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Was mein Leben reicher macht

Ich bin krank und ungeduldig, weil die Grippe nicht weichen will und der Winter auch nicht. Doch als ich ins Wohnzimmer komme, schauen mich durchs Fenster Narzissen und Primeln an. Ein Kasten Frühlingshoffnung, von der Nachbarin!

Ruth Mader-Koltay, Freiburg

 

Was mein Leben reicher macht

In Wien komme ich auf einer Fachtagung meinem Nebensitzer rasch näher. Wir schlendern durch den Abend. Er fragt mich, ob ich ihn zu seinem Hotel begleiten wolle. Nein, das wolle ich nicht, sage ich und verweise auf seine Frau, seine Kinder. Am nächsten Tag sitzt er bei der Tagung wieder neben mir. Trotz des brillanten Abschlussvortrags verschwindet er für längere Zeit. Als er wiederkommt, legt er mir eine Schachtel der nobelsten Wiener Confiserie in den Schoß. Danke, sagt er.

Claudia Köhler, München

 

Was mein Leben reicher macht

Auf einem Parkplatz sprach mich ein etwa siebenjähriger Junge an. Er war mit seinem Roller gestürzt und bat mich um ein Pflaster. In meiner Handtasche fand sich tatsächlich eines. Der Junge fuhr weiter, und ich dachte lange darüber nach, wann ich meinen (heute erwachsenen) Kindern das letzte Pflaster aufkleben durfte.

Simone Nickel, Sinzig, Rheinland-Pfalz

 

Was mein Leben reicher macht

Die Sonne scheint vom blitzeblauen Himmel, der Frühling lässt grüßen. Ich fahre zum Yoga. Thema: »Twists«. Verschiedene Drehhaltungen sollen den Körper regenerieren und entgiften. Die Klasse stöhnt nach einer Übung im Stehen mit vorgebeugtem Oberkörper. Die Yogalehrerin ruft: »Hausputz im Oberschenkel!«

Kathrin Deuper, Köln

 

Was mein Leben reicher macht

Vor längerer Zeit wurden wir auf dem Weg auf der Autobahn geblitzt. Schlecht gelaunt erreichten wir abends Berlin. Am nächsten Morgen bemerkte ich, dass das vordere Nummernschild am Auto fehlte. Es musste sich auf einer der schlechten Pflasterstraßen Sachsens gelöst haben. Ein Bußgeldbescheid blieb bis heute aus.

Thomas Gottschalk, Rottenburg, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Mit meiner Freundin die New York Metropolitan Opera zu besuchen. Nicht als teurer Wochenendtrip, sondern im Rahmen der Live-Übertragungen in ein Kino vor Ort.

Joachim Rothmund, Biberach an der Riß

 

Was mein Leben reicher macht

s76-spiegelei

Ein trüber Wintertag. Gestresst von der Arbeit und vom Kinderabholen, will ich noch schnell ein paar Pfannkuchen braten. Da lächelt mir auf einmal dieses freundliche Gesicht entgegen, als ob es zu mir sagen wollte: »Nimm’s nicht so schwer! Das Leben kann so wunderbar sein!« Die Wirkung hielt noch ein paar Tage an.

Wiebke Dierks, Kiel