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Pneumokokken: Mein Wort-Schatz

Auch Österreich kann, die deutsche Sprache betreffend, durchaus kreativ sein: Zugfahrt von Hallein nach Bischofshofen. Aufgeregt warte ich – nein, nicht auf die Fahrkartenkontrolle, sondern auf die unvermeidliche Ansage. Ich warte begierig auf den Namen des Zugs. In Österreich nämlich haben Schnellzüge nicht nur Nummern, sondern auch mehr oder minder originelle Namen. Und diesmal erlebe ich den absoluten Höhepunkt in meiner Laufbahn als Bahnkundin: »Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie an Bord des IC 542 – PNEUMOKOKKEN AB50.AT!« Mein Tag ist gerettet. Selten so gelacht!

Susanne Kreuzberger-Zippenfenig, Kuchl bei Salzburg

 

Obacht

(nach Joseph von Eichendorff, »Mondnacht«)

Es war als hätt’ der Lümmel
Die Braut mal schnell geküsst,
Dass ich im Menschgetümmel
Dies mit ihm klären müsst.

Die Nerven tobten. Scheiße!
Da hat er nur gelacht.
Mein Hirn ging dummerweise
Mal kurz auf Schicht im Schacht

Und meine Kehle sandte
Wut in die Nacht hinaus.
O Weiberwillen! Tante
Ich geh allein nach Haus!

Maria Gessler, Horb am Neckar

 

Was mein Leben reicher macht

Vor ein paar Monaten sind wir in die Schweiz gezogen. Die Umstellung fiel meinen Töchtern nicht leicht: Das Schulsystem ist ganz anders als in Hamburg. Auf dem Heimweg in der S-Bahn frage ich meinen Mann am Handy, ob zu Hause alles in Ordnung sei. Seine Antwort lässt mich laut ausrufen: »Was!?« Die Mitreisenden schrecken zusammen. »Eine 5 in Mathe!«, erkläre ich. In der Schweiz ist das die zweitbeste Note. Darauf ein mehrstimmiges »Oh!«, Applaus, beifälliges Nicken. Und beim Aussteigen sagt eine Frau: »Herzliche Gratulation nach Hause.« Ich mag die Schweizer.

Julia Kosinár, Brugg im Aargau

 

Ein Hilferuf

Voriges Jahr haben Sie einen Beitrag von mir veröffentlicht, und das hat mir geholfen, alte Freunde in Frankreich wiederzufinden: Eva und Alexis Philippoff, pensionierte Uni-Professoren in Paris oder in der Nähe. Leider ging mein Laptop im Dezember kaputt, und ich habe dabei die Mailadresse der beiden verloren. Können Sie mir bitte helfen? Alexis liest regelmäßig die ZEIT und wird mich wiederfinden.

Liselotte Beran, Wien

 

Das Zeugnisheft

s88-leistungsbuch

Beim Stöbern in alten Dokumenten fiel mir mein altes Zeugnisheft in die Hände, das mich immer wieder belustigt. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war Papier knapp, und man war dankbar, die alten Formulare noch nutzen zu können. Störend war jedoch die auf der ersten Seite aufgedruckte Erkenntnis »Was ihr heute nicht lernt, werdet ihr in Zukunft nicht können«. Unterschrift: »Adolf Hitler«. Meine pädagogisch sehr engagierte Klassenlehrerin entschloss sich zu einer Entnazifizierung des Heftes mit Augenmaß: Die Unterschrift wurde säuberlich geschwärzt. Der Spruch war in ihren Augen wohl nicht zu beanstanden und blieb stehen.

Conrad Nolte, Heiligenhafen, Schleswig-Holstein

 

Mein Wort-Schatz

Im schwäbischen Dörfchen Sülzbach stand der Verkauf des Gartens am Pfarrhaus an. Im Kirchenvorstand mussten wir entscheiden, ob wir den finanziellen Kraftakt wagen können, das schön gelegene Grundstück zu erwerben. Schließlich fassten wir den Pfarrgartengrundstückserwerbsfinanzierungsplanbeschluss und können uns auch künftig auf schöne Gartenfeste freuen und auf die Predigten, zu denen sich unser Pfarrer sich in dieser Gartenidylle inspirieren lässt.

Peter Stei, Obersulm, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Nach mehr als 45-jährigem glücklichen Zusammenleben mit meinem Lebensfreund, das jäh durch den Tod beendet wurde, habe ich vor fast zwei Jahren eine Frau gefunden, die mein Leben reicher macht. Wenn ich morgens aus dem Badezimmer schaue und die brennende Morgensonne sehe und den glühenden Horizont, dann bin ich glücklich und dankbar.

Reinhard Hausmann, Marl

 

Kiesätig: Mein Wort-Schatz

Das Wort ist mir im Laufe meines langen Lebens verloren gegangen. Jetzt aber habe ich es bei Fontane wiedergefunden, denn genau wie sein Vater sagte auch meiner: »Sei nicht so kiesätig!« Ich war eigentlich keine kiesätige Esserin, bekam es aber zu hören, wenn es Fisch gab. Später dann, als es unsere Familie nach Hamburg verschlug, musste ich umlernen und durfte nicht »krüsch« sein.

Christine Naegele, Frankfurt am Main