Drei Jahre nach dem Tod meiner Mutter finde ich in meiner Vorratskammer ein Glas ihrer Erdbeermarmelade. Ich genieße sie gemeinsam mit meiner Freundin, mit der ich seit zweieinhalb Jahren glücklich bin, und denke: »Jetzt lernen sich die beiden doch noch kennen!«
Nach einem erlebnisreichen Auslandsaufenthalt in Neuseeland und Australien treffen sich unsere 16-jährigen Zwillingstöchter heute am Flughafen Brisbane zum ersten Mal nach fünf Monaten wieder, um gemeinsam zurück nach Hause zu fliegen!
Ein Sonntagabend, kurz vor Weihnachten, in Boston. Es ist kalt und windig, und es gießt wie aus Kübeln. Jeder will so schnell wie möglich ins Warme. Da läuft eine große Gruppe asiatischer Touristen vorbei, laut und voller Inbrunst Stille Nacht, heilige Nacht singend. Mir wird ein wenig wärmer ums Herz.
Ein Flüchtlingslager in Karlsruhe. Ehrenamtliche kleiden neu angekommene Flüchtlinge ein. Eine schwangere Frau findet keine warmen Stiefel in ihrer Größe. Spontan zieht eine Mitarbeiterin ihre Stiefel aus und geht in Badeschlappen nach Hause. Die hochschwangere Frau hat warmes Schuhwerk für den Winter. In diesem Augenblick ist Weihnacht.
Wenn ich sehr selten wieder mal nach Deutschland komme, stelle ich eine große Schale Gravensteiner Äpfel in mein Hotelzimmer. Dann rieche, fühle und schmecke ich meine Jugend in Westfalen
Wenn ich den Postkasten öffne und mir die Handschrift meiner Freundin auf einem Briefumschlag entgegenblinzelt. Manchmal müssen sich unsere Briefe am gleichen Tag sogar unterwegs begegnet sein. Buchstäblich: Gedankenaustausch!
Täglich gibt es Momente, die mich an meine Mutter und an meine Kindheit denken lassen. Gerade jetzt in der Adventszeit: das Plätzchenbacken mit meiner Tochter, der Adventskranz auf dem Tisch – meine Mutter hat früher Kränze für den Markt in Frankfurt gewickelt –, der Christstollen. Normalerweise hat sie jedes Jahr per Post je einen Stollen an ihre sechs Kinder geschickt. Dieses Jahr habe ich erstmals einen nach ihrem Rezept für sie gebacken, und wir haben ihn in der Rehaklinik gemeinsam gefuttert.
Mein Mann hat sich Hals über Kopf und ganz endgültig von mir getrennt. Er hat eine neue Partnerin, und ich bin nun allein mit unseren vier Kindern zwischen 0 und 7 Jahren und einem riesigen Berg Sorgen. Aber ich erfahre so viel Unterstützung und Hilfe von Freunden, Bekannten und Verwandten, bekomme so viele nette Gesten, spontane Besuche und liebe Worte, dass ich fast reicher bin als vorher.