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Was mein Leben reicher macht

An einem der letzten schönen Herbsttage mit Freunden Fußball gespielt. Ein paar Jugendliche aus dem nahen Waisenhaus, Flüchtlinge aus Südafrika, fragen, ob sie gegen uns spielen dürfen. Sie spielen uns in Grund und Boden. Ihre strahlenden Augen wiegen unsere Niederlage tausendmal auf.

Christian Wolf, München

 

Was mein Leben reicher macht

Donnerstagmittag in der Schulmensa. Die Meute drängt, und ich – 66 Jahre und ehrenamtlich hier, versteht sich – sitze an der Kasse. Das bedeutet: Essenswünsche erfragen, Bons verkaufen, Schüler in Listen eintragen, Getränke ausgeben. Und potenzielle Langfinger, die sich im Schutz des Gewimmels an die Süßwaren heranschleichen, durch böse Blicke von ihrem Tun abhalten. Da höre ich, wie ein Kunde mit dem andern tuschelt: »Ey, Spasti, das kannst du bei der Alten vergessen! Die blickt voll durch.« Danke, Kumpel, für das zeitgemäße Lob!

Christel Olejar, Sexau, Baden

 

Was mein Leben reicher macht

Mit meiner besten Freundin einmal im Jahr ein langes, männerfreies Wochenende an der Nordsee zu verbringen. Stundenlange Spaziergänge bei Wind und Wetter am Strand, und endlich alles beschnacken, was aufgrund der Entfernung zwischen Berlin und Hannover am Telefon zu kurz kommt. Mal ernst, mal völlig albern, aber immer wieder einfach schön!«

Gaby Elfers, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Ein heißer Vormittag im vergangenen Sommer. Ich stehe vor einer wunderbaren Barockkirche im Oberbayerischen. Keine Touristen, keine Busse. Ich bin kein Christ mehr, aber ich möchte drinnen eine Kerze anzünden. Aber wohin mit meinem Hund? Es gibt keine schattige Stelle, wo ich ihn anbinden könnte. Der Pfarrer tritt aus dem Portal, und ich erkläre ihm mein Problem. Darauf er: »Nehmen Sie den Hund ruhig mit hinein! Auch er ist eine Kreatur Gottes.« Ja, wenn es mehr solcher Priester gäbe …

Dietrich Leisching, Gilching

 

Was mein Leben reicher macht

Bei meinen Enkelkindern in Heidelberg nimmt der fünfjährige Tom das Gutenachtgeschichtenbuch, setzt sich an das Bett seines vierjährigen Bruders Jonas und liest ihm eine Gutenachtgeschichte vor. Er kann zwar noch nicht lesen, wie viele Kinder kennt er aber die oft gehörten Gutenachtgeschichten auswendig. Er blättert sogar an den richtigen Stellen um! Wenn ich vorlese und einen Fehler mache, empört er sich: „Aber Opa!“

Ulrich Hollinger, Schönenberg-Kübelberg

 

Was mein Leben reicher macht

Unsere beiden e-bikes, mit denen wir Alten mühelos auch die steilsten Stuttgarter Anhöhen erklimmen können. Es freut uns, wenn die Mountain-Biker staunen.

Edith und Wolfgang Sorke, Stuttgart

 

Was mein Leben reicher macht

Ich bin ein junger Vater. Meine Tochter, fast noch ein Säugling, sitzt bei mir auf dem Schoß vor dem Fenster. Wir blicken in den Garten. Ich wiege sie und singe ihr Kinderlieder vor. Eifrig »singt« sie mit. Und alles ist gut. – Das war vor fast 30 Jahren. Heute sitzt mein Enkel auf meinem Schoß. Der Garten von damals ist ein anderer. Aber sonst hat sich eigentlich nichts verändert. Gut, dass es Dinge gibt, die bleiben.

Werner Niemeyer, Schöninghsdorf im Emsland

 

Was mein Leben reicher macht

In der Fußgängerzone von Heide. Gerade noch schien die Sonne, jetzt prasselt ein Starkregenschauer vom Himmel. Alle rennen los und retten sich ins Trockene, so schnell es geht. Alle bis auf einen: Zurück bleibt ein Rollstuhlfahrer, der trotz größter Kraftanstrengung nicht schnell genug ist. Da spurtet eine junge Frau
mit Schirm zu dem Mann hin und gibt ihm Geleit. Beide lachen unter ihrem Rettungsschirm.

Gabriele Kleb, Osterrade

 

Was mein Leben reicher macht

Jedes Mal wenn ich nach Hause komme, hat mein kleiner Bruder ein Geschenk für mich. So bin ich nun schon stolze Besitzerin einer Holzsphinx, einer von ihm und meinem Freund aufgenommenen CD und gestempeltem Briefpapier. Gerade sitze ich am Schreibtisch und blicke auf den besprayten Miniaturlaster, den er mir letztes Wochenende geschenkt hat. Und freue mich schon auf das nächste Mal.

Felizitas Steng, Wien