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Guckschatz: Mein Wort-Schatz

Mein Wort ist der Guckschatz. Der aus der Ferne angeschmachtete, verehrte Mensch. Der Abstand ist dabei ebenso wichtig wie das scheinbar völlige Unbeteiligtsein. Nicht selten guckt auch der andere sehr interessiert. Sobald der Abstand sich verringert, kommt es zum Erröten, Herzklopfen sowie zum Stammeln. Leider verschwindet dann auch gelegentlich der Zauber des Guckschatzes.

Christina Stettin, Marburg

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einem Tag im Garten die Häupter meiner kleinen Blondschöpfe zu küssen und dabei den Duft von Frühlingssonne und Kinderschweiß wahrzunehmen.

Ruben Scheja, St. Leon-Rot, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Mit offenen Scheiben von der Arbeit nach Hause zu fahren, den Song im Radio mit- zusingen, in den Rückspiegel zu blicken und zu merken, dass die Fahrerin hinter mir genau das Gleiche macht. Der perfekte Moment!

Christian Warken, Saarbrücken

 

Zeitsprung: Vater, Großvater

Das linke Foto zeigt meinen Vater im März 1968 in München mit mir im Kinderwagen. Ich bin da sechs Monate alt. Ich finde, man sieht deutlich, wie stolz er ist und welche Freude er daran hat, seinen ersten (und ein­zigen) Sohn durch Schwabing zu fahren. Wie elegant er aussieht mit Krawatte und Mantel! Er hat mir allerdings nicht ein einzi­ges Mal die Windeln gewechselt. Das taten Männer damals wohl eher nicht. Auf dem rechten Bild fährt er im März 2012 meinen einjährigen Sohn durchs Bayerische Viertel in Berlin. Er ist stolz, und wieder ist er ele­gant gekleidet. Während ich das Foto schie­ße, trage ich ein T-­Shirt und eine Kapuzenja­cke und auf dem Rücken einen Rucksack mit Windeln und Feuchttüchern. Die Ge­burt seines zweiten Enkels, eineinhalb Jahre später, hat mein Vater leider nicht mehr er­ lebt.

Jakob Schäuffelen, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einem übervollen Arbeitstag laufe ich durch die Abendsonne und höre die Kla­viermusik, die mein Freund für mich ge­spielt und aufgenommen hat. Ganz egal, wie viele Kilometer uns trennen, in diesem Moment ist er mir ganz nah.

Nadine Averkamp, Berlin

 

Sapperlot: Mein Wort-Schatz

Mir fallen mehrere Wörter ein, die mir viel bedeuten: Sapperlot!, damit machte die Tante ihrem Ärger Luft. Mein Vater beklagte oft die Saumseligkeit des Beamtenapparats. Und wunder­schön, aber nahezu in Vergessenheit gera­ten ist der Begriff Fürderhin für zu­künftig, weiterhin.

Dorita Rieger, Thedinghausen­-Beppen, Niedersachsen

 

Die Kritzelei der Woche

s82-kritzelei

Diese Zeichnung liegt auf meinem Schreib­tisch. Sie stammt von meiner Kollegin Anna­ Maria Fitschen. Die hat sie kreiert, als sie einmal lange darauf warten musste, dass ich mein Telefonat be­enden konnte. Büro­alltag…

Nicole Rütz, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Besuch bei meinem Nachbarn im Al­tersheim. Ich kann ihm berichten, dass die Schachbrettblume in meinem Garten zum ersten Mal blüht. Der Nachbar hat mir die Samen vor etwa fünf Jahren über den Gar­tenzaun gereicht. Es sind jetzt zwei Blüten: eine weiße und eine mit Muster »Herr Kirchhoff«.

Bettina Donauer, Nürtingen

 

Was mein Leben reicher macht

Nach zwölf Tagen Fasten: die erste Teelöf­felspitze vom gedünsteten Apfel mit etwas Zimt. Geschmacksrausch, Lebensfreude, vollkommene Zufriedenheit.

Katrin Voermanek, Berlin