Lesezeichen
 

Die Kritzelei der Woche

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Die Zeichnung entstand bei der Durch­sicht meiner Masterarbeit, die sich mit den natürlichen Entwicklungsprozes­sen im Nationalpark Hainich beschäf­tigt. Getreu dem Nationalpark­-Motto »Natur Natur sein lassen« beherrschte die heimische Flora denn auch meinen Kopf.

Madlen Kästner, Hörsel, Thüringen

 

Rüge fürs Küchenkommando

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Vor Kurzem bat mich meine Nachbarin, ihr ein paar deutsche Schriftstücke zu übersetzen, die sie im Nachlass ihres verstorbenen Vaters gefunden hatte. Als französischer Soldat war er 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten und musste in Schlesien in einem Metall-­Betrieb arbeiten. Er konnte 1943 oder 1944 fliehen und sich nach Frankreich durchschlagen. Neben seinem französischen Soldbuch (das er ja für seine Entlassung aus dem Militärdienst in der Heimat brauchte!) hatte er auch diese Verwarnung wegen »grün« geschälter Kartoffeln aufgehoben. Ich kannte diesen (möglicherweise schlesi­schen?) Ausdruck nicht, entnehme dem Text aber, dass der großzügige Um­gang des Küchenkommandos mit dem Schälmesser offenbar als Sabotage angesehen wurde.

Barbara Bonneau, Gradignan, Frankreich

 

Was mein Leben reicher macht

Samstags beschließe ich meine Maler­ arbeiten am Balkon unserer neuen Woh­nung hoch über den Dächern Stuttgarts und betrachte im Abendlicht zufrieden mein Tagwerk und den Blick über die Stadt. Da fangen nach und nach alle Glocken der Stadt an zu klingen. Ver­wundert begreife ich: Hier wird der Sonntag eingeläutet. Und: Das gibt’s von nun an wöchentlich!

Welch unverhofftes Geschenk!

Christoph Arnold, Stuttgart

 

Opensieder: Mein Wort-Schatz

Kennen Sie das? Da gebraucht man im trauten Familienkreis ein Wort, und über Jahrzehnte gibt es keinerlei Ver­ständnisprobleme. Und irgendwann merkt man, außerhalb der Familie kennt kein Mensch diesen Begriff! So erging es mir mit dem Werkzeug, das man zum Entfernen der Kronenkorken verwen­det: Flaschenöffner? Kapselheber? – Nein! Bei uns – und offenbar nur bei uns – heißt das Gerät seit eh und je Opensieder.

Uwe Tode, Altenholz, Schleswig­Holstein

 

Mitschnacker

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Einerseits fasziniert es mich, dieses alte Verkehrsschild im Lübecker Forst Lauerholz bis heute unver­ändert vorzufinden (Mann mit Kind statt der inzwischen üblichen Frau mit Kind). Andererseits gru­selt es mir auch ein wenig, sooft ich daran vorbeikomme.

»Wer hat Angst vorm ›Schwarzen Mann‹?«, riefen wir als Kinder beim Spielen und rannten davon. Genauso schnell sollten wir laufen, wenn wir von einem Fremden, ei­nem »Mitschnacker«, angespro­chen würden, brachten uns unsere Eltern bei.

Wenn das in der heutigen Zeit auch so einfach wäre! Real und im Netz sind die Mitschnacker präsen­ter denn je.

Matthias Puck, Lübeck

 

Was mein Leben reicher macht

Meine »kleine Jagdsau« (Riesenschnau­zer, 40 Kilo) nach jahrelangem Training ohne Leine über die Wiesen stöbern las­sen zu können und zu wissen, dass – falls doch einmal Reh oder Hase seinen Weg kreuzen – ein Ruf genügt, um ihn wieder an meiner Seite zu haben.

Mareike Wilms, Hötzum, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Haiku: fünf Silben, sieben Silben, fünf Silben, zwischen der zweiten und dritten Zeile ein »innerer« Gedankenstrich, eine Atempause. Umschalten und neu begin­nen.

Rudolf Schieder, Weiden in der Oberpfalz

 

Einmerker: Mein Wort-Schatz

Eine Freundin aus München hat mei­nen Wortschatz bereichert, und zwar durch den Begriff Einmerker (oder, noch sympathischer, Einmerkerl). Es handelt sich um ein bayerisches Synonym für das steife hochdeutsche Wort Lesezeichen, neudeutsch inzwi­schen auch Memo oder Post­it genannt.

Uwe Melchior, Niederbreitbach, Rheinland ­Pfalz

 

Was mein Leben reicher macht

Meine wundervolle kleine Gefährtin, mit der ich neun Monate Elternzeit verbringen darf. Ich genieße jeden Tag in dem Be­wusstsein, dass diese Zeit einmalig ist.

Michael Siemers, Dortmund