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Zeitsprung: Dem Schicksal mit der Schere trotzen

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Eierstockkrebs! Völlig unglaublich für mein Alter – 24 Jahre –, aber im Dezember 2013 bekam ich die Diagnose. Und von einem Tag auf den anderen war alles anders. Plötzlich hatte ich nicht mehr die Kontrolle über das, was in meinem Leben passierte. Wegen der vielen Komplikationen verbrachte ich fast die ganze Zeit im Krankenhaus. Ende Februar kämpfte ich dann für zwei Tage zu Hause. Das war, bevor die extrem heftige Chemotherapie anfing. Die Ärzte versicherten mir, dass die Haare ausfallen würden. Bis dahin waren meine Haare mein absolutes Heiligtum. Also beschloss ich, mir zumindest einen kleinen Teil meines Selbstbestimmungsrechtes zurückzuholen, indem ich sie mir in Anwesenheit vieler Freunde selbst abschnitt und dies auch fotografisch dokumentierte. Die ganz pragmatische Nützlichkeit (man schwitzt während der Chemo oft, da ist so eine Glatze ganz vorteilhaft) und mehr noch der Zuspruch meiner Freunde und meiner Familie halfen mir, meinen Entschluss nicht zu bereuen und mich auch ohne lange Haare weiblich und schön zu fühlen. So schafften wir es gemeinsam, dem Schönheitsideal und dem Schicksal einen Streich zu spielen. Seit vier Wochen ist die Chemo überstanden. Tumorfrei (und mit ersten Stoppeln auf dem Kopf ) gehe ich nun in die vorbeugende Strahlentherapie.

Natalie Müller, Aalen

Unser Körper soll attraktiv sein und problemlos funktionieren. Was aber, wenn wir den Idealvorstellungen nicht entsprechen? Oder unser Körper kaputtgeht? Mit diesen Fragen befassen sich unsere Leser aktuell in der Serie Körperbilder. Wir freuen uns weiterhin auf Ihre Einsendungen – bitte per E-Mail an leseraufruf@zeit.de, Betreff „Körperbilder“.

 

Was mein Leben reicher macht

Bei einer Fahrradtour überquere ich einen kleinen Fluss. Ich verliere einen Schuh und kann nur mehr zusehen, wie er davonschwimmt. Eine unbekannte Frau fischt den Schuh flussabwärts aus dem Wasser und überreicht ihn mir mit einem Strahlen im Gesicht. Danke!

Franz Wörle, Reutte, Österreich

 

Wohlweh: Mein Wort-Schatz

Nach einem Unfall mit Schulterverletzung musste ich mich in physiotherapeutische Behandlung begeben. Die schmerzhaften Dehnungen des Armes durch Physiotherapeutin wurden durch die erläuternde Erklärung »das ist Wohlweh« kommentiert. Wie recht sie hatte, half es doch über den Schmerz hinweg.

Hartmut W. Rese, Stockelsdorf, Schleswig-Holstein

 

Kinderhandel

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Mutter werden ist nicht schwer – dank dieses Großhandels. Doch wozu ein halbes Kind? Zum Üben? Gesehen in Marseille.

Angelika Gausmann, Borchen, Nordrhein-Westfalen

 

Was mein Leben reicher macht

Marc, der am Morgen nach unserem vierten Date neben mir im Bett sitzt. Jeder von uns mit einer Tasse Tee und einem Teil der ZEIT in der Hand. Soll ich ihm sagen, dass ich das jetzt am liebsten jeden Samstag so machen würde?

Anna Stützle, Stuttgart

 

Zeitsprung: Stürmisch

Liebe ZEIT der Leser-Redaktion,
am 3. Juni 2014 mailte ich Ihnen ein Foto (linke Abbildung) von unserem schönen Zwetschgenbaum für Ihre Rubrik Mein Freund, der Baum. Dann fegte am Pfingstmontag das Sturmtief Ela über Düsseldorf, und das angrenzende Ruhrgebiet und unser alter Baum hatte nicht mehr genug Kraft, sich dem Wind zu widersetzen (rechte Abbildung). Wir mussten ihn schweren Herzens absägen.
Liebe Grüße

Sophie Reich, Bochum

 

Die Kritzelei der Woche

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Ich führe eine kleine Autowerkstatt in Bremen. Und wenn zwischendurch mal Langeweile aufkommt, nutze ich die Zeit,
meine Schreibtischunterlage zu bemalen.

Axel Antpöhler-Golz, Bremen

 

Was mein Leben reicher macht

Das erste Sonntagsfrühstück mit unserer zehn Tage alten Tochter. Philippa, meine Frau und ich liegen gemeinsam im Bett – Philippa auf meiner nackten Brust. Ich spüre ihre Wärme und ihren sanften Atem. Mein Blick schweift ab, aus dem Fenster, in die grünen Bäume und den blauen Himmel. Und meine Gedanken sind bei unserer vor der Geburt verstorbenen Zwillingstochter Florentine. Ob sie uns wohl von irgendwo sieht? Bestimmt!

Christoph Huttmann, Hamburg