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Lang ist’s her!

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Neulich beim Aufräumen fiel mir aus einem alten Buch meiner Eltern (Titel: Entdecker, Forscher, Weltenbummler) diese Kurstabelle DM – britisches Pfund von 1965 in die Hände. Von der Dresdner Bank. »Ein Gütezeichen für den fachgerechten Umgang mit Geld«, wie es auf der Rückseite heißt…

Andrea Rüther, Detmold

 

Rüge fürs Küchenkommando

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Vor Kurzem bat mich meine Nachbarin, ihr ein paar deutsche Schriftstücke zu übersetzen, die sie im Nachlass ihres verstorbenen Vaters gefunden hatte. Als französischer Soldat war er 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten und musste in Schlesien in einem Metall-­Betrieb arbeiten. Er konnte 1943 oder 1944 fliehen und sich nach Frankreich durchschlagen. Neben seinem französischen Soldbuch (das er ja für seine Entlassung aus dem Militärdienst in der Heimat brauchte!) hatte er auch diese Verwarnung wegen »grün« geschälter Kartoffeln aufgehoben. Ich kannte diesen (möglicherweise schlesi­schen?) Ausdruck nicht, entnehme dem Text aber, dass der großzügige Um­gang des Küchenkommandos mit dem Schälmesser offenbar als Sabotage angesehen wurde.

Barbara Bonneau, Gradignan, Frankreich

 

Das Zeugnisheft

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Beim Stöbern in alten Dokumenten fiel mir mein altes Zeugnisheft in die Hände, das mich immer wieder belustigt. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war Papier knapp, und man war dankbar, die alten Formulare noch nutzen zu können. Störend war jedoch die auf der ersten Seite aufgedruckte Erkenntnis »Was ihr heute nicht lernt, werdet ihr in Zukunft nicht können«. Unterschrift: »Adolf Hitler«. Meine pädagogisch sehr engagierte Klassenlehrerin entschloss sich zu einer Entnazifizierung des Heftes mit Augenmaß: Die Unterschrift wurde säuberlich geschwärzt. Der Spruch war in ihren Augen wohl nicht zu beanstanden und blieb stehen.

Conrad Nolte, Heiligenhafen, Schleswig-Holstein

 

Der Olympia-Ausweis

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In den Unterlagen meines kürzlich verstorbenen Vaters fand ich diese Erinnerung an die IX. Olympischen Winterspiele 1964 in Innsbruck. Mein Vater war einer der Techniker des IBM-Teams. Am Wettkampfort wurden die Ergebnisse über eine Tastatur erfasst und per Tele-Processing an das Rechenzentrum in einer umgebauten Turnhalle der Innsbrucker Universität übermittelt. Dort wurden die Daten von meinem Vater und seinen Kollegen verarbeitet, ausgedruckt – Computerbildschirme gab es noch nicht – und von sogenannten Operators abgelesen und per Telefon dem Platzsprecher, dem Verantwortlichen für die elektronische Anzeigetafel und dem Fernsehen mitgeteilt. Die Information der Weltpresse erfolgte per Fernschreiber. Besonders stolz war man darauf, dass drei Minuten nach dem Lauf des letzten Teilnehmers bereits die Ergebnisliste des gesamten Wettlaufs fertig war. Mein Vater konnte keinen der Wettkämpfe ansehen, im Schichtplan war festgelegt: »Herr Ganz muss während der Wettkämpfe im Data-Center anwesend sein.«

Birgit Drung, Kelkheim

 

Zum Ball beim Kaiser

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In den Unterlagen meines Großvater fand ich kürzlich die Einladung an den jungen Leutnant zum kaiserlichen Ball im Berliner Stadtschloss im Januar 1899. Dazu heißt es im Begleitschreiben: »Die Vorfahrt ist … von der Schloßfreiheit her durch Portal Nr. 3 bei der gegenüber der Wache belegenen Höllen-Treppe.« Ich frage mich, ob es beim Wiederaufbau des Schlosses wieder eine Höllentreppe geben wird.

Adalbert Hoffmann, Telgte, Nordrhein-Westfalen

 

Bescheinigung für Dienstgrad

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Im Jahre 1943 war unsere Wohnung in Neumünster bei einem Bombenangriff zerstört worden. Wir kamen bei Verwandten in Dänschenburg unter, einem kleinen Dorf in der Nähe von Rostock. Und mein Vater wurde nach seiner Rückkehr vom sowjetischen Militärkommandanten dort als Ortspolizist eingesetzt. Allerdings passierte es häufig, dass er von Rotarmisten unter Vorhalt einer Waffe seines Fahrrades beraubt wurde, wenn er in den zu seinem Beritt gehörenden Dörfern unterwegs war. Um dies zu verhindern, stellte ihm der Bürgermeister eine amtliche Bescheinigung für sein Dienstrad aus. Die eigentliche Wirksamkeit erhielt dieser »Schutzbrief« allerdings erst durch Übersetzung ins Russische und Bestätigung durch den Militärkommandanten. Danach ist meinem Vater kein Fahrrad mehr abhandengekommen.

Auch die Rückseite ist übrigens ein bemerkenswertes Zeitdokument: Sie zeigt, welch heute nicht mehr vorstellbarer Mangel selbst an einfachsten Dingen herrschte. Das Amt hatte nicht einmal frisches Papier zur Verfügung und musste sich mit der Rückseite eines noch (aus den dreißiger Jahren) übrig gebliebenen Formularvordruckes behelfen.

Hans-Walter Beencke, Hamburg

 

Das Weihnachtszeugnis

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Das ist mein erstes Schulzeugnis: ohne Formular, ohne Stempel, ausgestellt in einem kleinen Dorf in Schlesien (Kreis Löwenberg, unweit von Hirschberg). Die Schule und der ganze Ort standen seit Mai 1945 unter polnischer Besatzung, nebenan residierte die russische Kommandantur. Ich erhielt wie einige andere Kinder des Dorfes ab Sommer 1945 Privatunterricht von einem Fräulein Türk, einer jungen Lehrerin, die auf der Flucht bei uns gestrandet war. Ich weiß nicht, ob ich damals stolz auf meine Noten war. Aber heute freue ich mich über das vergilbte, ausgefranste Blatt mit den handgemalten Tannenzweigen.

Ekkehard A. E. Schmidt, Bergisch Gladbach

 

Christbaumkerzen

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Nach dem Tod meines Schwiegervaters fand ich beim Aufräumen in seiner Bastelwerkstatt eine Zigarrenkiste, die mich interessierte. Darin lagen selbst gegossene Wachskerzen mit elektrischer Beleuchtung. Wie mir meine Schwiegermutter erzählte, hatten sie diese im Jahr 1968 erstmalig eingesetzt. Die Schwiegermutter erinnert sich auch noch an die zahlreichen Versuche, die dem vorangegangen waren…

Franz Hermann Bürger, Dortmund

 

Es ist soweit!

Die Zeit der Leser 50/2013 Wiedergefunden: Es ist soweit!

Auf einem Flohmarkt habe ich diese witzige Karte entdeckt. Sie wurde am 11. Dezember 1913 zur Post gebracht und dort abgestempelt,
also vor genau hundert Jahren.

Brigitte Wünsch,
Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Oberbayern

 

Der preußische Opa

zeit der leser 49/2013 wiedergefunden

Heute belegt ein Personalausweis, dass ich Deutscher bin. Im Jahre 1902 bescheinigte ein »Staatsangehörigkeits-Ausweis« meinem Großvater, dass »derselbe und zwar durch Abstammung die Eigenschaft als Preuße besitzt«. Der Geburtsort Bockhorn liegt in Schleswig-Holstein. Mein Großvater absolvierte seine berufliche Ausbildung in Hamburg, arbeitete später in Frankfurt und schließlich in Mannheim. Wenn ich ihn als Kind dort besuchte, hatte er immer viel Zeit für mich. Ich habe schöne und gute Erinnerungen an ihn. Seine »preußischen Eigenschaften« aber waren mir unbekannt – bis ich kürzlich dieses Dokument entdeckte.

Volker Wille, Hannover