshalb fahre ich jedes Jahr an die Nord- oder Ostsee. Die Vorstellung, jeden Tag am Strand entlanglaufen zu können, sobald in ein paar Jahren auch die zweite Tochter aus dem Haus ist, wird stärker und konkreter. Was mache ich nur, wenn sich meine Frau bis dahin nicht umstimmen lässt?

Christian Georg Gruber, Korneuburg bei Wien

 

Was mein Leben reicher macht

Als Aufsatzthema bekam meine Enkelin die Frage: »Sind alte Leute langweilig?« Für Lina war die Antwort einfach. »Meine Oma«, schrieb sie, »ist nicht langweilig. Sie fährt mit uns im Parkhaus immer bis ganz nach oben.«

Ulrike Lah, Bayreuth

 

Was mein Leben reicher macht

Am Ende des Schultages öffne ich den Kühlschrank des Lehrerzimmers. Darin finde ich drei Tupperschüsseln übereinander: eine mit Linseneintopf, eine mit Würstchen, eine mit Spätzle. Daran ein Zettel: »Essen Steffi H.« Danke Ina!

Stephanie Harkcom, Heidelberg

 

Was mein Leben reicher macht

Verschlafen komme ich morgens in die Küche und mache mir einen Moment lang Sorgen: Gibt der Kühlschrank so merkwürdige Geräusche von sich? Dann aber bemerke ich, dass das Summen von der ersten Stubenfliege des Jahres kommt. Ich habe mich noch nie so über ein Insekt gefreut.

Martin Lux, Uelzen

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Blick geht durch das Fenster in den Vorfrühling-Garten: Ein Star mit glitzerndem Gefieder hüpft zwischen die Schneeglöckchen. Ein Schnabelgriff – und er fliegt mit einer Schneeglöckchenblüte am halblangen Stängel davon. Ob er diesen Blumengruß wohl der liebsten aller Starinnen bringt?

Irmgard Ludwig, Goslar

 

Was mein Leben reicher macht

Sommerurlaub an der Algarve. Am Ende eines Tagesausflugs nach Sevilla fahren wir zurück in unser Domizil. Die Sonne geht unter, draußen zieht die andalusische Landschaft vorbei. Niemand spricht. Meine beiden Söhne sitzen links und rechts von mir. Mein Großer, 17, senkt seinen Lockenkopf auf meine Schulter. Der Kleine, 12, gibt mir seinen Kopfhörer, damit ich seinen Lieblingssong von den Dire Straits hören kann. Dann fühle ich seine Hand in meiner. Noch jetzt, Monate später, ist mir dieser Moment so gegenwärtig. Ich glaube, ich werde ihn nie vergessen …

Josef Nosbüsch, Speyer

 

Was mein Leben reicher macht

Ich betrete die Schule und mache mich auf den Weg zum Lehrerzimmer. Da spricht mich Serhat aus der siebten Klasse an, mustert mich von oben bis unten und bemerkt im jovialen Ton: »Guten Morgen, Herr Trapphagen, heute mal kein Hemd?« Ich trug ein Poloshirt. »Sieht aber auch sehr schick aus!« Deswegen bin ich gern Lehrer.

Dirk Trapphagen, Leverkusen