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Verfumfeit: Mein Wort-Schatz

Beim Kaffee im Familienkreis kam mir der Ausdruck Verfumfeit über die Lippen. Meine Mutter stutzte: »Das ist ja Opas altes Wort!« Mein Großvater hatte es gebraucht, wenn er sagen wollte, dass man etwas verloren oder verlegt habe. Wir waren immer davon ausgegangen, dass mein Großvater dieses Wort frei erfunden habe und es allein unserer Familientradition gehöre. Ein Blick ins Grimmsche Wörterbuch und ins Internet belehrte uns jetzt aber eines Besseren: »veraltet, mundartlich: etwas unter Spiel und Sang herrichten; mundartlich: etwas in liederlicher Art und Weise machen und etwas verderben, verpfuschen, verschwenden, leichtfertig vertun«. Auch wenn mein Großvater also nicht der Schöpfer des Wortes ist: Es bleibt für uns immer mit Opa Otto verbunden.

Volker Kluft, Soest-Ostönnen

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Satz meines Mannes aus einem unserer nächtlichen Küchentischgespräche: »Das ist das Schöne am Verheiratetsein, dass der eine auf den anderen wartet.«

Ursula Garbe, Murnau am Staffelsee, Bayern

 

Nicht! Nicht mehr!

(frei nach Kurt Tucholsky)

Ein leichter Schock umnebelt die Gedanken:
Verdammt! Was soll der kalte Wind?
Die Winterreifen sind
in der Garage, seit dem letzten Tanken.

Was wehen jetzt des Winters Lüfte,
und die Natur steht wieder still?
Auch der April
verweigert die gewohnten Düfte.

Du lieber Gott, da ist doch nichts dahinter,
wenn dieser Bär sich murrend schleckt
weil wieder aufgeweckt?
So zieh ich mich zurück aus Angst vorm Winter.

Das hab ich nun. Ich muss am Ofen hocken,
die Animalität war zu früh wach.
Ich werde schwach.
Den Apfelblütenregen will ich, keine Flocken!

Joseph Rossa, Weerberg, Österreich

 

Was mein Leben reicher macht

Anfang April, Sonnenschein, 20 Grad: Ich, Mitte fünfzig, arbeite am Samstagnachmittag im Garten und ziehe, weil’s so schön warm ist, das T-Shirt aus. Der sechsjährige Nachbarsjunge beobachtet mich und meint: »Herr Nachbar, du hast ja gar kein T-Shirt an! Hat das deine Mama erlaubt?«

Joachim Veh, Lauingen an der Donau

 

Postkarten für meine Tochter

Ende März war ich wieder einmal völlig blank. Doch dann bastelte ich solche Osterpostkarten, wurde durch ihren Verkauf um 34 Euro reicher und konnte auf einer Fundsachenauktion für meine Tochter, die in Berlin studiert, ein original Manufactum-Fahrrad für 20 Euro ersteigern. Und jetzt macht es auch noch gleich mein Leben reicher, bei strahlender Frühlingssonne mit feiner Stahlwolle die Roststellen an den Schnellspannschrauben zu entfernen und zu wissen, dass meine Tochter auf diesem Fahrrad bald durch Berlin radeln wird.

Saskia Müller, Westerstede

 

Was mein Leben reicher macht

Die Aussicht, nach langen Wochen der winterlichen Abstinenz früh morgens wieder ins Freischwimmbad zu gehen. Ich habe heute nämlich erfahren, dass das Queichtalbad zu Ostern endlich wieder öffnet!

Elke Wedler-Krüger, Freimersheim, Pfalz

 

Brinkelmansche: Mein Wort-Schatz

Wenn unsere Mutter in der Hungerzeit nach dem Zweiten Weltkrieg – ich weiß nicht, wie – einmal einen Kuchen gezaubert hatte, dann fielen wir Kinder auch über die Brinkelmansche her. So hießen bei uns die kleinen Kuchenkrümel und -bröckchen, die beim Schneiden auf dem Kuchenteller übrig bleiben. Woher kommt »Brinkelmansche«? Ist es ein mundartlicher Ausdruck aus Berlin? Unsere Mutter wird das Wort nicht erfunden haben: Als Deutschlehrerin kannte sie sich mit unserer Sprache bestens aus.

Harald Nordmann, Düsseldorf

 

Was mein Leben reicher macht

Eine Geschichte, die ich auf der Halbinsel Eiderstedt aufgeschnappt habe. Eine Kundin telefoniert mit dem Biobauern: »Wann haben Sie wieder frisches Lammfleisch?« – »Wir schlachten am Montag. Am Dienstag könnten Sie die frische Lammkeule bekommen.« – »Sie würden das Lamm extra schlachten?« – »Ja.« – »Dann kauf ich mein Lammfleisch lieber in Hamburg.«

Susanne Dembsky, Berlin

 

Zeitsprung: Das Haus des Malers

Der Maler Rolf Dettmann (1915 bis 1992) hatte im Jahr 1980 den Giebel seines Wohnhauses in Kronenburg, Eifel, mit neun Ölbildern geschmückt, diese aber bald wieder abgenommen, weil sie der Witterung nicht standhielten. Als Ersatz wurden Drucke angebracht, die aber seit vielen Jahren völlig verblichen waren. Nach dem Tod von Dettmanns Witwe haben wir das Haus 2012 gekauft, um es als Dettmann-Haus zu erhalten und öffentlich zugänglich zu machen. Vor der Eröffnung haben wir neue Reproduktionen der noch vorhandenen Originalbilder von Rolf Dettmann am Giebel angebracht. Jetzt leuchtet das Haus wieder wie vor dreißig Jahren.

Hildegard und Peter Igelmund, Ormont