Lesezeichen
 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich abends im Sessel bei einem Glas Rotwein Anna Karenina lese, meine Mieze Meyer es sich auf meinem Schoß bequem macht und vor Wohlbehagen schnurrt und schnurrt und schnurrt…

Felix Krusen, Bonn

 

Was mein Leben reicher macht

6.30 Uhr – unerbittlich klingelt mein Wecker. Das Signal für unseren Kater Felix. Er springt ins Bett, kuschelt sich in meinen Arm, und wir träumen zusammen zehn Minuten in den Tag hinein. Was für ein wohltuender Start in jeden neuen Tag!

Monika Rohde, Fuldabrück, Hessen

 

Was mein Leben reicher macht

Der fremde Mann, der mir in einem Münchner Kaufhaus verschwörerisch zu­ raunt, ob ich einen Gutschein möchte. »Nein!«, wehre ich gewohnheitsmäßig ab. Er habe nichts gefunden, sagt er und drängt mir schließlich seine Gutschrift auf – die die Stiefel für meine Tochter um ein ganzes Stück erschwinglicher werden lässt.

Jenny Jost, Tübingen

 

Was mein Leben reicher macht

Wir sitzen im Kreis. Ich führe die Subtrak­tion ein und habe den Eindruck, dass die Kinder alles gut verstehen. Auf meine Frage »Wer von euch möchte denn nun eine Minus­-Rechengeschichte erzählen?« meldet sich Joel. Erwartungsvoll nehme ich ihn dran. Er sagt: »Frau Lang­-Petroll, du hast heute sooo ein schönes T­-Shirt an.« Bestätigung von allen Seiten! So was erlebt man nur im ersten Schuljahr!

Ellen Lang-Petroll, Riedstadt, Hessen

 

Was mein Leben reicher macht

In der Nacht vom Bahnhof nach Hause laufen, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Zeit, um den Blick und die Gedanken nach oben zu wenden. Die Antwort? Sterne.

Anika Spuhl, Speyer

 

Was mein Leben reicher macht

Mein fünfjähriger Sohn steht gedankenversunken vor dem Fenster und schaut den rasch vorbeiziehenden Wolken nach. Plötzlich dreht er sich um und ruft mit aufgeregter Stimme: »Mama, Mama, ich merke, wie die Erde sich dreht!«

Annekatrin Saam, Potsdam

 

Was mein Leben reicher macht

Menschen, die einzeln oder gemeinsam ihren Instrumenten wundervolle Töne entlocken und so das Publikum verzaubern, das eben noch laut quasselte.

Karl Brunner, Klagenfurt, Österreich

 

Was mein Leben reicher macht

Kraftlos und mutlos meinen besten Freund angerufen. Am Telefon nichts gesagt, nur geweint. Er fragte nicht »Warum?«, er fragte nicht »Wie lange schon?«. Er sagte nur: »Ich bin gleich bei dir!« Und machte sich auf die Reise.

Jonas Landgraf, Ingolstadt

 

Was mein Leben reicher macht

Auf dem Parkplatz eines Supermarktes. Meine Mutter, an Demenz erkrankt, bringt den Einkaufswagen zurück, während ich den Einkauf auf der Rückbank des Autos verstaue. Als ich hochschaue, ist sie nirgends zu entdecken. Oh nein, denke ich: Meine Mutter ist weggelaufen! Ein weiteres Stadium der Demenz ist erreicht!

Nervös schaue mich um. Irgendwann drehe ich mich wieder zum Auto. Sie steht neben der Beifahrertür und fragt ganz trocken, warum ich sie bei dem Regen nicht endlich reinließe und was es hier stattdessen so Spannendes zu sehen gebe. Wir müssen beide die ganze Rückfahrt lang herzlich lachen.

Sie vergisst viel, aber nie ihren Humor.

Esther Uhlig, Bad Homburg

 

Was mein Leben reicher macht

Am Ende meines Berufslebens bekomme ich endlich den langersehnten Sekretär. Ich beginne dort die Weihnachtspost zu schreiben. Da kommt meine neunjährige Enkelin und sagt: »Oma, du sitzt genauso da wie die Mama von Michel aus Lönneberga, wenn sie abends die Streiche ins Tagebuch einträgt!«
Ich bin gerührt!

Brigitte Judt, Burbach, Nordrhein-Westfalen