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Land der Dichter und Denker

Woher ich komme, will der Taxifahrer aus Eritrea wissen, zu dem ich in San Diego ins Auto steige. Ich sage es ihm. „Ah, Germany!“, ruft er aus. Ich höre das öfter. Die einen, die in Rheinland-Pfalz stationiert waren, schwärmen dann von Schnitzel und Kartoffelsalat, die anderen von den deutschen Autobahnen. Und eine amerikanische Kollegin meinte, dass sie mit Deutschland nur zwei Sachen verbinde: Bier und Nazis. Mein Taxifahrer ereifert sich. Er habe ein Buch von diesem Deutschen gelesen. Sein Name … Ich fange an zu schwitzen und starre aus dem Fenster. Ich mag diese politischen Diskussionen nicht. Dann fällt es ihm wieder ein. Sein Name sei Kant. Immanuel Kant. „He is such a great guy!“ Ob ich von ihm schon was gelesen hätte, fragt der Taxifahrer aus Eritrea. Ich schüttle den Kopf.

Christina Sander, Niederfell, Rheinland-Pfalz

 

Frühling in Alaska

Ich wache morgens gegen 10 Uhr auf. Das Tageslicht dämmert, und mein erster Gedanke ist die Dekadenz, so lange im Bett bleiben zu können, aufzuwachen im Rythmus der Natur, der hier im Norden Alaskas ein anderer ist als in der alten Heimat Deutschland. Die Wintersonnwende ist vorbei, das Licht kommt langsam zurück. Täglich gewinnen wir schon wieder mehr als eine Minute Tageslicht. Wenn es erst März ist, wird es schon morgens gegen 5 Uhr wieder hell. Dann will ich auch wieder früher aufstehen, und hinterm Fenster die gleißende Morgensonne und den Schnee geniessen. Im Sommer, wenn die deutschen Gäste zu mir in mein Bed&Breakfast kommen, ist Mittsommernacht, und es ist die ganze Nacht hell. Dann will ich oft überhaupt nicht ins Bett.

Helga Wagenleiter, Fairbanks, Alaska

 

Zurück in Thailand

Nach einem langen Flug, das Sommerkleid auf der Haut, die Flipflops an den Füßen, eine frisch aufgeschnittene Papaya essend die Rambuttri Road entlangschlendern und die wunderbaren Gerüche und Geräusche Bangkoks in sich aufnehmen. Herrlich, wieder hier zu sein!

Kaja Drenhaus, Bangkok

 

Was mein Leben reicher macht

Morgens aufstehen, frühstücken, in die braunen Kulleraugen unseres Golden Retrievers gucken. Sein Blick sagt: „Gehen wir jetzt endlich raus?“ Gummistiefel und Regenjacke anziehen und eine Stunde lang in der schönen ostwestfälischen Natur spazieren gehen. Danach sind wir beide glücklich!

Bärbel Junker, Bielefeld

 

Gelassen altern

Reiseerlebnisse wie dieses, letzten Sommer: Am letzten Tag einer tollen Rennradtour durch die Alpen fahren wir den extrem steilen Riedbergpass hoch. Auf der Passhöhe kommt uns ein älterer Herr auf seinem Rad entgegen und begrüßt uns herzlich. Wir plaudern, und ich frage ihn nach seinem Alter. „I bin achtesiebzig“, sagt er. Wir sind nicht mal beide zusammen so alt wie er! Nun sehen wir dem Altern (etwas) gelassener entgegen.

Mark Vongerichten, Kaiserslautern

 

„Liest heut einer was vor?“

Samstag kurz nach zehn in der Stadtbibliothek. Ein kleines türkisches Mädchen, das kaum über den Tresen schauen kann, macht sich höflich bemerkbar und fragt: „Liest heute einer was vor?“ Eher nicht, meint die Bibliothekarin, heute würden nicht so viele Leute hier arbeiten. Ein enttäuschtes Gesicht. Da greift die Frau zum Hörer, und als sie auflegt, sagt sie: „Es kommt gleich jemand und liest dir was vor!“ Das Mädchen strahlt. Welch ein Glück Lesen und Vorgelesenbekommen doch ist!

Ann-Kathrin Günter, Köln

 

Schneeräum-Abo

Ein Blick aus dem Fenster: Wieder hat es geschneit. Ich liege noch im Bett und höre das Kratzen auf den Bürgersteigen, die Schneeschieber der Nachbarn. Auch vor meinem Haus kratzt es, aber das bin nicht ich. Das ist ein junger Mann vom örtlichen Gärtner, engagiert von meiner Tochter für einen Schneeräum-Abo-Dienst. Wenn das kein Geburtstagsgeschenk ist!

Sibylle Korber, Odenthal

 

„Guten Morgen!“

Auf dem Weg zur Arbeit begegnet mir regelmäßig ein älterer Herr. Er ist teilweise gelähmt, das Sprechen geht auch nicht mehr so gut, aber er macht seinen Spaziergang. Schon von Weitem grüßt er: „Guten Morgen! Gesundheit und Geborgenheit!“ Wir wechseln ein paar Worte, dann geht’s weiter. Jetzt hatte ich ihn seit fast drei Wochen nicht gesehen. Ich machte mir schon Sorgen, obwohl ich noch nicht einmal seinen Namen weiß. Heute morgen traf ich ihn wieder. Er war zur Kur gewesen. „Guten Morgen! Gesundheit und Geborgenheit!“

Carsten Heinisch, Kaiserslautern

 

Was mein Leben reicher macht

Die Stimme von Caleb Followill, des Frontsängers von Kings of Leon. Wann immer ich sie höre, ob in der Münchner Olympiahalle oder beim morgendlichen Kaffee in der Küche: Sie fährt mir wohltuend unter die Haut.

Susanne Pöschko, Passau