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Was mein Leben reicher macht

Ein Schüler in der neunten Klasse Hauptschule fragt: »Herr Kiuntke, waren Sie beim Friseur?« Ich: »Ja, warum?« Er: »Bleiben Sie nächstens sitzen, bis der fertig ist!«

Johannes Kiuntke, Metzingen

 

Was mein Leben reicher macht

Am Sterbebett meiner Mutter versuchte ich zu scherzen: »Du darfst nicht gehen, ohne dein Käsekuchenrezept zu verraten.« Meine Mutter lächelte ganz fein, konnte aber nicht mehr sprechen. Ein paar Tage später fand ich in ihrem Nachlass ein kleines handgeschriebenes Büchlein – darin auch ihr Käsekuchenrezept.

Ute Kretschmer-Risché, Rastatt

 

Was mein Leben reicher macht

Texel 2013 mit Tina. In der Nacht liegt sie neben mir, einem Engel gleich. Ich kann nicht schlafen und schaue sie über Stunden an. Ich streichele ihr Haar, ihre Stirn. Am Morgen wacht sie auf, blinzelt mich an und fragt verschlafen: »War was?« – »Nein. Alles okay.« Es war eine der schönsten durch- wachten Nächte meines Lebens, denn ich hatte ein lebendes Gemälde neben mir. Den Menschen, den ich (55 Jahre) schon sooooooo lange liebe.

Sven Kliemann, Zeven, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Der Regenbogen, den ich an einem grauen Herbsttag vor einer Wolkenlücke entdecke. Sein Ende scheint das Dach der Uni-Bibliothek Dresden zu berühren, zu der ich gerade unterwegs bin, um an meiner Bachelor-Arbeit zu schreiben.

Eva Thieme, Pesterwitz, Sachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Bei plötzlich schleusenartigem Regen stehe ich mit meinem Einkaufswagen am Ausgang des Supermarktes. Neben mir ein mir unbekannter Herr. Während ich weiter auf das Nachlassen des Regens warte, geht er zum Parkplatz, kommt mit zwei Schirmen zurück, begleitet mich zu meinem Auto und wartet, bis ich meinen Einkauf verstaut habe. Wo findet man noch solche Kavaliere?

Gabriele Schaider, Bensheim, Hessen

 

Was mein Leben reicher macht

16,3 Festmeter Langholz Buche! Erst ein eindruckvoller Berg; jetzt in wochenlanger Arbeit gesägt, gespalten, aufgeschichtet und abgedeckt. Und mein inzwischen 88 Jahre alter Vater war bei all der Arbeit unermüdlich dabei!

Helmut Müller, Albstadt

 

Was mein Leben reicher macht

Mit meiner zweijährigen Tochter in Fantasiewelten zurückzukehren – dank meiner Eltern, die alle unsere Kinderbücher 30 Jahre lang aufbewahrt haben!

Stephanie Fernandez Lesage, München

 

Was mein Leben reicher macht

Wien, Westbahnhof. Zur U6 geht es eine lange Treppe hoch. Eine junge Frau, vielleicht 18 Jahre, nimmt sie fast gleichzeitig mit mir (62). Ich weiß nicht, wer das Spiel begann: Wir sprinten wie in einem nicht offiziell erklärten Wettbewerb die Stufen hoch. Sie wird schneller, ich werde schneller, sie nimmt zwei Stufen auf einmal, ich tue es auch. Oben angekommen, dreht sie sich zu mir und reicht mir sportlich die Hand zum Einschlagen: »Nicht schlecht«, sagt sie und geht ihres Weges.

Gottfried Koch, Leipzig

 

Was mein Leben reicher macht

Unser Sohn hatte sich aus seiner Wohnung ausgesperrt und kam, um seinen Ersatzschlüssel zu holen. Es wurde ein unverhofft belebender Abend – wir saßen zusammen, und er las uns Wilhelm Busch vor!

Clementine Campen, Hamburg