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Was mein Leben reicher macht

Bei einem Juwelier in der Innenstadt. Felix sitzt neben mir. Wir bezahlen unsere Eheringe. Die Juwelierin sagt, es sei eine schöne Investition. Mir kullern die Tränen über das Gesicht. Einen Teil dieses Geldes trug mein Vater bei sich, als er unerwartet starb. Meine Mutter schenkte es mir und sagte, ich könne mir vielleicht eine Erinnerung kaufen. Nichts war mir schön und beständig genug. Bisher.

Anja Irgl, Wien

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich am Samstagmorgen bei trübem Wetter die elende, 30 Kilometer lange Strecke zum Wochenmarkt fahre und unverhofft über mir das Schnattern der Wildgänse höre und ihren wunderschönen Flug am Himmel sehe.

Heidemarie Schwartz, Emlichheim

 

Was mein Leben reicher macht

Diese Freitagnachmittage: Gemeinsam mit meinem Bruder, der noch zu Hause wohnt, esse ich bei meinen Eltern zu Mittag und bleibe danach noch auf eine Tasse Kaffee. Ich weiß, dass das Leben sehr plötzlich auch anders sein kann, und genieße jeden Freitag das Glück dieser Viersamkeit umso mehr.

Christine Kauling, Coesfeld

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einer Woche Urlaub morgens vor der Arbeit mal wieder völlig verhuscht zu meinem türkischen Bäcker in Berlin-Kreuzberg zu kommen, eigentlich nur einen Cappuccino to go mitnehmen zu wollen und dann von der türkischen Bäckersfrau 15 Euro in die Hand gedrückt zu bekommen mit den Worten: „Die haben Sie hier das letzte Mal vergessen.“

Sabrina Heider, Hohen Neuendorf

 

Was mein Leben reicher macht

Eine Nachricht auf meiner Facebook-Seite: »Ich konnte heute im Deutsch-Unterricht glänzen, da ich noch aus Ihrem Unterricht in der Mittelstufe wusste, wer der Herr Tischbein war!« Danke, lieber Jonas!

Angela Kafitz, Fronhausen

 

Was mein Leben reicher macht

Dass ich – bis Ende zwanzig ein vollkommener musikalischer Analphabet – mich doch noch aufgemacht habe, als Klavierschülerin und Chorsängerin die Welt der Musik zu erkunden. So erlebe ich jede Woche ein G.nsehautgefühl, wenn die Bässe den Boden bereiten, Tenöre und Alte darauf wandern und die Soprane schließlich ein leichtes melodisches Lüftchen über den Chorsatz legen.

Karen Göpfert, Görlitz

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Mutter. Die mich wie die selbstständige junge Frau behandelt, die ich bin, mich bedingungslos unterstützt, trotzdem auch hier und da mal kritisch nachfragt, die mit mir lacht und so vieles mit mir teilt. Bei der ich aber bei größerem und kleinerem Kummer einfach wieder das kleine Mädchen sein darf, das alles ganz furchtbar ungerecht findet.

Friederike Sach, Münster

 

Was mein Leben reicher macht

Frühmorgens mit dem Fahrrad durch den Wald zum Briefkasten fahren, um die Tageszeitungen zu holen, auf dem Rückweg ein paar Parasolpilze finden, das gemeinsame Frühstück genießen und trödeln, bevor das Tagwerk beginnt.

Michael Loidolt, Kitzeck, Österreich